von Oliver Hopfgartner*
Das Coronavirus hat das Alltagsleben der Bürger lahmgelegt. Bis vor kurzem hieß es noch, es gibt keine Therapie gegen dieses Virus, nach inzwischen weltweit über 150.000 Erkrankungsfällen zeigen sich erste Behandlungserfolge.
Ich möchte hier einen kurzen Überblick über einige Therapieansätze geben.
Südkorea setzt bevorzugt auf zwei Medikamente: Das Malariamedikament Chloroquin sowie die HIV-Medikament-Kombination Lopinavir/Ritonavir. (1)
Diese Substanzen rückten in den Fokus, weil von ihnen bereits bekannt war, dass sie die Virusvermehrung innerhalb der Zelle verlangsamen bis stoppen können.
Grob gesagt vermehrt sich das Coronavirus innerhalb der menschlichen Zelle, indem es die Zelle dazu bringt andere Enzyme zu produzieren, die dann neue Viruspartikel bauen. Beide Therapieansätze greifen genau in diesen Mechanismus ein und erschweren es dem Virus so, sich innerhalb der menschlichen Zelle zu vermehren.
Besonders interessant ist dabei der Einsatz von Chloroquin. Es handelt sich hier um ein relativ günstiges Medikament und es konnte bereits nachgewiesen werden, dass es unter Laborbedingungen außerhalb des menschlichen Körpers die Vermehrung vom neuen Coronavirus hemmen kann. (2) Diesbezüglich wurden auch schon klinische Studien gestartet, aktuell schaut es so aus als wäre dieser Effekt auch in der klinischen Anwendung nachweisbar. (3) Daher empfiehlt auch China die Therapie mit Chloroquin. (4)
Ich möchte hier explizit betonen, dass all diese Erkenntnisse mit Vorsicht zu genießen sind. Solange keine Ergebnisse einer randomisierten, verblindeten klinischen Studie vorliegen, kann man keine sichere Aussage treffen. Aktuell sind die Beobachtungen allerdings vielversprechend.
Lopinavir und Ritonavir werden in erster Linie deshalb empirisch eingesetzt, weil sie 2004 bei SARS gute Ergebnisse zeigten. (5)
Ein weiteres Medikament, das vielversprechend in der Therapie des neuen Coronavirus zu sein scheint ist das relativ teure Rheumamedikament Tocilizumab. (6) Es handelt sich hierbei um einen sogenannten monoklonalen Antikörper. Diese Medikamente sind in der Regel an der Endung -mab zu erkennen. Rheuma ist eine Erkrankung, bei der das eigene Immunsystem überreagiert und so zu sinnlosen Entzündungen von Gelenken, aber auch anderen Geweben führt. Tocilizumab „moduliert“ das Immunsystem und bremst so die (Über-)Reaktion des Körpers ein.
Intuitiv würde man sagen, dass eine Einbremsung des Immunsystems bei einer Infektion mit Coronavirus kontraproduktiv sein müsste. Hierzu muss man jedoch wissen, dass die Atembeschwerden hauptsächlich durch die körpereigene Immunreaktion hervorgerufen werden.
Die Therapieerfolge mit Tocilizumab sind bisher nur subjektiv, es gibt noch keine wissenschaftlichen Publikationen dazu, derzeit läuft eine klinische Studie mit 188 Patienten. (7)
Auch wenn der Umgang mit dem Coronavirus für manche Bürger chaotisch und undurchdacht wirken mag, es wird daran gearbeitet, die Virusbekämpfung so effektiv und sicher wie möglich zu gestalten. Panik ist ein schlechter Berater. Dieser Beitrag befasst sich ausschließlich mit den Therapiemöglichkeiten. Einhalten der allgemeinen Hygieneempfehlungen senkt das Infektionsrisiko drastisch. Wie bei jeder Krankheit ist die Vorbeugung die beste Medizin.
*) Der Autor ist seit Abschluss des Studiums der Humanmedizin in Graz als Arzt in der Steiermark tätig, zuletzt arbeitete er an der Universitätsklinik für innere Medizin in Graz. Derzeit befindet er sich in Väterkarenz.
(1) http://www.koreabiomed.com/news/articleView.html?idxno=7428
(2) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/32150618
(3) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/32074550
(4) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/32164085
(5) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/32104907
(6) http://www.ansa.it/english/news/science_tecnology/2020/03/11/coronavirusarthritis-drug-seems-to-work_8113f9d9-9bb8-4181-9c02-3e314c30e7e9.html
(7) https://www.pharmaceutical-technology.com/news/roche-actemra-coronavirus-complications/
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