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Die (angeblich) mehrsprachige Claudiana.
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Autor:a

ai

Gestern Abend ging es am Runden Tisch von Rai Südtirol darum, wie das heimische Gesundheitssystem verbessert werden könnte. Unter anderem wurde dabei auch die Landesfachhochschule für Gesundheitsberufe angesprochen:

Maria Elisabeth Rieder (Team K): …wenn wir von der Claudiana reden: Die Claudiana — wurde vorher ja schon angesprochen — hat auch nicht, und das traue ich mich als Pustererin zu sagen, ganz so einen guten Ruf in Südtirol, zumindest in der östlichen Landeshälfte. Ich weiß aus meiner Arbeit im Krankenhaus, dass immer wieder beklagt wird, dass sehr wenige Studentinnen und Studenten aus dem Pustertal, aber auch aus dem Eisacktal an der Claudiana studieren.

Christian Bassani (Moderator): Wissen Sie den Grund?

Reinhold Perkmann (Primararzt am LKH Bozen): Ich kenne einen Grund. Also der eine Grund, der mir gesagt wurde von einer Betroffenen… ja sie würde die Claudiana nicht [wählen], weil es dort vorwiegend italienischsprachigen Unterricht gibt. Und dabei frage ich mich natürlich — ich lasse es dahingestellt, es ist eine dreisprachige Ausbildung eigentlich vorgesehen, auf dem Papier — aber wenn jemand im 21. Jahrhundert als junger Mensch, eine Matura gemacht hat, vor einem italienischen Unterricht eine gewisse Hemmschwelle besitzt, dann frage ich mich: »Ja, ist etwas in der Oberschule schiefgegangen?« Für mich ist es egal, ob ich eine Vorlesung in Italienisch oder in deutscher Sprache oder in Englisch höre. Es sollte eigentlich auch so sein, dass das nicht ein Grund sein dürfte — weder für die östliche, noch für die nördliche Landeshälfte, nach Österreich abzuwandern.

Transkription:

Perkmann fragt sich also zwar, ob »etwas in der Oberschule schiefgegangen« ist, aber ausdrücklich nicht, ob auch an der Claudiana etwas nicht funktioniert, wenn es dort angeblich »vorwiegend italienischsprachigen Unterricht« gibt. Das lässt er lieber »dahingestellt«. Und er schließt allen Ernstes von sich als 58jährigem Primararzt auf 40 Jahre jüngere Jugendliche, für die ein Studium, das überwiegend in ihrer Zweitsprache stattfindet, keine Hemmschwelle darstellen darf?

Ich bin einigermaßen baff, dass eine derartige Aussage vom ehemaligen Vorsitzenden der SVP-Arbeitnehmerinnen (und nicht etwa von der Urzì-Partei) kommt.

Dass viele Südtiroler Absolventinnen deutscher Oberschulen jedes Jahr ein Studium an einer Universität in Italien beginnen, sollte zudem ein Indiz dafür sein, dass so viel gar nicht schieflaufen kann. Wenn aber junge Menschen — die vermutlich großteils vorhaben, in Südtirol zu arbeiten — von einer angeblich dreisprachigen Bildungseinrichtung in Südtirol verlangen, eine zweisprachige (und somit gleichberechtigt deutschsprachige) Ausbildung zu erhalten, sollte das eigentlich nicht erstaunlich, sondern völlig normal sein.

Cëla enghe: 01 02 03



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Comentârs

12 responses to “Die (angeblich) mehrsprachige Claudiana.
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  1. Harry Dierstein avatar
    Harry Dierstein

    Schade, dass nur so wenige in Südtirol richtig gut Deutsch sprechen können, sondern stattdessen nur die “Tirouler Dialekt-Geheimsprache”.

    Wenn die Einheimischen willens wären, sich im Alltag mehr anzustrengen, dann wären die Italiener (und auch alle anderen Ausländer) schon erheblich weiter beim Erlernen unserer wunderbaren deutschen Muttersprache.

    Und auch sehr schade, dass dieser Umstand vom “linksgrünversifften Seperatismus-Portal” (von wem auch immer finanziert) leider komplett vernachlässigt wird.

    1. G.P. avatar
      G.P.

      Das ist jetzt aber nicht wirklich Ihr Ernst? Na ja, einen Schuldigen muss es ja geben …
      Glauben Sie, in Bayern, in Vorarlberg oder in Nordtirol wird im Alltag ein sauberes Hochdeutsch gesprochen?

    2. Stuff avatar
      Stuff

      Ein Tiroler ist halt ein Tiroler und kein Deutscher. Ich kann alle drei Sprachen, tirolerisch, hochdeutsch und italienisch, dazu noch englisch und ein wenig französisch. Kenne Menschen aus allen möglichen Kulturkreisen und wenn man sich verstehen will, dann geht das auch irgendwie. In Bozen scheint mir das aber oft nicht der Fall. Probieren Sie mal, Herr Dierstein, in öffentlichen Institutionen, mit Ihrem Großdeutsch daherzukommen, sie werden sehr oft abblitzen, wenn sie nicht auf italienisch umswitchen, aber nicht von den “Tiroulern”, die ermöglichen nämlich erst Ihre Existenz in dieser Gegend, weshalb Sie vielleicht etwas respektvoller vielleicht sogar dankbar sein könnten. Und wie soll Ihrer Meinung nach ein Student sein Hochdeutsch verfeinern, wenn die Dozenten diese Sprache entweder nicht verstehen oder einfach nur verweigern? Ich würde mich einfach nur an der Nase herumgeführt fühlen und das ist keine gute Basis für ein glückliches Studium mit entsprechendem Lernerfolg.

    3. Harry Dierstein avatar
      Harry Dierstein

      Ist mein voller Ernst!
      Die Bayern, die ich entweder persönlich kenne oder auch nur aus der Entfernung beobachte, sind zu 90 % in der Lage zu switchen. Unter sich sprechen sie Dialekt, mit Auswärtigen sprechen sie Standarddeutsch.

      Diese Kompetenz hat in Südtirol fast niemand. Das hat auch etwas damit zu damit, dass der Südtiroler meist furchtbar schlecht Deutsch spricht und dann wechselt er ihm Umgang mit Italienern oder Ausländern viel lieber ins Italienische, weil er mit denen viel lieber schlecht Italienisch spricht, als schlecht Deutsch. (Dass der Italiener am Ende vielleicht sogar noch besser beherrschen könnte als der Eingeborene.)

      Dieses Phänomen der “Südtiroler Sprachscham” beobachte ich jetzt seit fast einem Jahrzehnt und ich weiß nicht, ob dies in anderen Regionen der Welt auch so auftritt.

      Dass die Italiener nicht besser Deutsch können, ist jedenfalls in allererster Linie die “Schuld” der Südtiroler und nicht umgekehrt.

      1. Harald Knoflach avatar
        Harald Knoflach

        “fast niemand”
        Wie wenig ist “fast niemand” so in Prozent? Und gibt es irgendwelche belastbaren Daten und Belege für diese Behauptung oder tun wir hier Kaffeesudlesen?
        Apropos Deutsch: dass ≠ das

      2. Harald Knoflach avatar
        Harald Knoflach

        p.s. laut netiquette punkt 7 verkneifen wir uns für gewöhnlich hinweise bezüglich der rechtschreibung anderer diskussionsteilnehmer. in diesem fall halte ich den hinweis jedoch für gerechtfertigt, da dierstein sprachkompetenz zum thema macht und anderen diese abspricht.

      3. Philipp Fallmerayer avatar
        Philipp Fallmerayer

        Bei Ihrer Rechtschreibung gibt es aber auch noch etlichen Nachholbedarf. Oder bin ich etwa über künstlerische Stilmittel oder dergleichen in Unkenntnis…?

      4. Harald Knoflach avatar
        Harald Knoflach

        Wie gesagt: Diskussionen über Rechtschreibung sind auf BBD lt. Netiquette nicht erwünscht. In diesem Fall ging es jedoch darum, dass jemand anderen pauschal mangelnde Sprachkenntnis unterstellt und dabei selbst Fehler macht. Ich habe von mir aus niemanden wegen seiner Sprachkenntnisse kritisiert und auch nicht behauptet, dass ich fehlerfrei schreibe.

      5. Ainer von Fielen avatar
        Ainer von Fielen

        Sie schaffen es echt mich immer wieder zum Lachen zu bringen mit ihren Aussagen. Dafür möchte ich mich mal herzlich bedanken.

        Finde es schön, dass Sie sich ganz im Stile ihres Parteigründers als politischer Kabarettist bemühen.

      6. Andrea Catalano avatar
        Andrea Catalano

        Was Sie schreiben stimmt nicht. Jedenfalls müssen die sprachlichen Gewohnheiten der Südtiroler auch nicht undedingt jedem gefallen.

  2. Ceterumcenseo avatar
    Ceterumcenseo

    Ich glaube nicht, dass nur wenige Südtiroler richtig gut Deutsch sprechen können. Schlimm ist meiner Meinung nach, dass viele nicht richtig Deutsch sprechen wollen, dabei wäre es schon ein Fortschritt, wenn man wieder zu einer zwar stark dialektal gefärbten, aber allgemein verständlichen Umgangssprache finden würde, so wie es früher der Fall war. Dann fiele das Umschalten auf Dialekt oder Standardsprache nicht so schwer.

    1. Harald Knoflach avatar
      Harald Knoflach

      zwar stark dialektal gefärbten, aber allgemein verständlichen Umgangssprache finden würde, so wie es früher der Fall war

      gab es sowas tatsächlich? wie kommst du zu dem befund? aus nordtirol bin ich nämlich gewohnt, dass viele in dieser überregionalen umgangssprache sprechen, die eindeutig tirolerisch, aber der jeweiligen talschaft nur mit mühe zuordenbar ist.

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