Die italienische GIMBE-Stiftung hat vor wenigen Tagen einen aufsehenerregenden Vergleich der Gesundheitssysteme in den Regionen und autonomen Ländern auf Staatsebene veröffentlicht. Demnach liegt Südtirol vor Kampanien an vorletzter Stelle.
Leider — oder besser gesagt: zum Glück — scheint es sich dabei um eine eklatante Fehlinformation zu handeln. Wie GIMBE angibt, wurden für die Bewertung die Ergebnisse der sogenannten LEA-Tabellen von 2010 bis 2017 analysiert. Das sind die Grundlegenden Betreuungsstandards (GBS), die die Gesundheitsdienste der Regionen auf dem gesamten Staatsgebiet erbringen müss(t)en.
Die von GIMBE veröffentlichte Rangliste bezieht sich also — erstens — gar nicht auf die Qualität der Gesundheitsversorgung insgesamt, sondern auf die Erfüllung zentral definierter Betreuungsstandards.
Noch wichtiger ist aber, dass die autonomen Regionen und Länder von der staatlichen Überprüfung ausgenommen sind, wiewohl sich dies nun offenbar ab 2020 ändern soll, wenn das sogenannte Neue Garantiesystem (NGS) das Licht der Welt erblickt.
Was aber hat GIMBE gemacht? Die Stiftung hat einfach die GBS-Punktezahlen von 2010 bis 2017 zusammengezählt, obwohl die Kennzahlen für unser Land großteils fehlen. Beispiel 2017: Von 33 Indikatoren sind nur 23 vorhanden, da Südtirol (wie Aosta, Friaul-JV, Sardinien, Sizilien, Trentino) nicht der Kontrolle durch das Ministerium unterliegt.
Das ist grob gesagt so, als würde man behaupten, dass jemand, der in Deutsch eine 7 hat, schlechter ist, als jemand, der in Deutsch und Mathematik eine 4 hat — weil man die zwei Vieren zu einer Acht zusammenzählt. Ein solches Verfahren hätte nur dann einen Sinn, wenn für alle gleich viele Bewertungen vorliegen. Und das ist bei den GBS-Daten gerade nicht der Fall.
Warum schneidet das Trentino (Rang 10) dann eigentlich viel besser ab, als Südtirol (Rang 20)? Ganz einfach: Weil das Trentino — obschon es dazu genausowenig verpflichtet war — dem Ministerium freiwillig mehr Daten zur Verfügung gestellt hat, als Südtirol. Gut möglich, dass unser südliches Nachbarland tatsächlich bessere Ergebnisse erzielt, als wir, doch der enorme Abstand ist nur durch die fehlenden Daten zu erklären.
Betrachtet man die Daten von GIMBE im Detail, fällt übrigens auf, dass Südtirol 2013 italienweit an letzter Stelle lag. Das ist interessant, weil im selben Jahr die Universität Göteborg eine Studie zu den Gesundheitssystemen in 172 europäischen Regionen veröffentlicht hat: da lag Südtirol italienweit an erster Stelle und europaweit auf Platz 9.
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