Der Südtiroler Autor und Universitätsprofessor Hans Karl Peterlini hat bezüglich der Tatsache, dass im Landtag aus einem Gesetz die Begriffe A. Adige und altoatesina gestrichen wurden, folgenden Text auf Facebook gepostet:
Zur amtlichen Abschaffung von Alto Adige zugunsten Sudtirolo für Südtirol – sull’abolizione del nome Alto Adige:
Mio figlio, cresciuto a Bolzano in una famiglia di lingua tedesca, con amici italiani nelle scuole tedesche, spero non indottrinato da nessuno, ieri mi dice: papà, Sudtirolo stuona [sic], Südtirol ha un suono (Klang) diverso, bello, ma sudtirolo [sic] non mi piace, Alto Adige suona molto meglio. Gli spiego lo sfondo storico. Lui: capisco, papà, ma sudtirolo [sic] non mi piace, Alto Adige è più melodico, südtirol [sic] pure … Forse non possiamo cedere il potere dell’interpretazione solo alla storia, ma anche ai sentimenti di nuove generazioni (dico non solo, ma anche)…
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Mein 14jähriger Sohn: „Sudtirolo klingt schiach, Südtirol klingt schön, aber auf Italienisch gefällt mir Alto Adige besser, ist melodischer,,,“. Ich erkläre ihm, dass die Übersetzung Alto Adige zum Italianisierungsprogramm nach der Annexion gehörte und alles Tirolerische verboten wurde … Er: “ich weiß, aber Sudtirolo klingt auch nur komisch übersetzt mit einem O hinten drangehängt. Alto Adige gefällt mir besser.“ Vielleicht sollten wir die Deutung solcher Fragen nicht nur der Geschichte überlassen, sondern auch die Wahrnehmungen der nachfolgenden Generationen berücksichtigen (nicht nur, aber auch)
Mal davon abgesehen, dass
- es sich nicht um eine amtliche Abschaffung, sondern um eine Vermeidung dieser problematischen Begriffe in einem Gesetzestext handelt;
- stattdessen meines Wissens nicht auf »Sudtirolo«, sondern auf »Provincia autonoma di Bolzano« zurückgegriffen wurde;
- auch bei einer amtlichen Einführung von »Sudtirolo« statt »A. Adige« niemandem verboten würde, letzteren Begriff im nichtamtlichen Kontext zu verwenden (genauso wie dies heute für Sudtirolo gilt);
fallen mir dazu unter anderem folgende Analogien (mit teils umgekehrten politischen Vorzeichen) ein:
- Es gibt auch Menschen, die »Heimat bist du großer Söhne« in der österreichischen Bundeshymne schön und »Heimat großer Söhne, Töchter« schiach (und unmelodisch) finden.
- Vielleicht finden wir dann ja auch Rhodesien schöner als Simbabwe und Obervolta melodischer als Burkina Faso?
- Und »Volk« oder »Volkstumspolitik« klingen in manchen Ohren sicher ebenfalls besser, als »Bevölkerung« und »Minderheitenschutz«. Man könnte sogar behaupten, dass etwa die Volkspartei heute etwas ganz anderes mit Volkstumspolitik meint, als damit vor 80 Jahren gemeint war.
Dennoch bin ich der Meinung, dass wir mit Sprache bewusst umgehen sollten, dass wir vorbelastete Begriffe wie »Volkstum« aus unserem Wortschatz (und ganz gewiss aus Gesetzestexten) streichen sollten, und zwar unabhängig davon, wie (schön) sie möglicherweise klingen.
Ich stelle das einfach mal in den Raum — und zur Diskussion.
Cëla enghe: 01
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