Erstaunt bis beunruhigt habe ich unlängst eine Presseaussendung des Deutschen Hochschulverbandes (mit rd. 31.000 Mitgliedern die größte Wissenschaftlervereinigung Europas) gelesen, in der der Verbandspräsident Bernhard Kempen angesichts von Ausladungen und Political-Correctness-Kampagnen seine Sorge um die Meinungsfreiheit und die Debattenkultur an den Universitäten zum Ausdruck bringt. Sollte die Universität tatsächlich ein Ort werden, wo im wissenschaftlichen Kontext nicht mehr ohne Grenzen gedacht und die entsprechende Erkenntnis artikuliert und zur Diskussion gebracht werden darf, dann haben wir ein Problem. Wenn der Hochschulverband mittlerweile offenbar sogar das Selbstverständliche ausdrücklich einfordern muss, ist das ein alarmierendes Signal.
Gerade unkonventionellen, unbequemen und unliebsamen Meinungen [müssen] Universitäten ein Forum bieten, solange es Forschungsergebnisse und wissenschaftliche Thesen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sind. […] [I]n einem freiheitlichen Rechtsstaat [bedeutet das], dass die Äußerung einer nicht verfassungswidrigen, aber politisch unerwünschten Meinung nicht nur geschützt, sondern notfalls auch erst ermöglicht werden [muss]. Ausflüchte schaden der Universität mehr als sie ihr nutzen. Ihre wichtige Aufgabe, Debatten anzustoßen und zu strukturieren, können Universitäten nur ausfüllen, wenn sie nicht denjenigen nachgeben, die sie maßregeln wollen, am lautesten schreien, mit Gewalt drohen oder sie sogar anwenden.
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