Im so genannten Mailänder Abkommen hat LH Durnwalder (SVP) bekanntlich mit der römischen Regierung die zukünftige Finanzregelung für Südtirol verhandelt. Das in einigen Bereichen reichlich undurchsichtige Abkommen beinhaltet unter anderem für Südtirol die Verpflichtung für die drei ladinischen Nachbargemeinden Anpezo, Col und Fodom jährlich 40 Mio Euro für nicht näher definierte Projekte bereit zu stellen.
Bei einem Treffen am 1. April 2010 mit den Bürgermeistern der drei ladinischen Gemeinden erläuterte Durnwalder die Art der zu unterstützenden Projekte. Darunter befinden sich Maßnahmen in den Bereichen Landwirtschaft, Kultur, Verbesserung der Verkehrswege und der touristischen Infrastruktur.
Erst ein kurzer Bericht in der Tagesschau des Rai Sender Bozen vom 04.04.2010 dürfte den eigentlichen Grund dieser Finanzspritze erläutern. Durnwalder erklärt dort wortwörtlich, die Unterstützung dieser Projekte soll auch dazu dienen, »dass diese Tendenz Anschluss an Südtirol etwas gebremst wird«. Diese Aussage dürfte für alle Ladinerinnen, die sich eine gemeinsame Verwaltungseinheit der Dolomitenladinerinnen wünschen, einem Schlag ins Gesicht gleichkommen.
Ende Oktober 2007 stimmten die drei Gemeinden Anpezo, Col und Fodom mit übergroßer Mehrheit für die Loslösung von der Provinz Belluno und die Angliederung an Südtirol.
Das Ergebnis war trotz Boykott der Abstimmungsgegner eindeutig: Anpezo, 70,2% Wahlbeteiligung / 70% davon Ja-Stimmen, Col, 66% Wahlbeteiligung / 84,5% Ja-Stimmen und Fodom 78% Wahlbeteiligung / 85,5% Ja-Stimmen.
Sollte Südtirols Landeshauptmann, der ja im Boykott von Volksabstimmungen über einschlägige Erfahrungen verfügt, zur Schlüsselfigur werden um die Umsetzung des Abstimmungsergebnisses zu verhindern?
Schreibt Durnwalder dadurch gar faschistisches Unrecht fort? Der italienische Faschismus hat in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts nach dem Prinzip des “divide et impera”, die Ladinerinnen, die für 4 Jahrhunderte gemeinsam unter Tirol waren, auf drei verschiedene Provinzen und zwei verschiedene Regionen aufgeteilt. Die drei Gemeinden Anpezo, Fodom und Col gehören seitdem zur Provinz Belluno (Region Venetien). Von den knapp 40.000 Dolomitenladinern leben heute gut die Hälfte in Südtirol, etwas mehr als ein Viertel im Trentino und gute 20% in Belluno. Die Dreiteilung des ladinischen Siedlungsraumes ist eines der zentralen Probleme im Überlebenskampf der ladinischen Sprache und Kultur.
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