Seit der Leiferer Gemeinderat in den neuen Ratssaal umgezogen ist, gibt es dort — was gut ist — keine Simultanübersetzung, aber leider auch keine Zweisprachigkeit mehr. Was weniger gut ist. Dies berichteten die Dolomiten Ende März. Auch die SVP-Mandatare sprechen fast nur noch Italienisch im Stadtparlament, in einem ganzen Jahr gab es im Leiferer Gemeinderat nur noch drei Wortmeldungen auf Deutsch, wobei die einzige etwas ausführlichere Rede auf Antrag des Grünen Regierungsmitglieds (interethnisch — war da was?) sofort ins Italienische übersetzt werden musste, weil er sie nicht verstanden hatte.
Gemeinderatspräsidentin Sieglinde Fauster Niederstätter (SVP) sieht das Recht auf Muttersprache dadurch gewahrt, dass sie ausschließlich den deutschsprachigen Ratsmitgliedern das Wort auf Deutsch erteilt — welche dann aber ihre Wortmeldungen auf Italienisch vorbringen. Das kann’s doch wohl nicht sein!
Seit Abschaffung der Simultanübersetzung ist der Leiferer Gemeinderat also einsprachig, weil der aktiven Zweisprachigkeit aller deutschsprachigen Ratsmitglieder (sie verstehen nicht nur, sondern sprechen auch Italienisch) nicht einmal die passive Zweisprachigkeit aller italienischsprachigen Ratsmitglieder (sie verstehen nicht einmal Deutsch, geschweige denn, dass sie es sprächen) gegenübersteht.
Dieser Tatsache begegnen die Freiheitlichen mit einer denkbar schlechten Reaktion: Über ihren BM-Kandidaten Markus Larcher fordern sie die sofortige Wiedereinführung der Simultanübersetzungen. Für mich völlig unverständlich, dass ein Zweisprachiger diese anachronistische Lösung fordert. Viel einfacher und ehrlicher wäre es, wenn die deutschsprachigen Ratsmitglieder von ihrem Recht auf Gebrauch der eigenen Sprache auch tatsächlich Gebrauch machen würden. Es werden dann schon die Einsprachigen sein, die ihre blamable sprachliche Unfähigkeit gestehen und den teuren Übersetzungsdienst fordern und vor dem Bürger rechtfertigen müssen.
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