Aus Italien wird in den sozialen Medien gegen einen Südtiroler Spitzensportler gehetzt, weil er im Interview mit einem europäischen Sportsender nicht die lingua franca nazionale, sondern seine eigene Muttersprache benutzt hat. Auch Politikerinnen sollen sich Medienberichten zufolge unter den Enttäuschten und Empörten befinden.
Dabei dürfte sich Dominik Paris die Sprache gar nicht selbst ausgesucht haben, sondern wohl vielmehr einfach von einem deutschsprachigen Journalisten zum Interview gebeten worden sein. Was hätte er sagen sollen? »No, mi spiace, parlo solo italiano«?
Jedenfalls zeigt sich zum hunderttausendsten Mal, welche Reflexe und Automatismen die offizielle Tätigkeit im Spitzensport eines Nationalstaats auslösen und begleiten. Schon ein unpassender Name ruft Misstrauen hervor, dem entgegenzuwirken die betreffende Person schon mindestens die Nationalhymne vorsingen muss. Oder aber sie wird zur Beruhigung der reizbaren Volksseele vorauseilend vereinnahmt und assimiliert.
Minderheiten und nationale Vielfalt sind im mononationalen Staat auch im 21. Jahrhundert nicht vorgesehen, weniger denn je im derzeitigen Souveränismusrausch, dem sich ja auch Südtirol qua Landttagsmehrheit angeschlossen hat.
Entkommen werden wir dem Schlamassel — aber das scheint ja kaum noch wen zu interessieren — wohl nur durch Entkoppelung. Alternativen? Absolute Unterordnung und Selbstaufgabe, Disziplinen, die nicht wenige Athletinnen des Landes schon zur Perfektion beherrschen. Oder ein sehr dickes Fell und Gewöhnung an immer wiederkehrendes Mobbing und Schikanen.
Natürlich stünde auch die Beteiligung Südtirols an einer italienischen Olympia-Austragung unter diesen gesellschaftlichen Vorzeichen.
Cëla enghe: 01
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