Der Südtiroler Gesundheitsbetrieb (Sabes) hat unter Lehrerinnen einen Fragebogen verteilt, in dem unter anderem die »Rasse« der zu beurteilenden Kinder abgefragt wird. Ich gestehe: im ersten Augenblick war auch ich ziemlich schockiert und habe gedacht, dass das bei der allgemeinen sprachlichen Schlamperei im Lande irgendwann ja so kommen musste. In Italien wurde der Fall zum Politikum ersten Ranges hochgespielt — offenbar hat sich aber auch wirklich niemand die Mühe gemacht, kurz nachzudenken und/oder zu recherchieren.
Beim Fragebogen handelt es sich um die in den USA entwickelte Child Behavior Checklist (CBCL), die wiederum Teil des Achenbach System of Empirically Based Assessment (ASEBA) ist. Solche Checklisten wurden bereits in viele Sprachen — in diesem Fall über 90! — übersetzt und vor allem: sie sind standardisiert. Da wird und darf ein regionaler Gesundheitsbetrieb gar nix selbst übersetzen lassen. Eine fünfminütige Recherche im Netz bestätigt darüberhinaus: Das bereits verfügbare Formular in italienischer Sprache beinhaltet die Frage nach Ethnie bzw. Rasse. Gefunden habe ich das Faksimile auf der Seite des Istituto scientifico per la medicina della riabilitazione Eugenio Medea. Dass die höchst problematische Übersetzung nicht früher bemerkt wurde? Sehr sonderbar. Aber mit unserem Gesundheitsbetrieb hat das dann wohl eher wenig zu tun.
Natürlich fragt man sich dann auch, warum eigentlich Lehrkräfte sowas über ihre Schülerinnen ausfüllen. Mich jedenfalls hat das skeptisch gestimmt. Allerdings besteht die CBCL aus drei Fragebögen: der Child Behavior Checklist (Parent Form), dem Teachers Report Form (Teacher Form) und dem Youth Self-Report (Youth Form). Somit dürfte die Vorgehensweise jedenfalls nichts Außerordentliches sein, wiewohl das niemanden davon abhalten soll, sie dennoch kritisch zu hinterfragen.
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