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Südtirol… wie im Ausland.
Für Autonomismus und Selbstbestimmung gleichermaßen von Vorteil

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Ich will hier noch was zur hochgeheimen Astarea-Studie* festhalten, die im Auftrag des Landtags unter 600 Italienerinnen** durchgeführt und im April vorgestellt worden war — und zwar im Speziellen zur Frage, ob die Befragten Südtirol für ein Land halten, wo man sich »wie zu Hause« oder »wie im Ausland« fühle.

Bekanntlich haben fast zwei Drittel (62%) geantwortet, dass sie Südtirol eher mit »Ausland« assoziieren, was auf sprachliche, kulturelle, geografische, historische, landschaftliche, architektonische, toponymische (…) Aspekte zurückzuführen sein kann. In jedem Fall halte ich das für eine äußerst positive Nachricht und ich will auch kurz erklären, warum.

Aus touristischer Sicht ist es wohl besser, vorwiegend als »etwas anderes« wahrgenommen zu werden, als »wie zuhause«. Trentiner- oder Österreicherinnen machen eher selten in Südtirol Urlaub (und umgekehrt), weil sie dann ja quasi »gleich zuhause bleiben« könnten. Wenn sie es trotzdem tun, dürfte das eher andere Gründe haben. Für italienische Gäste, die zu uns kommen, gesellt sich — wie übrigens auch für deutsche Gäste — zur relativen Exotik die angenehme Tatsache, dass sie trotzdem in ihrer Muttersprache bedient werden.

Viel wichtiger als der wirtschaftlich-touristische Aspekt scheint mir aber der politische zu sein, der ja der Studie zugrunde lag. Wenn wahrgenommen wird, dass wir uns vom übrigen Nationalstaat unterscheiden, können wir als Gebiet, in dem mehrheitlich nationale Minderheiten beheimatet sind, durchaus froh sein.

Erstens und naheliegend, weil das heißt, dass es gelungen ist, die Andersartigkeit zu bewahren und zu kommunizieren.

Zweitens und davon abgeleitet, weil dies das Verständnis für die Sonderautonomie stärkt: Wiewohl ich natürlich eine gute Politik und Verwaltung begrüße(n würde), war ich immer strikt dagegen, dass Südtirol besser sein muss, um sein Recht auf Selbstverwaltung zu legitimieren. Das wäre fatal. Die Autonomie steht uns im Nationalstaat zu, weil wir aus »nationaler« Sicht nicht dazugehören.

Die Kehrseite ist dann freilich, dass wir — wie schon öfter ausgeführt — quasi »gezwungen« sind, unsere Andersartigkeit immer und immer wieder zu betonen. Das ist einer der Gründe, warum wir uns hier argumentativ für die staatliche Unabhängigkeit einsetzen, dafür also, tatsächlich etwas anderes als der Nationalstaat zu werden. Doch auch um Verständnis für eine etwaige Abspaltung zu ernten, ist es ja sicher nicht schädlich, wenn Südtirol in Italien schon heute als »Ausland« wahrgenommen wird.


Übrigens: Unter den Befragten, die schon einmal in Südtirol waren, steigt der »Wie-zuhause-Wert« von 38% auf 40%. Könnte man so interpretieren, dass Südtirol etwas weniger »anders« ist, als von außen vermutet wird. Allerdings sind zwei Prozentpunkte vermutlich aus statistischer Sicht irrelevant.

Cëla enghe: 01 02 || 01

*) die zwar als »strictly confidential« gekennzeichnet, aber inzwischen auf der Homepage von Astarea online abrufbar ist
**) ohne Südtirol und Trentino



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