Das anbrechende digitale Zeitalter hätte für den Ausbau der Eigenständigkeit und mehr Sichtbarkeit in der virtuellen Welt genutzt werden können. Diese Möglichkeit wurde aber sowohl von der alten als auch von der neuen, jungen, dynamischen Landesregierung völlig verschlafen, sodass wir heute virtuell wohl noch schlechter dastehen als real.
Vor der letzten Landtagswahl — besser spät als nie — hatte die SVP zumindest noch versprochen, sich endlich für ein eigenes Südtiroler Internetsuffix starkzumachen. Doch geschehen ist seitdem genau: gar nichts.
Sage und schreibe 13 Jahre sind bereits vergangen, seit Katalonien sich als erste Region eine TLD (.cat) sicherte. Im Internetzeitalter ist das eine halbe Ewigkeit. Inzwischen konnten, auch aufgrund von Änderungen bei den Vergaberegeln, Dutzende Städte (.berlin, .paris) und Regionen (.eus, .gal, .cymru, .bayern, .tirol) nachziehen.
Demgegenüber gerät Südtirol vor dem staatlichen Zentralisierungs- und Vereinheitlichungswahn immer tiefer in die Defensive. Das hat mitunter sehr konkrete negative Auswirkungen auf die Zwei- und Dreisprachigkeit.
Angeblich hat Südtirol ja nicht einmal die Zuständigkeit, die Internetadresse der Landesverwaltung selbst auszusuchen. Einer Vereinheitlichung kommunaler Homepages nach einem staatsweit definierten Layout will man sich nun aber immerhin verweigern. Den entsprechenden Vorschlag der STF nahm die Landesregierung am 14. Juni an — mit welchem Erfolg, werden wir ja sehen.
Indes ist — zum Beispiel — die Regionalverwaltung von Korsika im stark zentralistischen Frankreich nur noch unter www.isula.corsica erreichbar: eigenes Internetsuffix, selbst ausgewählte Internetadresse, korsische Sprache1Die Begriffe »isula« und »Corsica« sind korsisch, auf Französisch müsste es www.ile.corse heißen — doch diese Adresse existiert nicht.. In Südtirol ist ähnliches unvorstellbar.
- 1Die Begriffe »isula« und »Corsica« sind korsisch, auf Französisch müsste es www.ile.corse heißen — doch diese Adresse existiert nicht.
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