Gestern habe ich an der Wolfsstudie der Eurac teilgenommen — und muss mal wieder kleinlich sein. Denn ich kann mich des Eindrucks der üblichen Hemdsärmeligkeit (vgl. Verknüpfungen ganz unten) nicht erwehren.
Wie in der Einleitung erklärt wird, soll der Online-Fragebogen — bzw. die Studie, deren Teil er ist — »einen repräsentativen Überblick über die Meinungen und Haltungen gegenüber dem Wolf auf verschiedenen sozialen Ebenen erarbeiten«. Sofern Studien irgendetwas erarbeiten können (und nicht die dahinter stehenden Forscherinnen) und sofern ein Online-Fragebogen, den man problemlos fünfmal (anonym) ausfüllen könnte, irgendetwas Repräsentatives an sich hat. Aber dazu werden sich die Forscherinnen schon etwas gedacht haben.
Was mich wurmt ist wieder einmal der laxe Umgang mit der deutschen Sprache — und das vonseiten einer wissenschaftlichen Institution wie der Eurac, zu deren Kernkompetenzen der Minderheitenschutz gehört und die ein Institut für Angewandte Sprachforschung* betreibt.
Zum Beispiel wurde der Fragebogen offenbar wie so oft aus dem Italienischen übersetzt und dabei kein Versuch unternommen, den Satzbau an die deutsche Sprache anzupassen. Oder ist das (Nr. 14) ein deutscher Fragesatz, wie das Satzzeichen am Ende suggeriert?
Ähnliches gilt für die zahlreichen Fragen, die (nach italienischem Muster) mit »Ihrer Meinung nach…« beginnen:
Ob es einen Grund gibt, warum in Frage Nr. 22 plötzlich von Südtirol die Rede ist, während im restlichen Fragebogen von »deiner Provinz« (»dein Land« klingt meiner Meinung nach besser) die Rede ist, entzieht sich meiner Kenntnis:
Nachdem dieselbe Frage in der italienischen Sprachfassung nicht speziell auf Südtirol bezogen ist, nehme ich aber an, dass es sich um Schlamperei handelt.
So wie übrigens bei der Tatsache, dass die Befragten in Frage Nr. 8 zunächst gesiezt und dann geduzt werden:
Wesentlich klarer sind da zum Beispiel die Fragen Nr. 14 bzw. 15/16/22 (siehe oben), wo entweder konsequent geduzt oder gesiezt wird.
Ob »Staat der Residenz« (statt »Wohnsitzland«) nur holprig klingt oder wirklich falsch ist, kann ich nicht sagen:
Sicher ist aber, dass das Informationssystem für Rechtsterminologie (‘bistro’) der Eurac (!) für italienisch »residenza« ausschließlich die deutsche Entsprechung »Wohnsitz« ausspuckt.
Dass man abschließend einer »Datenschutzrichtlinie« (?) zustimmen soll, wonach ein Institut für Regionale Entwicklung (das aber laut Eurac-Homepage Institut für Regionalentwicklung heißt) am »Viale Druso« (zu Deutsch »Drususallee«) in Bozen Daten für die »angegebenen Kommunikationszwecke« (die aber nirgends angegeben sind) verarbeitet, und zwar gemäß D.Lgs 196/2003 (zu Deutsch »GvD«), ist höchstens ein Versehen. Dies zu bemängeln wäre ziemlich kleinlich.
Nachtrag (1): Ich wurde jetzt noch auf Frage Nr. 11 hingewiesen, deren Formulierung ein Lehrbeispiel dafür sei, was man in einem Fragebogen vermeiden soll:
Wird hier nur gefragt, ob man über die An- bzw. Abwesenheit von Wölfen informiert ist? Oder auch, ob man weiß, dass sie tatsächlich vorkommen? Was — ja oder nein — soll hier anklicken, wer weiß, dass in der eigenen Wohngegend keine Wölfe vorkommen?
Nachtrag (2): Die Eurac hat uns eine Antwort geschickt, die wir in den Kommentaren zu diesem Beitrag gepostet haben.
Cëla enghe: 01
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*) Das ‘Institut für Angewandte Sprachforschung’ der ‘Eurac’ ist unter anderem für das ‘bistro’-Projekt verantwortlich, das als »Hilfsmittel für eine verbesserte Kommunikation, Textproduktion und Übersetzung« dienen soll.
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