Während der letzten Jahre konnten in Südtirol mehrere Umbenennungen von Straßen und Schulen (Klebelsberg, Wenter, Ploner…) erreicht werden. Neben der Umgestaltung faschistischer Relikte (Siegesdenkmal, Piffraderrelief…) ist dies ein wichtiger Beitrag zur Geschichtsaufarbeitung und zur Etablierung einer zeitgemäßen, demokratischen Erinnerungskultur.
Andere Bezeichnungen (Aufschnaiter, Bruder Willram, Amba Alagi, Sieg, Cadorna…) harren weiterhin einer Lösung. Doch einen Namen habe ich bislang noch nie gehört — den von Generalmajor Antonio Cantore.
Der ligurische Vollblutsoldat war als Anführer des 8. Alpini-Regiments (auch Cantoreregiment) ab 1912 in den italienischen Angriffskrieg gegen das osmanische Reich (Libyenkrieg) verwickelt. Im ersten Weltkrieg wurde er dann vom berüchtigten General Luigi Cadorna persönlich an die Dolomitenfront beordert, um den — für Cadornas Geschmack — zu vorsichtigen Kommandanten Saverio Nasalli Rocca zu ersetzen. Doch schon kurz nach seiner Versetzung wurde der für seine Gnadenlosigkeit gefürchtete Cantore bei einem seiner ersten Frontbesuche an der Tofana di Rozes tödlich getroffen.
Bis heute hält sich dabei das Gerücht, dass Cantore nicht von einem Scharfschützen der Kaiserjäger, sondern von jemandem aus den eigenen Reihen getötet worden sei, weil er kurz zuvor einen heftig umstrittenen Plan angekündigt hatte, eine nahegelegene Feindsstellung trotz zu erwartender umfangreicher Verluste um jeden Preis erobern zu wollen. Eine neuere Untersuchung ergab, dass das Einschussloch in seinem Hut eher zu einem italienischen, denn zu einem österreichisch-ungarischen Projektil passen könnte.
Wie dem auch sei: Die 1923 von den Faschisten gegründete italienische Oberschule von Bruneck trägt bis heute den Namen des erbarmungslosen Generalmajors Cantore. Selbst wenn man seine brutalen Methoden unbeachtet ließe, sollte man meines Erachtens überlegen, ob es im 21. Jahrhundert — zudem in einem sensiblen Land wie dem unseren — nicht geeignetere Namensgeberinnen für eine Schule gäbe, als einen im Krieg gefallenen Berufssoldaten. Wenn nach Cantore Straßen oder Kasernen benannt sind, ist das immerhin noch erträglicher.
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