Am vergangenen Sonntag wurde in Katalonien die erste Welle selbstverwalteter Unabhängigkeitsbefragungen nach Arenys de Munt abgehalten. Dazu hatten in 166 auch größeren Gemeinden unterschiedlichste Vereine, zu einem Koordinierungsverbund zusammengeschlossen, private Räume zu Wahlsektionen umfunktioniert. Nicht weniger als 700.000 Bürger, darunter zahlreiche Zuwanderer, waren zur Teilnahme eingeladen. In den meisten Fällen gab es zwar eine offizielle Unterstützung durch den jeweiligen Gemeinderat, aktiv beteiligen durfte sich die öffentliche Hand an den Befragungen jedoch nicht.
Mit rund 30% durchschnittlicher Wahlbeteiligung und einer Zustimmung von etwa 95% zur Unabhängigkeit Kataloniens wurde die Veranstaltung ein riesengroßer Erfolg. In Südtirol wurde darauf wenig bis gar nicht eingegangen, und dort wo dies der Fall war, wurde das Ergebnis im Allgemeinen kleingeredet. So machte sich unser Landeshauptmann angeblich über die Beteiligungszahlen lustig.
Man muss sich jedoch vor Augen führen, dass die Referenda — zwar mit punktueller Unterstützung einiger Parteien — von privaten Organisationen und in relativ kurzer Zeit auf die Beine gestellt wurden, dass es keine teure und breit angelegte Abstimmungskampagnen gab und dass die Gemeinden weder Räumlichkeiten noch Werbeflächen zur Verfügung stellen durften. Außerdem hatte die größte katalanische Partei (CiU) eine gespaltene Haltung zu den Referenden, der katalanische Präsident von der zweitgrößten Partei PSC sprach sich dagegen aus.
Trotzdem gab es bei den Befragungen zur Unabhängigkeit fast durchwegs eine höhere Beteiligung als bei den letzten Europawahlen, beim Referendum zum Lissabon-Vertrag (»Europäische Verfassung«) und selbst beim bestätigenden Referendum zum neuen katalanischen Autonomiestatut! Bei all diesen Urnengängen hatte es im Gegensatz zu den selbstverwalteten Unabhängigkeitsreferenda massive Kampagnen und Wahlaufrufe, breites Medienecho und keine Boykottversuche gegeben. Außerdem war jeder Bürger amtlich per Post über sein Wahlrecht aufgeklärt worden. So gesehen ist das Ergebnis vom vergangenen Sonntag geradezu sensationell.
In der Comarca (Kreis) von Osona wurde die Befragung überörtlich organisiert. Allein diese Tatsache führte dort zu einer wesentlich höheren Abstimmungsbeteiligung von rund 40%. Im Laufe des Jahres werden noch in zahlreichen weiteren Gemeinden ähnliche Befragungen durchgeführt, darunter Hauptorte wie Lleida, Girona und Barcelona.
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