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Rossi und Kompatscher schreiben Briefe.

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Die beiden »Präsidenten« der »Provinzen« Trento und »Bolzano« (sic) haben sich auf gemeinsamem — und einsprachig staatssprachlichem — Briefkopf an den Präsidenten von Katalonien, Carles Puigdemont (auf Katalanisch), und an den Regierungschef von Spanien, Mariano Rajoy (auf Kastilisch), gewandt.

Neuer Briefkopf?

Sie geben an, sich nicht in eine »spanische« (sic) Debatte einmischen, sondern lediglich »die Daseinsberechtigung« eines »differenzierten Regionalismus« und die »Notwendigkeit, den Autonomismus im Rahmen verfassungskonformer Prozeduren zu verfolgen« bezeugen zu wollen.

Die »Präsidenten« zweier Länder, die vielleicht mehr Geld, aber deutlich weniger Zuständigkeiten als Katalonien haben (wie selbst SVP-Senator Zeller eingesehen zu haben scheint)

  • schalten sich also mit einer »konservativen« Argumentation in den katalanischen Prozess ein;
  • fordern Puigdemont indirekt dazu auf, von der Infragestellung des etablierten Nationalstaats abzusehen;
  • anerkennen die — selbst nach Auffassung von Arno Kompatscher undemokratische — spanische Verfassung als einzig möglichen Rahmen;
  • legen Katalonien nahe, auf den internationalen rechtlichen Rahmen zu verzichten;
  • erwähnen die von Menschenrechtsorganisationen, OSZE und Vereinten Nationen verurteilten Exzesse des spanischen Staates mit keinem Wort;
  • vergessen — wiewohl sie den Pariser Vertrag erwähnen — offenbar, dass Südtirol und Trentino ihre Autonomie keineswegs auf der Grundlage der italienischen Verfassung und innerstaatlicher Prozeduren, sondern dank eines Friedensvertrags (und dem damit einhergehenden internationalen Druck) erlangt haben, weil Italien ein Kriegsverlierer war und
  • dass selbst dieser Friedensvertrag von Italien zunächst nicht eingehalten wurde, sondern von einem anderen Land (Österreich) vor die UNO gebracht werden musste.

Die Präsidenten von Trento und Bolzano haben noch vergessen, Puigdemont vorzuschlagen, statt der staatlichen Unabhängigkeit den Zusammenschluss Kataloniens mit einer kastilischsprachigen Region anzustreben, um auch diesbezüglich dem segensreichen Vorbild von Trentino und Südtirol zu folgen.

Zur italienischen Fassung des Briefs, die von der Provinz Trient veröffentlicht wurde. Eine offizielle deutsche Übersetzung scheint es hingegen gar nicht zu geben.

Cëla enghe: 01 02 03 04 || 01



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Comentârs

5 responses to “Rossi und Kompatscher schreiben Briefe.”

  1. G. P. avatar
    G. P.

    Zwei Heuchler betreiben pure Heuchelei! Sie sollten sich das (leicht abgewandelte) Sprichwort zu Herzen nehmen: Schreiben ist Silber, schweigen ist Gold.

  2. Thomas Benedikter avatar
    Thomas Benedikter

    Schlicht und einfach peinlich dieses Schreiben der beiden Landeshauptleute, mehr für Kompatscher als für Rossi. Hochdiplomatische Formulierungen von staatstragenden Vertretern eines “ente territoriale”, die bestenfalls nichts sagen, außer dass man selbst zufrieden ist und anderen wünscht, sich gefälligst mit dem Status quo abzufinden. Den Katalanen das “Modell Südtirol” anzupreisen, zeugt einfach von Unkenntnis. Diese Herren haben doch sonst immer hochbezahlte akademische Berater, und die Medien berichten seit Wochen über diesen Konflikt. Auf das Selbstbestimmungsrecht geht ein Rossi natürlich mit keinem Wort ein, womit den Katalanen auch nicht sehr geholfen ist. Was soll es schließlich für Südtirol bedeuten, eine unfertige, reformbedürftige und in jüngster Zeit wieder eingeschränkte Autonomie (vgl. Gutachten von Obwexer und Happacher) dermaßen über den grünen Klee zu loben?

    1. Simon avatar

      War nicht angekündigt, dass das Gutachten öffentlich zugänglich gemacht wird? Ist das geschehen und wenn ja wo kann man es einsehen/herunterladen? Weißt du etwas, Thomas?

    2. fabivS avatar
      fabivS

      A questo commento non c’è nulla da aggiungere!

  3. Simon avatar

    Während das Südtiroler Landespresseamt nur zwei Ausrisse der spanischen und katalanischen Fassung der Briefe an Rajoy und Puigdemont veröffentlicht hat, publiziert die katalanische Regierung die Briefe von Puigdemont an Rajoy vollumfänglich auf Katalanisch, Kastilisch, Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch.

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