Durch diese neue Migration haben sich aber die traditionellen Trennlinien zwischen den drei Landessprachen verhärtet, zumal Migranten als erstes die italienische Sprache lernen. Das ist an und für sich ein logischer Vorgang, weil sie in Italien den Asylantrag stellen.
Zeithistorikerin Eva Pfanzelter im Barfuss-Interview.
Aussagen wie diese bestätigen, dass die Autonomie außerstande ist, die intrinsischen Mechanismen des Nationalstaats im Sinne einer plurilingualen Gesellschaft wie der unseren außer Kraft zu setzen. Obschon das ihr eigentlicher Zweck sein sollte. Dabei muss der Nationalstaat gar nicht aktiv tätig werden, damit die »selbstverständliche« Wirkung seines »Nationalismus« greift. Darüberhinaus wird in Südtirol auch nicht (wie woanders) versucht, durch asymmetrische Maßnahmen (affirmative action) für mehr Gleichgewicht zu sorgen. Stattdessen
- ist zum Beispiel für eine dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung nach wie vor ausschließlich der Nachweis der Staatssprache vorgeschrieben;
- werden ZuwandererInnen teils Italienischkurse kostenlos angeboten, während Deutschkurse kostenpflichtig sind;
- ist man selbst in Südtiroler Landgemeinden oft der Auffassung, dass Italienisch für Migrantinnen die »bessere« Sprache sei, weil angeblich leichter zu erlernen.
Gerade in mehrheitlich deutschsprachigen Ortschaften wirken sich derartige Ansätze zudem ausschließend auf die neuen Mitbürgerinnen aus. Solche für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wichtigen Überlegungen in die rechte Ecke zu stellen — nur weil sie aus durchsichtigem politischem Kalkül auch von den Rechten angestellt werden — halte ich für brandgefährlich.
Einwanderung ist zumindest bei den Migrationsnetzwerken immer noch ein “italienisches” Phänomen – mehr als vier Fünftel der Vereinigungen bedienen sich der Referenzsprache Italienisch und weniger als 20 Prozent der deutschen.
Historiker und Konfliktforscher Kurt Gritsch auf Salto.
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