In ihrer heutigen Ausgabe berichten die Dolomiten von einer »Schützenflut«, die sich über den Südtirolkonvent ergossen habe.
Im Rahmen der Open Spaces hatten wir die zum Teil massive Anwesenheit der Schützen verteidigt, da es in der Natur dieser Veranstaltungen lag, dass kommen konnte, wer wollte und in welcher Anzahl es nötig erschien.
Bei den thematischen Workshops, die sich an die »organisierte Zivilgesellschaft« richten, ist dies aus meiner Sicht grundlegend anders. Es gibt zum Beispiel eine offizielle Einschränkung, die vorsieht, dass jeder Verein jeweils eine/n VertreterIn zu insgesamt hochstens zwei Workshops entsenden darf.
Wenn nun die Schützen jede Kompanie und darüberhinaus noch Marketenderinnen, Bund und Jugendleitung als eigene Vereine verstehen und zu mehreren Workshops anmelden, so entspricht dies nicht mehr dem Geist der Veranstaltungen.
Doch spätestens wenn weitere Vereine, deren Interesse an den jeweiligen Themen äußerst zweifelhaft erscheint, weitere Schützenmitglieder entsenden, ist dies nach meiner Auffassung missbräuchlich und unredlich.
Unsere Leute sind aber nicht dumm und haben auch ihre Vereine.
— Barbara Klotz (STF), Dolomiten, 03.05.2016
Klar: Jede Teilnehmerin der Open Spaces ist bei irgendeinem Verein (Kegeln, Fasching, Fußball) und hätte somit die theoretische Möglichkeit, sich an den Workshops zu beteiligen. Doch mit etwas Hausverstand sollte allen klar sein, dass dies nicht Zweck der Übung ist.
Da reicht es auch nicht, darauf hinzuweisen, dass andere doch ebenfalls so agieren hätten können. Wenn Missbrauch allen offen steht, heißt das doch nicht, dass diejenigen »blöd« und »selber schuld« sind, die sich am Missbrauch nicht beteiligen.
Dabei ist meiner Meinung nach gar nicht problematisch, dass die Workshops so nicht mehr »repräsentativ« seien, wie die Dolomiten schreiben. Repräsentativität ist weder Ziel noch Voraussetzung für diese Veranstaltungen — es geht nicht darum, sich zu zählen oder über etwas abzustimmen, sondern möglichst viele unterschiedliche Positionen einzubringen, zu diskutieren und auszuhandeln. Aber gerade diese unterschiedlichen Positionen, die in einen »demokratischen« Widerstreit treten könnten, werden nicht angemessen zum Ausdruck kommen, wenn zu viele dasselbe vertreten (weil sie ein und demselben Akteur zuzurechnen sind).
Völlig unverständlich ist für mich, warum nicht die Organisation eingeschritten ist und wenigstens die offiziellen Schützen — die also auch als solche Auftreten — zu einem einzigen Verein zusammengefasst hat. Mit der Folge, dass sie sich für eine gemeinsame Vertreterin hätten entscheiden müssen. Darüberhinaus hätten die Vereine wenigstens erklären müssen, welches Interesse, welche Affinität und welche Expertise sie mit dem jeweiligen Thema verbindet.
Ganz von der Hand zu weisen ist Schützenchef Elmar Thalers Bemerkung nicht, dass ohne die Überflutung durch seinen Verein an manchen Tischen ziemlich wenige Leute säßen. Dass man dem Tradtionsverein für seine Unterwanderung also quasi dankbar sein sollte, ist aber genau die falsche Schlussfolgerung — wenn nämlich genügend andere Akteure anwesend wären, könnte man die wundersame Vermehrung des Schützenbundes noch eher verkraften, als bei einem überschaubaren Angebot an alternativen Gesprächspartnerinnen.
Zurückzuweisen ist schlussendlich klar und deutlich die Unterstellung von Barbara Klotz (STF), die Workshops seien im Nachhinein erfunden worden, um unliebsame Ergebnisse der Open Spaces zu verwässern — ihre Abhaltung war nämlich bereits beim Dialogabend am 14. Dezember angekündigt worden.
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