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Wir distanzieren uns.
Wer gern mit Steinen wirft, sollte sich nicht ins Glashaus setzen

Autor:a

ai

Eigentlich waren wir schon den ganzen Tag lang gespannt, ob Christoph Perathoner vom Landtag in den Konvent der 33 gewählt wird. Falls ja — und dieser Fall ist auch tatsächlich eingetreten — hätten wir uns konsequenterweise heillos darüber echauffiert. Jetzt sitzt dieser Bonze glatt als Bürgervertreter im Forum der 100 und gleichzeitig für die SVP im K33.

Doch leider blüht uns nun eine deutlich unangenehmere Aufgabe. Denn unerwartet — ja, unerwartet! — wurde auch »unser« Wolfgang Niederhofer als Vertreter der Opposition vom Landtag in den Konvent gewählt. Erst am Montag soll er vom Präsidiumsmitglied Roland Tinkhauser (F) gefragt worden sein, ob er Interesse an einer Nominierung habe. Ohne die anderen Mitglieder von zu informieren, habe er nichtsahnend und ohne sich große Chancen auf eine tatsächliche Ernennung auszurechnen, zugesagt.

Was für eine Dummheit! Gerade wir, die wir anderen so oft vorgeworfen haben, nicht ausreichend auf Distanz zu bedenklichen Parteien und Vereinen bedacht zu sein, gerade wir, die wir von anderen stets maximale Transparenz eingefordert haben, stecken nun in der Bredouille. Als Vierergruppe entsenden wir gleich zwei Leute in den Konvent — wie soll man uns da glauben, dass wir nicht intrigiert und gepackelt haben? Dabei ist einer über das F100 gewählt und der andere von den Parteien ernannt worden. Aber vor allem: Es ist auf Vorschlag einer Partei geschehen, deren menschenverachtendes Gedankengut wir seit Jahren kritisieren und bekämpfen.

Und dann erfahren wir von Wolfgangs Wahl auch noch aus den Medien.

Wir könnten uns jetzt auf die Suche nach mehr oder minder glaubwürdigen, rechtfertigenden, entschuldigenden Ausreden machen. Doch wir sind der Meinung, dass es an dieser Stelle sinnvoller ist, uns für dieses Fehlverhalten zu entschuldigen und uns von Wolfgangs leichtfertiger Entscheidung zu distanzieren. Damit werden wir unseren eigenen Prinzipien noch am ehesten gerecht.

Ob es mit ihm noch eine weitere Zusammenarbeit geben kann, müssen wir so rasch wie möglich überprüfen. Wir wünschen ihm inzwischen viel Erfolg im Konvent und uns, dass er sein Mandat trotzdem als ein möglichst freies, konstruktives, unseren gemeinsamen Ideen und Werten verpflichtetes wahrnimmt.



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Comentârs

27 responses to “Wir distanzieren uns.
Wer gern mit Steinen wirft, sollte sich nicht ins Glashaus setzen

  1. fabivS avatar
    fabivS

    Oh, das ist hart!

    Einerseits ist gut dass eine realität wie BBD auch im Forum der 100 und 33 zum Wort kommt. Andererseits ist es aber sehr, sehr schlechte Werbung wenn unsere Ideen mit die von den Blauen von Bevölkerung und Politik identifiziert werden. Dann haben 10 Jahre Einsatz letzendlich echt nicht viel genutzt!

    Niwo hätte vielleicht das kommen sehen sollen; andererseids wenn auch eine Distanzierung notwendig ist, ein einziges faux pas sollte nicht (finde ich) allzu langen Schatten auf Einsatz und politische Einstellung einer Person werfen. Er war letzendlich immer von den BBD Idealen überzeugt und begeistert.
    Wir müssen auch nicht unbedingt das Spielchen der Partei-Politik weitertreiben, dass die Freunde der Feinde auch Feinde sind (und überhaupt alles in Freunde und Feinde aufteilen). Denn ich glaube er ist von den Blauen nominiert worden nicht *wegen* seiner politischen Einstellung sonder eher *trotz* dieser.

  2. bzler avatar
    bzler

    Politik ist bekanntlich schmutzig und mit ganz reiner Weste wird es auch hier nicht gehen. Eigentlich finde ich es begrüßenswert, dass eine Partei außerparteiliche Vertreter einbringt. Skandal wettere ich hier keinen.

    Vielmehr ist es ein guter Zeitpunkt für Selbstreflexion im bbd. Die übergeordnete Klammer, die Basis und Fanclub zusammenhält, ist eben die Freistaat- (sorry: die Selbstbestimmungs-)idee und sind nicht sonst irgendwelche Werte. Von letzteren schwimmt im bbd-Teich eben das ganze Spektrum, ob es den Initiatoren passt oder nicht, es ist halt so.

    Auf freiheitliches Niwo gesunken, bleibt eine halbe Hand voll Idealisten bzw. Individualisten übrig. Eine Erkenntnis, die dem WIR und dem IHR in den Diskussionen vielleicht eine gesündere Basis geben könnte.

    1. RoMo avatar
      RoMo

      Auf freiheitliches Niwo gesunken

      Eine Übertreibung ?

  3. a&a&a avatar
    a&a&a

    Jetzt seid mal nicht päpstlicher als der Papst… ;)

  4. bzler avatar
    bzler

    Zum Perathoner Christoph muss ich noch etwas loswerden: Man kann vom politischen Perathoner halten, was man will (und meinerseits hält es sich da in Grenzen), aber er ist in Sachen Ladinerrechten im Autonomiestatut eine unbestrittene Kompetenz und feurig engagiert obendrein. Ich möchte ihn ermutigen, die Konventsache durchzuziehen und dafür die politische Karriere einzubremsen anstatt umgekehrt. Und wegen doppelt gemoppelt: Einmal im K33 kann er ja seinen Platz im F100 getrost räumen und einen anderen Ladiner nachrücken lassen. Alles andere würde eine Schwächung der ladinischen Präsenz bedeuten, aber das weiß er ja selber.

  5. Ainer von Fielen avatar
    Ainer von Fielen

    Ich verstehe die ganze Aufregung nicht…
    Ist es nicht im Sinne von BBD überparteilich für die Zukunft Südtirols zu arbeiten und dies durch die Kompetenzen und Fähigkeiten der entsprechenden Einzelpersonen?

    Ich behaupte 98% aller Beteiligten rund um den Autonomiekonvent haben wirklich im Sinn das bestmögliche Ergebnis zu liefern ohne sonstige strategische Hintergedanken.

    Der Artikel wirkt für mich merkwürdig und nur polemisch bzw. schafft eine Polemik wo gar keine ist.
    Oder ich verstehe einfach den tieferen Sinn dahinter nicht…

  6. space cowboy avatar
    space cowboy

    In Ernst ? ? Für die blauen ? ?

    1. hunter avatar
      hunter

      nicht “für die blauen” sondern auf vorschlag von f und stf.

  7. G.P. avatar
    G.P.

    Habe jetzt lange darüber sinniert, was ich von dem Artikel halten soll. Und um ehrlich zu sein, nach der erstmaligen Lektüre, vor allem der ersten drei Absätze, habe ich doch glatt geglaubt, es handle sich um Ironie, um reinen Sarkasmus.

  8. zogglerino avatar
    zogglerino

    Die Angst ins rechte Eck geschoben zu werden hinterlässt bei solchen Gelegenheiten einen bitteren Nachgeschmack. Kann ich einsehen…
    An alle die hierbei unmittelbar kein Problem sehen: es kann ja so leicht zu einem werden.

    1. RoMo avatar
      RoMo

      Genau ! Man soll es nicht unterschätzen und danke bbd für euer Transparenz

  9. Waltraud Astner avatar
    Waltraud Astner

    Ich finde auch dass ihr Probleme seht, wo gar keine sind. Nur weil Wolfgang Niederhofer von einem Vertreter der Freiheitlichen Partei gefragt wurde, ist das noch lange kein Skandal. Die Freiheitlichen sind eine Partei des demokratischen Spektrums und wurden von einer bestimmten Anzahl von Bürgern gewählt. Man muss ja nicht alle Ansichten der Freiheitlichen teilen, genausowenig wie man es mit anderen Parteien halten muss. Wahrscheinlich wurde Wolfgang wegen des Selbstbestimmungsgedankens von den Freiheitlichen angesprochen, den auch diese Partei verfolgt. Immer noch besser als von der SVP vorgeschlagen zu werden, die mit Selbstbestimmung und Eigenständigkeit überhaupt nichts am Hut hat. Also verderbt es euch nicht mit Wolfgang Niederhofer, der bestimmt im Sinne von BBD sachlich argumentieren wird, mimosenhaftes Verhalten ist hier nicht am Platz. Ich finde es jedenfalls super dass gleich zwei Vertreter das Anliegen von BBD einem breiteren Publikum zugänglich machen können und für ein Gleichgewicht im sonst wahrscheinlich homogenen Argumentationsspektrum sorgen werden.

    1. ola avatar
      ola

      Wahrscheinlich wurde Wolfgang wegen des Selbstbestimmungsgedankens von den Freiheitlichen angesprochen, den auch diese Partei verfolgt.

      Ich kann die Argumentation von Frau Astner im Großen und Ganzen teilen, obwohl ich auch sehr gerne wüsste, was hinterm Vorschlag von Hr. Tinkhauser tatsächlich steckt.

  10. fe avatar
    fe

    Das BBD nun durch die Wahl von Wolfgang – wenn auch unerwartet – mit zwei Exponenten im K33 “vertreten” ist, stellt für mich keinen Schaden für eure “Sache” dar. Im Gegenteil. Es ist eine große Chance zur Mitarbeit und zur möglichen nachhaltigen Weiterentwicklung unserer Autonomie – und dadurch unseres Landes. Für mich auch ein kleiner, weiterer Schritt in Richtung eines offenen Selbstbestimmungsprozesses. Jungs, macht was Gutes draus!

  11. chilocapisce avatar
    chilocapisce

    Mich würde interessieren, ob jemand von “Euch” mit Wolfgang gesprochen hat, bevor “ihr” diesen Distanzierungs-Text online gestellt habt.
    Die Distanzierung scheint mir wirklich zu “hart”, Wolfgangs “Rechtfertigung” zur Wahl hingegen mehr als schlüssig.

    1. hunter avatar
      hunter

      ja

    2. pérvasion avatar

      “Euch”

      “ihr”

      Für den Text der Distanzierung zeichnen materiell Harald und ich verantwortlich. Patrick war darüber informiert und mit der Notwendigkeit einer Stellungnahme einverstanden. Die Härte der Formulierung schien ihm dann übertrieben.

  12. Tirola Bua avatar
    Tirola Bua

    Ich finde, dass diese Distanzierung etwas übertrieben ist. Natürlich kann man anderer Meinung als F und STF sein, jedoch sollte man eine Zusammenarbeit nicht komplett ablehnen.

  13. Philipp Fallmerayer avatar
    Philipp Fallmerayer

    Die Teilnahme von BBD-Mitglieder am Konvent ist doppelplusgut, da habe ich echt ein gutes bauchgefühl.

  14. Donnerwetter avatar
    Donnerwetter

    Die 33 Vertreter wurden vom Südtiroler Landtag gewählt. Da kann es egal sein wer den “Brenner-Basisdemokratie”-Vertreter vorgeschlagen hat. Wichtig ist, dass Herr Wolfgang Niederhofer alles tut, damit wir endlich von der Bevormundung und vom Chaotenstaat Italien wegkommen. Südtirol muss als eigenständiges, europäisches Land (wie San Marino) werden. Wir müssen endlich in allen Bereichen (Polizei, Pensionsanstalt, Tarifautonomie, Sportautonomie usw) selbst bestimmen und verwalten können. Die italophile SVP, die sich in Bozen nicht schämt mit der italienischen, radikalen Rechten und den Neonationalisten sowie den (Geschäftsvermietungs-) Kaufleutelobbyisten täglich zu packteln, will genau das Gegenteil. Deshalb nur Mut, Herr Niederhofer, und verlangen sie Transparenz und Öffentlichkeit. Südtirol muss endlich neue Wege gehen.

    1. ProEuregio avatar
      ProEuregio

      … genau! – Und man darf ruhig auch Luxembourg nennen, – ebenfalls kleiner und zwar ein Drittel der Landesfläche Südtirols und man nimmt L in Europa ordentlich wahr … wir brauchen also keine Angst zu haben in eine neue Bedeutungslosigkeit abzusinken. Der EU täte eine EU-Region als Mitglied sicher gut, einen x-ten Außen- und Verteidigungsminister braucht sie jedenfalls sicher nicht!
      Und die Euregio mit “TIROL” und “TRENTINO” könnte weiter fortbestehen! – So wie bisher eine Euregio “nur” dann bestehen durfte, wenn eine nationale Grenze hindurchführte, – so gibt es mit einer EU-Region-ohne-nationale-Bevormundung endlich etwas, womit Europa neue Qualität erlangt und damit auch Visionen zeigen könnte!

      1. gorgias avatar
        gorgias

        Dass Luxemburg so präsent in der europäischen Politik ist hat damit zu tun dass dieses Land schon seit jahrhunderte in der internationalen Politik mitmischt und Politiker von Format besitzt. Südtirol steckt mental stark in der Provinz fest. Da kann man nicht auf einem Automatismus hoffen.

  15. Falscher Vinschger avatar
    Falscher Vinschger

    Diese Distanzierung finde ich einfach nur lächerlich!
    Was soll das sein: gezielte Provokation? Suche nach Aufmerksamkeit? Selbstkritik, um von anderen Zuspruch zu erhalten?
    Seid doch froh, dass Wolfgang Niederhofer gewählt wurde! Was würde sich denn ändern, wenn er von irgend einer anderen Partei vorgeschlagen worden wäre? Von den unbelehrbar italophilen Grünen, die ihr Heil einzig und allein bei Italien sehen und alle Andersdenkenden als Rechtsradikal diffamieren? Von der romtreuen SVP, der es nur um Machterhalt geht und für die Selbstbestimmung nur noch ein Wahlkampfslogan ist. Von der italienischen Rechten, die sich schützend vor das Siegesdenkmal stellt und von Mussolinis Rückkehr träumt. Vom angeblich interethnischen PD, der sich am Ende doch immer wieder zum “Siamo in Italia” hinreißen lässt. Nichts würde sich ändern! Er wäre im Konvent der 33 und würde die Sache der Selbstbestimmung vertreten. Oder wäre es euch am Ende sogar lieber, wenn er gar nicht dabei wäre?
    Einfach lächerlich, diese Distanzierung!

    1. Rolli avatar
      Rolli

      Logisch ist es für die Freiheitlichen und die Rechten lächerlich. Bbd kann aber nur so ihre Glaubwürdigkeit als ökosozialen Think tank retten.

      1. Falscher Vinschger avatar
        Falscher Vinschger

        Die “Rechten” scheinen dazu fähig zu sein, über den eigenen Schatten zu springen und einen unabhängigen, parteilosen Kandidaten zu unterstützen.
        BBD kann das anscheinend nicht verkraften und erschlägt sich daher lieber selbst mit der Nazikeule. Da kann man nur den Kopf schütteln.

  16. Manni avatar
    Manni

    Auch ich kann dieser Distanzierung wenig abgewinnen.
    Ihr habt selbst immer wieder betont habt, daß ihr euch nicht ständig von “Rechten” distanzieren müßt, nur weil ihr zufällig einen kleinsten gemeinsamen Nenner habt, wie etwa die Unabhängigkeit von Italien. Zudem wird kaum jemand, der der Arbeit dieses Blogs nicht gezielt schaden will ernsthaft behaupten, daß Herr Niederhofer oder gar BBD selbst sich vor den Karren der FH spannen lassen will. Die Distanzierung ist in meinen Augen daher gleich doppelt unnötig. Man muß auch die Konfortzone des eigenen Blogs verlassen können und das Gespräch mit jenen suchen, mit denen man kaum oder überhaupt nicht einer Meinung ist. Ich persönlich schätze die Beiträge von Herrn Niederhofer sehr und wünsche ihm an dieser Stelle gute Arbeit !

    1. hunter avatar
      hunter

      ich schätze wolfi genausosehr. sonst hätte ich nicht mit ihm und den anderen seit jahren den blog hier betrieben. das letzte, was wir uns vorwerfen lassen müssen, ist, uns nicht mit anderen meinungen konfrontiert und auseinandergesetzt zu haben. das tun wir ständig. wir verweigern niemandem den dialog, der sich innerhalb des demokratischen grundkonsenses bewegt und diesen nicht in frage stellt. aber auf vorschlag einer partei, die diametral dem gegenüber steht, was wir hier tun, in den konvent zu gehen, ist eine andere sache.

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