Im friedlichen Nebeneinander der wirtschaftlich blühenden Region sieht Mazza jedoch auch das Risiko eines Ohneeinander. Denn anders als früher ist heute die Kenntnis der jeweils anderen Sprache nicht mehr erforderlich. Gerade auf dem Land bemühen sich viele nicht mehr, Italienisch zu lernen. “Früher brauchte man im Kontakt mit Carabinieri und auf der Post das Italienische, das ist heute anders.”
Aus einem Artikel von Bettina Gabbe über Südtirol, erschienen in der Südwest Presse am 4. Jänner 2016.
Aldo Mazza stammt aus Kalabrien, ist in Kampanien aufgewachsen und lebt in Südtirol. Er ist Mitbegründer des Bozner AlphaBeta-Verlags.
Es ist unglaublich, wie wenig Medien heute in Recherche investieren und wie sehr sie sich auf Meinungen verlassen, die dann — wie in diesem Falle — das Bild eines ganzen Landes verzerren. Erst im letzten Jahr hatten wir einen Beitrag von Barbara Bachmann in der Zeit kritisiert, der in eine ähnliche Kerbe schlug.
Frau Gabbe hätte einen Blick in das Sprachbarometer des Landesstatistikinstituts werfen können, um herauszufinden, dass:
- die Zweisprachigkeit in Südtirol während der letzten zehn Jahre deutlich zugenommen hat;
- auch die deutschsprachigen Südtirolerinnen die italienische Sprache als die wichtigste im Land bezeichnen, was wohl kaum für ein Ohneeinander spricht;
- die Zweisprachigkeit im Amt sich drastisch und zu Lasten der deutschen Sprache verschlechtert hat, weshalb es nicht stimmt, dass man heute im Kontakt mit Carabinieri und auf der Post das Italienische nicht mehr braucht.
Auch Herrn Mazza würde ein Blick in das umfassende statistische Werk wohl nicht schaden.
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