Temposünder sind in Südtirol bislang eine besonders geschützte Spezies:
- Die italienische Straßenverkehrsordnung verbietet es seit Jahren auch in Südtirol, Geschwindigkeitskontrollen ohne Vorwarnung (Kennzeichnung mit einem Schild) durchzuführen.
- Staatliche Verordnungen erschweren zudem die Installation fester Radarmesstationen, die nur mit Zustimmung des Präfekten und nur auf besonders gefährdeten Strecken aufgestellt werden dürfen.
- Auch Ex-Landeshauptmann Luis Durnwalder hatte sich noch durch seine Aversion gegen Geschwindigkeitskontrollen hervorgetan.
- Zu allem Überfluss wurden Unfallzahlen vom zuständigen Landesrat systematisch schöngeredet.
Diese Voraussetzungen machen unser Land — im Zusammenspiel mit der Attraktivität bestimmter Bergstrecken — zu einem internationalen Raserparadies. In einschlägigen Internetforen wird das sogenannte Pässeblasen besungen und auf die äußerst »kundenfreundlichen« Geschwindigkeitskontrollen hingewiesen.
Die neue Landesregierung und der alte Landesrat Florian Mussner scheinen der Raserei nun auch aufgrund schlechter Unfallstatistiken endlich doch einen Riegel vorschieben zu wollen. Dazu soll vorerst ein »Pilotprojekt« an der Mendelstraße gestartet und dann möglicherweise auch auf andere besonders gefährdete Strecken ausgeweitet werden. Dass es dafür auch Ausnahmen von der absurden Vorwarnungspflicht für Radarmessungen geben wird, scheint allerdings unwahrscheinlich. In jedem Fall ist — die Landesautonomie lässt wieder einmal grüßen — die Zustimmung des Präfekten erforderlich.
Schritte, endlich die hohen Opferzahlen auf Südtirols Straßen zu senken, sind aber mit Sicherheit zu begrüßen.
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