Sowohl die größte, als auch die drittgrößte Stadt Spaniens, Madrid und València, wurden seit 1991 — also für fast 25 Jahre — ununterbrochen von der rechten Volkspartei (PP) des derzeitigen spanischen Ministerpräsidenten Mariano Rajoy regiert. In beiden Städten kam es, wie auch in der zweitgrößten Stadt des Staates, Barcelona, bei den diesjährigen Gemeindewahlen zum Regierungswechsel, den sich viele seit langem wünschten.
In der gesamtstaatlichen Hauptstadt regiert seitdem Bürgermeisterin Manuela Carmena von Ahora Madrid, einem Bündnis aus Podemos und Ganemos. Die Bürgermeisterin der katalanischen Hauptstadt heißt Ada Colau und ist Ausdruck der zivilgesellschaftlichen Plattform Barcelona en Comú, während in València Joan Ribó i Canut von Compromís regiert, einem langjährigen linksgrünen Parteienbündnis. Somit sind die BürgermeisterInnen der drei größten Städte im spanischen Staat politisch links anzusiedeln.
Sowohl Manuela Carmenas als auch Joan Ribó i Canut (und ihre jeweiligen Koalitionen) haben kurz nach der Wahl angekündigt, dass sie in ihren Städten ein massives Programm zur Umbenennung von Straßen und Plätzen umsetzen wollen, um mit dem Erbe des Franco-Regimes aufzuräumen. Barcelona hatte bereits unmittelbar nach der demokratischen Wende — Ende der 1970er und Anfang der 1980er Jahre — einen klaren Schlussstrich gezogen und die Diktatur aus den Straßenbezeichnungen verbannt.
In Madrid sollen während der kommenden fünf Jahre rund 170 Bezeichnungen geändert, im zweisprachigen València (wo Kastilisch und Valencianisch, eine Variante des Katalanischen, gesprochen wird) etwa einhundert. Bereits 2007 hatte die Regierung von José Luis Rodríguez Zapatero (PSOE) ein Gesetz (Ley de Memoria Histórica) beschlossen, das die Kommunen unter anderem dazu verpflichtet, Symbole, Denkmäler und Bezeichnungen zu entfernen, die den Franquismus verherrlichen. Vom PP geführte Verwaltungen verschleppten dies mehr oder weniger systematisch, wiewohl etwa auch in Madrid bereits Straßenbezeichnungen geändert und die meisten Franco-Statuen entfernt wurden.
Die Bürgermeisterin von Madrid hat angekündigt, die Neubenennung von Straßen und Plätzen aufgrund von Vorschlägen aus der Bevölkerung vornehmen zu wollen. Vorrang soll die Ehrung von Frauen haben, um das bestehende Ungleichgewicht zwischen den Geschlechtern abzumildern.
In Südtirol, zumal in der Landeshauptstadt Bozen, gibt es auch 70 Jahre nach dem Ende der Diktatur noch immer zahlreiche Denkmäler und Bezeichnungen von Straßen und Plätzen, die direkt oder indirekt den Faschismus verherrlichen. Eine ernsthafte Absicht, die belastenden Bezeichnungen zu ersetzen, ist nicht erkennbar.
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