Überhöhte Geschwindigkeit ist in Italien die häufigste Ursache für tödliche Verkehrsunfälle. Dennoch scheint sich niemand daran zu stören, dass die Geschwindigkeitsbegrenzung faktisch großteils abgeschafft wurde. Im Gegenteil: Die Tageszeitung (TAZ) hetzt in bester Bild-Manier gegen die letzten vereinzelten Versuche, Rasende in die Schranken zu weisen.
Übertrieben garantistische Gesetze haben die runden Schilder mit dem roten Rand hierzulande zu reinen Empfehlungen herabgestuft. Radarkontrollen müssen per eigenem Hinweis auffällig angekündigt werden — nur dort muss sich die Autofahrerin also tatsächlich an das Limit halten. Ansonsten gilt freie Fahrt, gerne auch mit 300 Sachen über die Autobahn.
Gegen die spärlichen Kontrollen holt die TAZ einmal mehr zum Rundumschlag aus, und drückt auch noch kräftig auf die Tränendrüse. Mittels gestriger Ausgabe soll in der Leserin Mitleid für zwei Raserinnen ausgelöst werden, die geltende Begrenzungen um rund zehn Prozent überschritten haben. Kein Kavaliersdelikt — doch für die Tageszeitung kein Problem.
Vorgeworfen wird den Übertreterinnen dank lascher italienischer Gesetzgebung nach Abzug von Toleranzen nur 1km/h Überschreitung. Doch anstatt sich dafür zu bedanken, fühlen sich die Betroffenen angeblich »gepflanzt«. Eine deutsche Touristin zum Beispiel werde, nachdem sie sage und schreibe 50,- Euro berappen musste, wohl nie wieder nach Südtirol kommen, denn Urlaub ist nur dort schön, wo frei rumgebrettert werden darf — so die abstruse Logik der Tageszeitung. Pathetisch. Beinahe möchte man der Armen etwas Geld schicken.
In Österreich oder der Schweiz könnte die Presse ganze Gazetten mit solchen G’schichterln füllen, doch auf diese Idee ist dort wohl noch nie jemand gekommen. Mit gutem Grund.
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