Laut heutigem A. Adige wird der Bürgermeister von Bozen, Luigi Spagnolli, am Sonntag die italienische Flagge aushängen, wie von Ministerpräsident Matteo Renzi anlässlich des hundertsten Jubiläums des italienischen Eintritts in den ersten Weltkrieg verordnet. Spagnolli rechtfertigt dies unter anderem damit, dass er ein »Bürgermeister der italienischen Republik« sei.
Er hätte eine gute Ausrede gehabt, um sich nicht positionieren zu müssen: Da am Sonntag in Bozen Stichwahlen stattfinden, hätte (unter anderem) die Staatsflagge ohnehin ausgehängt werden müssen. Doch zog es Spagnolli angeblich vor, ausdrücklich festzuhalten, dass er dem absurden Wunsch von Matteo Renzi in jedem Fall nachgekommen wäre.
Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, dass sich Spagnolli der Vorschrift des Landes, neben der Gemeinde-, Europa- und Staatsflagge auch die Landesflagge auszuhängen, bislang immer widersetzt hat. Er rechtfertigte dies mit angeblichem Platzmangel und kritisierte die Verordnung als Eingriff in die Gemeindeautonomie. Spagnolli fühlt sich also zwar als Bürgermeister der italienischen Republik, aber — seiner eigenen Logik folgend — offenbar nicht als Bürgermeister der Südtiroler Landeshauptstadt. Wo diesbezüglich der Unterschied zu seinem Kontrahänten, dem Rechtsaußen Alessandro Urzì, bestehen soll, ist nicht ersichtlich.
Immerhin sprechen sich laut A. Adige sowohl SEL (Guido Margheri) als auch Kommunisten dagegen aus, den Kriegseintritt zu feiern und zu diesem Anlass die Gemeindeämter zu beflaggen.
Nachtrag: Spagnolli hat nun mehreren übereinstimmenden Medienberichten zufolge eingelenkt und wird die Flaggen auf Halbmast setzen lassen. Er folgt damit einem Vorschlag der Grünen sowie dem Beispiel der Provinz Trient. Andernfalls wäre Bozen wohl die einzige Gemeinde der gesamten Euregio gewesen, die den italienischen Kriegseintritt gefeiert hätte. Spagnollis Parteikollege und Landesrat Christian Tommasini trägt die Entscheidung der Landesregierung mit, am Sonntag gar keine Flaggen auszuhängen.
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