Es gibt Nachrichten, die werden in Südtirol gerne kleingespielt, weil sie nicht sonderlich ins Bild (der SVP) passen.
Nach dem Scheitern des Unabhängigkeitsreferendums in Schottland wurde der linksliberalen SNP (Scottish National Party) und dem ganzen Land gleich dazu nicht zuletzt hierzulande der Untergang prophezeit. Parteichef Alex Salmond ist nach der Niederlage wie angekündigt zurückgetreten und überließ seiner Nachfolgerin Nicola Sturgeon das Ruder.
Senator Karl Zeller meinte damals, dass viele “Schottlandfans” hierzulande nicht verstanden hätten, dass die Situation Schottlands nun sogar schlechter sei, als jene Südtirols. Die Schotten hätten sich einen Bärendienst erwiesen, weil sie das Druckmittel Selbstbestimmung, das Südtirol nach wie vor habe, verspielt hätten und sich die Verhandlungen nun viel schwieriger gestalten würden. Man könne einfach nicht auf zwei Hochzeiten tanzen – also Unabhängigkeit und mehr Autonomie gleichzeitig fordern – hieß es meist.
Am 7. Mai 2015 finden im Vereinigten Königreich Parlamentswahlen statt. Anfang April gab es eine einzige große Fernsehkonfrontation – die so genannte Leaders Debate (vollständige Debatte auf YouTube). SNP-Chefin Nicola Sturgeon (28 %) ging dabei in einer Umfrage des renommierten YouGov-Instituts für “The Times” und “The Sun” als klare Siegerin gegen Cameron (18 %), Miliband (15 %), Farage (20 %) und Co. hervor.
Den Chef der europafeindlichen UKIP fertigte die Juristin mit einem Satz ab: “Es gibt nichts, wofür Nigel Farange nicht Ausländern die Schuld gibt.” Auch die Regierung Camerons und des Liberaldemokraten Nick Clegg bekam ihr Fett ab: Es sei ironisch zu sehen, wenn die beiden jetzt streiten, hätten sie doch fünf Jahre gemeinsam den Menschen im Land ihre Austeritätsmaßnahmen verordnet. Miliband überholte sie lässig links, als sie sich gegen Studiengebühren aussprach.
— aus www.orf.at
Andere Umfragen erklärten jedoch Cameron, Miliband oder Farage zum Sieger. Einig ist man sich hingegen über den zu erwartenden Wahlausgang. Nahezu alle Umfragen gehen derzeit von einem überwältigenden Wahltriumph der SNP aus. Sturgeons Forderungen nach einem konsequent öffentlichen Gesundheitssystem, einem Abbau der Atomwaffen und einer fairen Einwanderungs- und Integrationspolitik kommen auch außerhalb Schottlands gut an. Nach pessimistischen Schätzungen sollte die Partei ihre Sitze in Westminster (derzeit hält sie bei sechs) versechsfachen. Optimistische Studien gehen sogar von beinahe einer Verneunfachung aus wie nzz.ch berichtet. Labour und Tories würden in Schottland in die Bedeutungslosigkeit gewählt werden.
Die SNP könnte somit zur drittstärksten Kraft im gesamten Königreich hinter Labour und den Tories aufsteigen. An den schottischen linksliberalen Unabhängigkeitsbefürwortern um Sturgeon würde dann kein Weg mehr vorbeiführen, denn die zwei großen Parteien wären bei einem derartigen Erfolg der SNP auf einen Koalitionspartner angewiesen.
Karl Zeller wird uns in einem der nächsten Mittagsmagazine aber bestimmt erklären, was die SNP alles falsch gemacht und verspielt hat, und warum der Höhenflug der Unabhängigkeitspartei für die Schotten nicht von Vorteil ist. Wir dürfen gespannt sein.
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