Die letzten Tage haben gleich mehrere — Achtung Euphemismus — Ungereimtheiten in der Vergangenheitsbewältigung zutage befördert. Dazu gehören auch die Äußerungen Oswald Ellecostas, Vizebürgermeister der Stadt Bozen, der am 25. April nicht an den Feierlichkeiten zum Befreiungstag teilgenommen hat. Während dies meiner Ansicht nach noch hinnehmbar gewesen wäre, da er von anderen Amtsträgern seiner Partei vertreten wurde, sind die Beweggründe, welche er für sein Fernbleiben nennt, wahrlich skandalös. Ohne mit der Wimper zu zucken behauptet der SVP-Hardliner, für ihn habe der 25. April nichts mit Befreiung zu tun — wennschon, dann sei er 1943 von der Wehrmacht befreit worden. Mag mit dem Einmarsch der Nazis auch die kulturelle Unterdrückung der Südtiroler teilweise nachgelassen haben, hing damit jedoch die Fortsetzung von Gewalt und Diktatur, sowie der Beginn neuerlicher Verfolgungen in Südtirol zusammen. Nicht zuletzt die jüdische Gemeinde in Meran wurde noch einmal Opfer gezielter Angriffe und unglaublichen Leids, deren sich auch zahlreiche Südtiroler schuldig gemacht haben.
Die Aussage Ellecostas ist mit seinem hohen Amt in der Landeshauptstadt unvereinbar. Grüne und Linke haben sich teilweise zu einer Rücktrittsforderung durchgerungen, der sich jeder demokratisch denkende Mensch anschließen sollte. Hoffentlich protestieren auch die antifaschistischen Schützen gegen Ellecostas Ausfälle.
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