Interessante Töne sind neuerdings von der Titelseite des Tagblattes der Südtiroler zu vernehmen. Da ist von »diplomatischem Krempel« und »neuen Optionen« die Rede. Untermauert wird die Forderung nach einer härteren Gangart des Westens im Krieg in der Ukraine schließlich mit einem Nazi-Vergleich. Nach Saddam Hussein und Kim Jong-il ist jetzt also Vladimir Putin der neue Hitler.
Politik-Redakteur Rupert Bertagnolli wird in seinem »Vorausgeschickt« diesbezüglich sehr deutlich:
[…] Landgewinne bleiben, Wirtschaftssanktionen kommen und gehen und sind in einer globalisierten Welt ohnehin wenig effizient. Um Putins Expansionismus zu stoppen, muss der Westen jetzt eine andere, sehr deutliche Sprache sprechen, die er unmissverständlich versteht. […] Neue Optionen müssen auf den Tisch.
Denn schon einmal hat sich ein Aggressor angemaßt, über Minderheiten in anderen Ländern eigenmächtig zu entscheiden, ohne dass ihn jemand rechtzeitig gestoppt hat.
Sportredakteur Andreas Vieider legt wenig später noch ein Scheit nach:
Während sich Herr Putin gänzlich ungeniert breitmacht im Osten Europas, überbieten sich die Damen und Herren Politiker quer durch alle Nationen in ihrer Hilflosigkeit. Nach allerlei Sanktionen, Resolutionen, Beschwerden-Tamtam sowie sonstigem diplomatischem (sic) Krempel, was (sic) alles nichts gebracht hat, soll der Sport als letzter Strohhalm herhalten.
[…] Vielmehr ist es ein Armutszeugnis auf politisch-diplomatischer Ebene, dass nicht auf anderem Wege ein Ausweg aus der Ukraine-Krise gefunden wird.
Die manichäische Dichotomie zwischen den Kräften des Guten und jenen des Bösen wird hier derart naiv zelebriert, dass man beinahe versucht wäre mit Stermann & Grissemann und einem weiteren Nazi-Vergleich zu antworten. Doch die Situation ist zu Ernst, als dass man sie lächerlich machen könnte. So sehr Putins Vorgehen zu verurteilen ist, so trägt auch »der Westen« eine wesentliche Mitschuld am Krieg in der Ukraine; nicht zuletzt auch wegen seiner undifferenzierten Unterstützung für zwielichtige Gestalten in der neuen Regierung. Die Demokratien des Westens haben ein riesiges Glaubwürdigkeitsproblem, welches man bestimmt nicht aus der Welt schafft, indem man einen globalen Krieg mit der Atommacht Russland riskiert. Würden die USA und die europäischen Länder endlich einmal ihre Doppelmoral und ihre Bigotterie aufgeben, böten sich auf dem diplomatischen Parkett bestimmt wieder ganz neue Möglichkeiten, um der Eskalation in der Ukraine Herr zu werden.
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