Oft wurde von bereits die Erinnerungs(un)kultur hierzulande angeprangert. Da wird eifrig relativiert, bagatellisiert und negiert. Das Aufrechnen und Sich-im-Opferstatus-suhlen ist geradezu Volkssport. Eine Lektion, was es heißt, “historische Verantwortung” (nicht individuelle wohlgemerkt) zu übernehmen und kompromisslose Erinnerungskultur zu betreiben, hat unlängst der deutsche Außenminister Frank-Walter Steinmeier im toskanischen Civitella erteilt. Zwar gab es vor einigen Jahren zwischen Deutschland und Italien diplomatische und juridische Differenzen über Entschädigungszahlungen für die dort von der Wehrmacht verübten Verbrechen, aber mittlerweile ist man auf einem guten Weg.
In Civitella hatten Partisanen im Juni 1944 drei deutsche Soldaten erschossen. Daraufhin richtete die Wehrmacht unter der Bevölkerung ein Massaker an. Sogar Kirchenbesucher wurden erschossen und die Kirche wurde niedergebrannt. 244 Zivilisten kamen ums Leben.
Auf Einladung der italienischen Außenministerin Federica Mogherini kam Steinmeier zu einer Gedenkveranstaltung nach Civitella. Dort entschuldigte er sich für das “Unentschuldbare”, das die Nazis hier verbrochen haben. Medienberichten zufolge hielt er seine Rede auf Italienisch. Steinmeier verzichtete dabei offenbar gänzlich auf Relativierungen (“Ihr habt aber angefangen” – Das Massaker war ein Vergeltungsakt, nachdem drei deutsche Soldaten erschossen wurden) oder Fingerzeigen (“Ihr habt aber auch” – Italien hat ebenfalls eine wenig rühmliche Vergangenheit was Kriegsverbrechen anbelangt) wie sie in Südtirol und in Italien recht gängig sind. Stattdessen zeigte er sich “fassungslos, erschüttert und zutiefst beschämt von dem, was Deutsche hier getan haben.” Zudem werden die Geschehnisse gegen Ende des Krieges beim Abzug der Wehrmacht nun wissenschaftlich aufgearbeitet, nachdem ein Großteil der Verbrechen nach Ende des Krieges ungesühnt blieb.
Nachtrag:
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