Mehrfach hatte der katalanische Präsident, Artur Mas, seinen zentralspanischen Kollegen, Mariano Rajoy, in Vergangenheit öffentlich aufgefordert, einen Dialog über die Selbstbestimmung Kataloniens zu eröffnen. Bislang vergeblich. Gestern endlich sagte Rajoy zu, nachdem er bereits lange zugewartet hatte — allerdings mit einer aus katalanischer Sicht inakzeptablen Bedingung: Mas sollte das bereits angesetzte Unabhängigkeitsreferendum wieder zurücknehmen, anderenfalls werde sich die Zentralregierung nicht auf Verhandlungen mit Barcelona einlassen.
Die Vorbereitungen sind allerdings schon zu weit fortgeschritten, als dass ein Rückzug möglich erschiene, weshalb der katalanische Präsident nur wiederholte, was er bereits vor Wochen klargestellt hatte: Jedes (späte) Angebot, jeder Gegenvorschlag der spanischen Regierung zur Loslösung Kataloniens sei willkommen, müsse nun aber neben der Eigenstaatlichkeit als weitere Wahlmöglichkeit in das Referendum einfließen, an dessen Abhaltung kein Weg mehr vorbeiführe.
Hochprofessionell und mit vorbildlicher Transparenz arbeitet die Generalitat nämlich schon seit Monaten sehr zielstrebig an der Umsetzung des Vorhabens. So stellte der Unabhängigkeitsbeirat, ein beratendes Expertengremium der Regionalregierung, erst vor wenigen Tagen ein detailliertes Gutachten über Wege und Chancen der Aufnahme Kataloniens in die EU vor, zudem schaltete die Generalitat ein offizielles Internetportal zur Selbstbestimmung frei, das Bürger und auswärtige Beobachter mehrsprachig über den laufenden Prozess informieren soll.
Die Gefahr, dass Madrid nun auf Zeit spielen will, um das Projekt auszubremsen, ist sehr konkret. Umso mehr, als Rajoy erst kürzlich erklärt hatte, er werde ein Referendum unter keinen Umständen zulassen. Wozu dann einen Dialog?
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