Italien steht am Abgrund, doch die Politik ist wie gehabt nur mit sich selbst beschäftigt: Parteispaltungen, Neugründungen, Umbenennungen, die neue Rolle Berlusconis, Vorwahlen, der christdemokratische PD-Sekretär, Parteienfinanzierung, Wahlgesetz, Unfähigkeit der Grillo-Bewegung — aber keine einzige nachhaltige Antwort auf die realen Probleme.
Ergebnis dieser nicht nur wirtschaftlichen, sondern vor allem politischen und gesellschaftlichen Krise sind staatsweite Protestbewegungen. Aus Enttäuschung über die dauernde, aber inhaltsleere Erneuerung laufen immer mehr Bürger immer neuen, teils gefährlichen Heilsversprechern nach. Derzeitige Hoffnungsträger sind die Mistgabeln, ein unappetitliches, explosives Gemisch aus Neofaschisten, Antisemiten, Europafeinden, Mafia und Extremisten aller Art. Andrea Zunino, Sprecher des movimento 9 dicembre, erklärte der Tageszeitung la Repubblica nicht weniger, als dass Italien unter dem Joch jüdischer Bankiers stehe und seine Souveränität zurückerobern müsse. Das dürfte reichen, um zu verstehen, mit wem wir es zu tun haben.
Als solche Töne zum letzten Mal vernommen wurden, brach eine dunkle Zeit über Europa herein. Darum sollten auch wir Südtirolerinnen uns warm anziehen, falls sich die Bewegung noch weiter ausweitet und durchsetzt — in Bozen waren die Mistgabeln schon auf der Straße.
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