Die auf sechs Abgeordnete angewachsene freiheitliche Landtagstruppe gab gestern zum Auftakt der neuen Legislaturperiode eine besorgniserregende Vorstellung im Landesparlament, deren symbolische Tragweite offenbar unbemerkt blieb. Neben einer rotweißen Schleife hatten sich die Blauen eine Kornblume ans Revers geheftet, ein Usus, den sie sich von ihren FPÖ-Kollegen in Österreich abgeschaut haben.
Die Kornblume findet erstmals im 19. Jahrhundert als Symbol der antisemitischen Alldeutschen Vereinigung Eingang in die Politik — doch erst in der Zwischenkriegszeit entfaltet sie ihre ganze, bis heute belastende Symbolkraft: Als die NSDAP in Österreich nach Hitlers Machtergreifung 1933 verboten wird, müssen sich die Nazis vorerst in den Untergrund begeben. Als mehr oder minder geheimes Erkennungszeichen wählen sie, als Ersatz für das Hakenkreuz, die Kornblume.
Die Einführung dieser Blume in den Südtiroler Landtag ist also eine Verhöhnung und eine Entwürdigung des zentralen Hortes unserer Demokratie, die nicht unwidersprochen hingenommen werden darf. Ganz nebenbei ist es ein Zeichen der mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu bekämpfenden Gesinnung dieser zweitgrößten Landtagsfraktion.
Das vom Südtiroler Landtag veröffentlichte Bild zeigt am linken Bildrand Roland Tinkhauser (F) nach seiner Wahl zum Präsidialsekretär. Am Revers ist die Schleife mit der Kornblume zu erkennen.
Nachtrag vom 25.11.2013: Laut Michael Demanega (F) handelte es sich nicht um Kornblumen. An der Symbolkraft ändert dies jedoch meiner Ansicht nach nur wenig, unter anderem, weil Demanega gleichzeitig die Bedeutung der Kornblume verharmlost.
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