Die Stadt und die Provinz Rom haben es »aus Sicherheitsgründen« abgelehnt, den unreuigen, uneinsichtigen Kriegsverbrecher Erich Priebke auf eigenem Boden bestatten zu lassen — obwohl geltendes Recht eigentlich genau dies vorsähe. Offenbar war es kein Problem, den lebenden Priebke im lockeren Hausarrest zu beherbergen, seiner sterblichen Überreste will man sich aber entledigen.
Der Südtiroler Parlamentsabgeordnete Florian Kronbichler (SEL/Grüne) hatte die römischen Behörden dazu aufgerufen, ihrer Verpflichtung nachzukommen.
Sowohl der langjährige Wohnort des ehemaligen SS-Offiziers, Bariloche in Argentinien, als auch sein Geburtsort Hennigsdorf bei Berlin haben es abgelehnt, für Rom in die Bresche zu springen und sich des Leichnams des Kriminellen freiwillig anzunehmen.
Doch Berichten mehrerer italienischer und Südtiroler Medien zufolge soll nun eine Ortschaft in unserem Lande als Ziel für Priebkes Überreste im Gespräch sein. Möglicherweise wurden sie sogar schon hierher gebracht. Wenn sich aber eine große Stadt wie Rom der Aufgabe nicht gewachsen fühlt, ist völlig unverständlich, warum gerade Südtirol einspringen sollte. Von der symbolischen Bedeutung abgesehen, als Mülleimer der Geschichte für Naziverbrecher herhalten zu müssen, wäre kaum auszudenken, was es für die fragilen Gleichgewichte in unserer Gesellschaft bedeuten würde, sollte sich Priebkes Grab — so der Ort bekannt wird — zur Pilgerstätte Rechtsradikaler entwickeln. Umso mehr, als die rechtlichen Mittel gegen einen derartigen Missbrauch schwach sind.
Südtirol hat unter dem Faschismus und unter der Achse Rom-Berlin gelitten, Einheimische waren aber auch an grausamen Verbrechen beteiligt. Wir haben jetzt schon eine lebendige Fascho- und Neonaziszene, die auch dank frei herumstehender Faschistendenkmäler gedeihen kann. Es wäre unklug und unverständlich, die Situation noch künstlich zu verschärfen, statt Lösungen für die bestehenden Probleme zu suchen.
Rom hat die Ablehnung seiner Pflichten auch damit begründet, dass die Stadt die goldene Auszeichnung des Widerstands trägt. Das ist Heuchelei, war doch der Neofaschist Gianni Alemanno bis vor kurzem Bürgermeister und entfalten sich Gruppierungen wie CasaPound weitgehend ungehindert in der Stadt.
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