Hier braut sich derzeit ein nicht ungefährliches Gemisch zusammen. Auf der einen Seite hat gerade die klassische Arbeiterschicht derzeit ganz stark das Gefühl, zu den Modernisierungsverlierern zu gehören, weil sie nicht mehr mit dem Einkommen auskommt. Über diese im Grunde klassisch linken Themen wie Jugendarbeitslosigkeit oder zu geringes Einkommen wird nun ein klassisches Rechtsthema gestülpt. Denn die einfache Lösung, die hier propagiert wird, lautet: All diese Probleme verschwinden, wenn wir weggehen von diesem Staat – ob in Richtung Freistaat bis hin zur Selbstbestimmung.
Gernot Gruber (Meinungsforschungsinstitut Gruber & Partner) in einer Analyse auf Salto
Das Zitat spiegelt das Niveau und gleichzeitig das Dilemma wider, mit dem Diskussionen zu diesem Thema in Südtirol zu kämpfen haben. Egal ob man Befürworter oder Gegner dieses Prozesses ist — die Frage ist in jedem Fall einen schwerwiegende. Daher tut es not, dass — allen voran — Politiker und »Experten« präzise formulieren und politikwissenschaftliche Begrifflichkeiten und Konzepte im Kontext korrekt verwenden. Nur so kann auch in der Bevölkerung ein klares Bild erwachsen, worüber wir hier überhaupt sprechen. Ein derart willkürlicher Umgang mit Begriffen wie »Freistaat«, Selbstbestimmung — aber auch »rechts« und »links« ist fatal und perpetuiert das zumindest wissenschaftlich-argumentative tiefe Niveau, das der Tragweite des Diskutierten nicht würdig ist.
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