Nein, in diesem Artikel werden Sie nicht erfahren, ob denn Ihre Rente noch ausbezahlt oder für immer im Schlund der Finanz- und Systemkrise verschwinden wird. Aber: Wir beantworten eine der häufigsten Fragen in Zusammenhang mit den Südtiroler Unabhängigkeitsbestrebungen, nämlich was denn mit den Renten passiert, die wir »in Italien eingezahlt« haben. Werden die Bürgerinnen eines von Italien losgelösten Südtirol gegenüber dem »alten Staat« noch ihre angereiften Ansprüche geltend machen können? Oder wird der sich weigern, das Geld herauszurücken?
Nun, da gilt es zunächst einen weit verbreiteten Irrglauben aus der Welt zu schaffen. Es gibt in Rom nämlich kein Konto, keinen Topf, in dem unsere Rentenbeiträge gesammelt und ab dem Zeitpunkt unseres Ausscheidens aus dem Berufsleben Monat für Monat an uns zurückgezahlt werden. Das italienische Rentensystem funktioniert nicht nach dem Kapitaldeckungsverfahren (wie etwa die meisten privaten Fonds), sondern ist umlagefinanziert. Was heißt das? Nichts anderes, als dass die heutigen Renten direkt von denen finanziert werden, die heute arbeiten und Rentenbeiträge einzahlen. Die Beiträge werden vom NISF und anderen Renteninstituten eingesammelt und quasi direkt an die RentnerInnen weitergegeben (umgelegt), weshalb sich also nichts ansammelt.
Und was passiert, falls Südtirol unabhängig wird? Nun, genau ab jenem Zeitpunkt werden die dann berufstätigen Südtirolerinnen dem neuen Südtiroler Staat (bzw. seinem Renteninstitut) die geschuldeten Rentenbeiträge entrichten und diese werden wiederum unmittelbar den Südtiroler Rentnerinnen ausbezahlt, wie heute. Weder für Italien, noch für Südtirol bedeutet dies einen substantiellen Unterschied — die Südtiroler Rentnerinnen werden ab dem Tag der Unabhängigkeit ihre Ansprüche gegenüber ihrem neuen Heimatstaat geltend machen können.
Wenn man es ganz genau nimmt, wären die Renten im unabhängigen Südtirol sogar noch etwas sicherer und potentiell sogar ein klein wenig höher, als heute, jedenfalls wenn man die wichtigsten Indikatoren dafür hernimmt:
- Erwerbsquote: Je mehr Menschen einer Arbeit nachgehen und demnach imstande sind, Rentenbeiträge einzuzahlen, desto besser ist dies für die Rentnerinnen. Und die Erwerbsquote unseres Landes liegt über dem italienischen Durchschnitt.
- Demographie: Je jünger eine Gesellschaft, desto mehr arbeitende Menschen gibt es pro Rentnerin. Und die Südtiroler Gesellschaft ist jünger, als jene des italienischen Staates.
- Gehälter: Je mehr Geld eine Berufstätige verdient, desto höher ist der Rentenbeitrag, den sie/er entrichten kann. Und dies kommt den Rentnerinnen zugute. Die Südtiroler Gehälter liegen über dem italienischen Durchschnitt.
Scrì na resposta