Relativ unbemerkt hat sich am Rande der beiden Landtagswahlen in Salzburg und Tirol Erstaunliches getan. Die doch recht überraschend klare Bestätigung für Günther Platters Weg und die Watsche für Gabi Burgstaller degradierten alles andere zur Nebenfront. Dabei passierte in den vergangenen beiden Wochen etwas, das einzigartig in der Nachkriegsgeschichte Österreichs ist. Denn sowohl in Innsbruck als auch in Salzburg Stadt konnte erstmals eine Partei, die nicht der ÖVP oder der SPÖ zuzurechnen ist, die relative Mehrheit erobern. (Die rot-schwarze Phalanx wurde bislang überhaupt nur durch die FPÖ-BZÖ-FPK-Anomalie in Kärnten durchbrochen). Österreichs Städte werden also grün. In Innsbruck erreichten die Grünen 23,85 %, in Salzburg sogar 26,32 %. Diese Ergebnisse rein auf Protest oder die Bobos (“bourgeoise bohémien”) zurückzuführen, greift eindeutig zu kurz. Bemerkenswert ist vielmehr, dass die Erfolge – ohne die Arbeit der beiden weiblichen Spitzenkandidatinnen Ingrid Felipe und Astrid Rössler schmälern zu wohlen – nicht vornehmlich durch populistische bis strahlende Führungspersönlichkeiten sondern mit Sachpolitik, grünen Kernthemen und als Kollektiv erreicht wurden. Und noch eine weitere Nachricht von der grünen bzw. bunten Nebenfront: Mit Ahmet Demir zieht erstmals ein Kandidat mit Migrationshintergrund in den Tiroler Landtag ein. Trotz der in beiden Ländern beschämenden Wahlbeteiligung tut sich also doch etwas.
Dieses war der zweite Streich…
Autor:a
ai
Comentârs
4 responses to “Dieses war der zweite Streich…”
-
Publiché
Ist ja schön für die Tiroler und Salzburger Grünen, nur fungierten diese, vor allem im Fall Salzburg als Protestpartei, die sehr von dem Finanzskandalen und im Fall Innsbrucks auf ziemlich konservativer Grundausrichtung zurückzuführen ist.* Die Ostösterreichischen Grünen, vor allem die Wiener fremdeln schon mit ihren Westkollegen, sie sind ihnen zu angepasst und zu bürgerlich. Ähnlich wie in Deutschland mit Kretschmann und den Bundesgrünen…
*Quelle: die Wähleranalysen in den österr. Onlinemedien
-
Publiché
@ flo
Das Ergebnis rein auf Protest zurückzuführen, greift zu kurz – wie ich geschrieben habe. Der oben zitierte Protest und die Bobos spielten bestimmt eine Rolle (wie ich auch geschrieben habe), aber ich glaube, dass das Ergebnis tiefer geht. In Salzburg konnten sich die Grünen – in dem ganzen Sumpf aus Korruption und Spekulation – glaubhaft als “saubere Partei” etablieren. Sie deshalb zu wählen, werte ich nicht als Protest sondern als rationale Entscheidung. Das ist keine “jemanden eines auswischen”-Wahl. Zudem zeigt sich der Protest vor allem in der Wahlbeteiligung und der Rekordzahl an Weißwählern in Salzburg.
In Tirol spielt der von dir beschriebene Bobo-Effekt sicher eine Rolle. Aber auch sonst glaube ich, dass die Tiroler Landeshauptstadt und ihre Bewohner für grüne Kernthemen einfach empfänglich sind – schon allein wegen der Lage der Stadt. Und Gebi Mair ist alles andere als konservativ sag ich mal.
-
-
Publiché
Voggenhuber über Pilz
-
Publiché
So kann man sich bestimmt besser darauf konzentrieren, die FPÖ zu verhindern.
-
Scrì na resposta