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Reflexe.
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Nein, das hatte ihm niemand zugetraut. Ausgerechnet er, typisch deutsch, immer treu und folgsam auf dem Platz, der von oben zugewiesen ist, wie ein Wehrmachtssoldat: bis zum bitteren Ende –, ausgerechnet dieser staubtrockene Studierzimmerpapst schlägt allen ein Schnippchen und macht etwas, was noch nie ein Papst gewagt hatte zu tun: Er tritt zurück.

Aus dem Leitartikel von Chefredakteur Norbert Dall’Ò in der aktuellen Ausgabe des Wochenmagazins ff (Nr. 07/2013).

In Südtirol steht man in der Kritik, wenn man Parallelen zwischen den Alpini und der Wehrmacht zieht. Wenn es aber um einen Deutschen geht, selbst wenn es der Papst ist, ist es zum nächsten Nazivergleich nicht weit. Jedenfalls haben derbe Verunglimpfungen inzwischen Tradition.

Cëla enghe: 01 02



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Comentârs

12 responses to “Reflexe.
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  1. hunter avatar
    hunter

    es ist legitim, den papst zu kritisieren. aber was Dall’à’ da macht ist eine riesensauerei. mir kommt immer das plärren wenn die vermeintlich linke “intelligenzija” südtirols das maul aufmacht. so schrecklich dumm. wie sehr sehne ich mich nach einer wahren sozialdemokratisch-liberalen strömung in südtirol.

    1. Beppi avatar
      Beppi

      mir kommt immer das plärren wenn die vermeintlich linke ”intelligenzija” südtirols das maul aufmacht

      Dito! Manchmal scheint mir, dass der Südtiroler Bildungsadel es den Kollegen aus dem großen Kanton im Norden nachzumachen versucht: einerseits kopiert er zwar brav und auf ganz eigentümliche Art deren Hang zur bitteren Selbstkasteiung und heftigen politischen Korrektheit – ist andererseits aber Lichtjahre von deren Nuancen- und Facettenreichtum entfernt. Ich würde fast schon – man verzeihe mir die Chuzpe zu so fortgeschrittener Stunde – von einem Vulgärintellektualismus sprechen: erfülle folgende Punkte eines Anforderungskataloges (gegen Neonazismus, aber nicht unbedingt gegen Philofaschismus; für den unbedingten Verbleib beim Zentralstaat, im Zweifelsfall aber auch für die Schwächung der Autonomie; für horizontale Zweisprachigkeit, aber nicht für die selbstbewusst-selbstverständliche Anerkennung des Ladinischen oder Deutschen als Minderheitensprache usf.), dann fühle dich mit der Schwertleite unseres Gesinnungsvereines bedacht. Allen übrigen Heterodoxen aber sei unsere herzlichste Abneigung sicher.

      Ernsthaft: Ein vorurteilsfreies Gesprächsklima zu solchen Fragen kann ich in Südtirol schon lange nicht mehr in besagtem Milieu feststellen (da greift obiger Katalog). Und nota bene, ”vorurteilsfrei” meint hier nicht die vorauseilende, unkritische Zustimmung gegenüber meinen Ansichten. Viel eher meint es v. a. die unvoreingenommene, offene Diskussion, unter Abwägung aller vorliegenden Tatsachen.

      1. pérvasion avatar

        Wieder einmal ein — inhaltlicher und rhetorischer — Hochgenuss, wie du unserer ungeschminkten »Katalogfraktion« den Spiegel vorhältst.

      2. niwo avatar
        niwo

        Kann nur zustimmen. Deine Worte sind ein Hochgenuss. Nur schade, dass die Adressaten (Katalogfraktion) deiner Kritik, diese hier möglicherweise nicht lesen werden und wenn sie gelesen wird, aus Gründen der abgedrifteten Überheblichkeit diese gar nicht einmal verstehen.

  2. m.gruber avatar
    m.gruber

    Benedikt der XVI war Soldat der Wehrmacht. Er zieht also keine Parllelen, oder einen Vergleich sondern hebt diese Tatsache hervor, um damit die Unvorhersehbarkeit des Ereignisses zu unterstreichen. Alpini und Wehrmacht hingegen ist ein Vergleich (!).

    Als Geschmacklos kann man den Text bezeichnen, weil “bis zum bitteren Ende” in diesem Zusammenhang eindeutig Goebbels zugeordnet werden kann. Wenn man möchte kann man das allerdings auch als schlechten schwarzen Humor abtun, als Zuspitzung, Satire.

    Wenn Alpini mit der Wehrmacht verglichen werden, dann hat das meist sehr wenig mit schlechtem Humor, Satire, oder einer Geschmacklosigkeit zu tun. Dieser Vergleich wird argumentativ verwendet. Genau darin liegt für mich der Unterschied: das eine ist schlechter Stil, das andere ein schlechter Stil und ein schlechter Vergleich.

    1. m.gruber avatar
      m.gruber

      Das mit dem schlechten Vergleich, schlechter Stil nehm ich zurück, das stimmt so pauschal natürlich nicht.

  3. hunter avatar
    hunter

    @ beppi
    schön wieder einmal von dir zu lesen, von einem der die sprache liebkost.

    @ m.gruber
    freilich wurde ratzinger mit 17 oder 18 in die wehrmacht eingezogen. und davor war er auch mitglied der hitlerjugend.
    dall’o spielt aber mit “wie ein Wehrmachtssoldat: bis zum bitteren Ende” weniger auf seine soldatenzeit an, als dass er das stereotyp des “typisch deutschen” strapaziert. dass er dabei, wie du richtig erkennst, anleihen an goebbels nimmt, ist unterste schublade. die andere möglichkeit ist, dass sich dall’o nicht bewusst ist, welche konnotation derartige äußerungen haben. dann ist das bemitleidenswert für den “südtiroler bildungsadel”.

    1. m.gruber avatar
      m.gruber

      dall’o spielt aber mit “wie ein Wehrmachtssoldat: bis zum bitteren Ende” weniger auf seine soldatenzeit an, als dass er das stereotyp des ”typisch deutschen” strapaziert.

      Nein, eben nicht. Der Bezug zu “typisch deutsch” den du herstellst ist willkürlich. Wäre dies der Fall, so müsste “der von oben zugewiesen ist” sich ebenfalls auf “typisch deutsch” beziehen. Ich sehe wirklich keinen Grund, einen Zusammenhang zwischen “typisch deutsch” und “bis zum bitteren Ende” herzustellen.

      Klar es ist ungeschickt formuliert und trotzdem geschmacklos, aber nicht in diesem Sinne.

      Zum Papst-Rücktritt: http://www.zeit.de/news/2013-02/21/kirchen-bericht-papst-ruecktritt-wegen-sex-macht-und-bestechung-21144804

      http://www.repubblica.it/esteri/2013/02/21/news/ricatti_vaticano-53080655/?ref=HREC1-3

      Ziemlich viel Konjunktiv … aber immerhin “Die Zeit” und “la Repubblica”.

      1. hunter avatar
        hunter

        aha? von “oben zugewiesen” und “typisch deutsch” korrelieren nicht? mein führer ich folge dir bzw. ich kann dir nicht ganz folgen. .

  4. PV avatar
    PV

    Ein weiterer Pinselstrich auf dem Hieronymus-Bosch-Gemälde unserer Zeit:
    -Hipsterkultur,
    -Eskapismus in virtuelle Welten,
    -Talentshows, die irgendwelche Kretins zu “Stars” hochstilisieren,
    -Martin G. als Experte für “gesellschaftliche/ökonomisch-finanzielle/juristische/politische” Zusammenhänge,
    -Pferdefleisch im Gemüse,
    -die gefühlt tausendste Wahl am Wochenende,
    -moderne Ästhetik,
    -…
    Und jetzt diese – gelinde gesagt – “distanzlosen” Äußerungen über den Heiligen Vater.

    1. pérvasion avatar

      Wenn ich ihn auch keineswegs teile, ist dein konsequenter, bisweilen hedonistischer und antiliberaler Wertkonservatismus immer wieder amüsant. Man könnte fast dein Blog vermissen.

      1. PV avatar
        PV

        Das stimmt. Ich konnte leider aus Zeitgründen meinem pädagogischen Anspruch nicht mehr gerecht werden. Außerdem könnte ich ein Abwandern Deiner Leserschaft nicht verantworten. ;-)

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