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Gedenken ans Pogrom.

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Auch im Bundesland Tirol wird heute der Reichskristallnacht von 1938 gedacht: Noch vor gerade einmal siebzig Jahren war es möglich, dass auch dort zahlreiche jüdische Mitbürger brutalst schikaniert, verfolgt, verhaftet und ermordet wurden.

Tirol war — gemessen an seiner jüdischen Bevölkerung — sogar reichsweit einer der blutigsten Schauplätze jener Schreckensnacht.

Zu diesem Anlass wird im Festsaal der Theologischen Fakultät in Innsbruck heute Abend eine Gedenkveranstaltung stattfinden, die ganz im Zeichen des Komitees für christlich-jüdische Zusammenarbeit steht, welches 1989 auf Anregung des damaligen Bischofs Reinhold Stecher als entscheidender Brückenschlag zwischen den Religionen gegründet wurde. Erwartet werden hochrangige Vertreter von Politik und Zivilgesellschaft, bis hin zu Bürgermeisterin und Landeshauptmann.

An der Medizinfakultät wird außerdem ein Mahnmal enthüllt, das an die vom NS-Regime ausgegrenzten und vertriebenen Professoren, Studenten und Ärzte erinnern soll.


Im südlichen Tirol wurde dagegen noch immer keine öffentliche und offizielle Geste der Versöhnung und der Entschuldigung getan. Zwar gab es hier keine Reichskristallnacht, da wir dazumal eben nicht Teil des Reiches waren. Die Judenverfolgung, die an jenem Datum symbolisch und faktisch losgetreten wurde, setzte jedoch spätestens zur Zeit der Operationszone Alpenvorland ein — mit tatkräftiger Unterstützung von Südtirolern.

Cëla enghe: 01 | 02 03



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Comentârs

7 responses to “Gedenken ans Pogrom.”

  1. Étranger avatar

    Ottimo post.

  2. markus lobis avatar

    Die im Post angegebene Zahl der Tiroler Opfer jüdischen Glaubens bezieht sich auf die Zeit von 1938 und 1945. In der “Reichskristallnacht” wurden in Innsbruck vier jüdische Mitbürger ermordet: Richard Berger, Richard Graubart, Wilhelm Bauer, Josef Adler.

    Auch wenn nur einer ermordet worden wäre, wäre es einer zu viel gewesen.

  3. pérvasion avatar

    Danke, Markus, für die Richtigstellung. Hast du eine Quelle?

  4. markus lobis avatar

    Habs aus TT.online, finde den Artikel nicht mehr.

  5. andreas fink avatar
    andreas fink

    Der darauffolgende Pogrom war in Innsbruck neben Wien im Verhältnis zu seiner Bevölkerungszahl und zur Größe der jüdischen Gemeinde eine der blutigsten Schauplätze. Richard Berger, Wilhelm Bauer und Richard Graubart wurden in dieser Nacht ermordet und viele schwer verletzt, darunter Josef Adler, Flora Bauer und ihr Sohn Stefan, Karl Bauer, Rudolf und Julie Brüll, Berta Dannhauser, Ephraim und Mina Diamand, Eduard Fuchs, Arthur Goldenberg, Alfred Graubart, Julius Meisel, Friedrich und Dora Pasch, Julius und Laura Popper, Louis Rado, Helene Rosenstein und ihr Sohn Fritz, Richard Schwarz sowie Wolf Meier Turteltaub. Josef Adler erlag seinen Verletzungen zwei Monate später. 18 Männer wurden festgenommen, die Wohnungen der meisten damals noch nicht ausgewanderten Juden schwer beschädigt, zwei Geschäfte geplündert sowie die Einrichtung der Synagoge zerstört. Die Innsbrucker Bevölkerung beteiligte sich an den Übergriffen nicht.

    http://novemberpogrom1938.at/d/Novemberpogrom.html

  6. wiesion [fl] avatar
    wiesion [fl]

    es muss eine schreckliche zeit für die menschen ethnischer/religiöser minderheiten gewesen sein. lasst es ein mahnmal sein – besonders in anbetracht der zur zeit in italien stattfindenden schikanierung der roma & sinti sowie albaner.

    doch leider ist gegen ignoranz und selbstüberschätzung kein kraut gewachsen. “die überlegenheit der eigenen rasse” – dieser gedankengang entsteht womöglich ursprünglich durch das gefühl ein niemand zu sein und dem irrglauben durch seine äusserlichkeiten irgendeinem fiktiven ideal entsprechen zu können – natürlich braucht es dazu auch eine kräftige portion idiotie und wenig bis keine selbstkenntnis.

    alleine die ausgeprägte symbolik/sprache des ns-regimes hat einiges dazu beigetragen – auch wenn man es auf dem ersten blick nicht so sehen oder es gar als nebensächlich erachten möchte. nordische (und auch andere) legenden sowie symbole wurden missbraucht um den übermensch-mythos mittels medialer eindrücklichkeit und sprachgewalt aufzubauschen, der allenfalls latent in der bevölkerung vorhanden war. natürlich wurde er nicht im sinne nietzsche’s wiedergegeben, sondern so abgeändert dass er den wünschen der politik entsprach.

    und irgendwann ist das fass explodiert – im nicht allzu entfernten sinne kann man die ganze vorgeschichte auf das heutige italien übertragen: es gab bereits “pogrome im kleinformat” gegen romas / albaner und die faschistische forza nuova gewinnt an macht, ebenfalls durch ihrer übermensch-propaganda und dem missbrauch nordischer symbole. auch die polizei-organe sind mehrheitlich rechts- bis rechtsextrem-lastig. wenn das so weitergeht, dauerts nicht lange und ein hitlerini kommt auf die welt…

    jedenfalls kann man sich darauf verlassen, dass es bald wieder partisanen (die einzig wahren helden die italien im letzten jahrhundert hervorgebracht hat) geben wird, falls die aktuelle regierung so weitermacht – oder gar irgendwann die forza nuova eine merkbare macht erhält. bis jetzt ist sie zum glück nur eine randerscheinung die sich selbst hochstilisiert, aber wie sagt man, WEHRET DEN ANFÄNGEN! seht nur was damals aus der weimarer republik geworden ist. die situation ist bedrohlich ähnlich.

    es gilt auch zu bedenken dass die gutmensch-parteien durch ihre naivität und unfähigkeit zwischen menschlichkeit und leichtgläubigkeit zu unterscheiden ebenfalls einiges zur aktuellen situation beigetragen haben – einfach alle ins land reinzulassen ohne zu überprüfen ob diese menschen überhaupt ansatzweise integrationsfähig sind, ob sie sich auch nur ungefähr dem lebensstandard anpassen, ob sie eine einnahmequelle für die nächsten jahre haben, ob sie einer mafiösen organisation im heimatland angehören und evtl. einen leumund verlangen usw usf.

    aber zugunsten der exponentiell wachsenden wirtschaft wird auf solchen massnahmen total verzichtet, das land braucht billige arbeitskräfte, und im fall der illegal eingewanderten sogar rechtlose billige arbeitskräfte.

  7. pérvasion avatar

    Pressemitteilung der Gemeinde Bozen:

    70. Jahrestag der Rassengesetze – Gedenken vor dem Mahnmal für die Opfer der Shoah (17/11/08, 17 Uhr)

    Landtagspräsident Dello Sbarba und Bürgermeister Spagnolli gedenken am Montag auf dem Bozner Friedhof der Opfer der italienischen Rassengesetze.

    Am 17. November 1938 hat die Regierung Mussolini die “Gesetze zum Schutz der Rasse” erlassen, mit der die Judenverfolgung in Italien ihren Anfang nahm.

    Siebzig Jahre später rufen Landtagspräsident Riccardo Dello Sbarba und Bozens Bürgermeister Luigi Spagnolli zu einem Augenblick der Besinnung auf, um der Opfer des Holocaust zu gedenken und ein Bekenntnis gegen jede Form von Rassismus und Diskriminierung abzulegen.

    Montag, 17. November 2008, 17 Uhr
    am Mahnmal für die Opfer der Shoah
    im Friedhof von Bozen

    Bei der Veranstaltung wird auch Elisabetta Innerhofer, Präsidentin der Jüdischen Kultusgemeinde der Region, das Wort ergreifen, während Federico Steinhaus an die Verfolgung der Meraner Juden erinnern wird.

    Presse und Rundfunk sowie alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, daran teilzunehmen.

    Hoffentlich vergessen die Schützen nicht, mit einer Delegation präsent zu sein; denn die Rassengesetze waren der Auslöser für die Judenverfolgung in diesem Land, an der zahlreiche Südtiroler aktiv beteiligt waren und die in der Operationszone Alpenvorland ihren Höhepunkt erreichte.

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