Brixen mausert sich zur Hochburg der Unabhängigkeitsbestrebungen. Wie die gestrige Tageszeitung berichtet, hat der Verein »Können wir miteinander sprechen« eine Umfrage unter jungen italienischsprachigen Südtirolerinnen durchgeführt, um deren Bereitschaft zu quantifizieren, die Loslösung von Italien zu unterstützen.
Der neue Verein unter Ermanno Neri Viganò, mit dem bis jetzt nicht in Kontakt steht, hat dabei zutage gefördert, dass erstaunliche 35% der 2.375 Befragten zwischen 18 und 40 Jahren ein unabhängiges Südtirol befürworten. Dies wäre sogar eine Mehrheit, wenn man bedenkt, dass sich nur 25% grundsätzlich dagegen ausgesprochen haben — und 49% immerhin unentschlossen sind.
Da die Methodik und die genaue Fragstellung nicht bekannt sind, ist das Ergebnis freilich mit Vorsicht zu genießen. Trotzdem ist nicht von der Hand zu weisen, dass sich in dieser Angelegenheit einiges tut. Im Übrigen würde diese Umfrage zumindest das Ergebnis der großen ff-Wahlumfrage untermauern.
Die Gründe für diese Bereitschaft, sich vom Nationalstaat zu verabschieden, werden als »pragmatisch« bezeichnet. Die Befürworterinnen erwarten sich in einem unabhängigen Südtirol eine »höhere Lebensqualität« und eine bessere »wirtschaftliche Entwicklung«, was von Optimismus und Vertrauen in die Fähigkeiten dieses Landes und seiner Einwohnerinnen zeugt.
hat den Einsatz für die Loslösung von Italien zwar nie hauptsächlich von ökonomischen Aspekten abhängig gemacht. Trotzdem ist festzuhalten, dass eine sich abzeichnende wirtschaftliche Verbesserung ein starker Mitgrund sein kann, diese Option attraktiv und plausibel zu gestalten. Oder umgekehrt: Es ist nicht zu erwarten, dass die Unabhängigkeit, für wie richtig und wichtig sie auch gehalten werden mag, von einer Mehrheit mitgetragen würde, wenn sie große finanzielle Einbußen für den Einzelnen verspräche. wird sich ihrerseits jedoch stets für eine solidarische Form der Eigenregierung stark machen.
Was an der gesamten Angelegenheit jedoch neu und erfreulich ist: Das italienische Südtirol entdeckt dieses Land als sein eigenes und holt in dieser Hinsicht gegenüber den übrigen Südtirolerinnen in großen Schritten auf. Und: Italienerinnen auch außerhalb von ergreifen Initiativen, um einem unabhängigen, aber gleichzeitig mehrsprachigen Südtirol Plausibilität zu verleihen. Vom Bild der Italienerinnen, die die Autonomie »ertragen« und »erleiden« hin zu Italienerinnen, die die gemeinsame Zukunft selbstbewusst und positiv mitgestalten. Wie auch die Tageszeitung befindet: Von Unbehagen keine Spur!
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