Seit die Balearen eine Mittelinksregierung [!] haben, wird dort — nach katalanischem Vorbild — eine seriöse Sprachpolitik im Sinne der Verbraucherinnen und des Minderheitenschutzes betrieben. So wirksam ist dieser Einsatz für die Landessprache, dass die balearische Regierung mit ihrer aktiven Bitte, die Sprache im Umgang mit den Kunden zu benutzen, schon mal auf taube Ohren stößt — etwa beim rechten Haudegen und Air-Berlin-Chef Joachim Hunold.
In einem feurigen Kommentar fürs Magazin seiner Airline greift der die katalanische Sprache frontal an:
Aus Wikipedia zu Joachim Hunold:
[…]
Am 4. Februar 2007 drohte Hunold in einem Interview mit der Zeitschrift Wirtschaftswoche damit, die Air-Berlin-Tochterfirma dba kurzerhand zu schließen, falls sich deren Piloten mit einem Streik gegen eine geforderte Verschlechterung ihrer Arbeitsbedingungen wehrten.
Im Juni 2007 wurden sowohl Geschäftsräume von Air-Berlin, als auch die Privaträume von Joachim Hunold von der Polizei durchsucht. Es wurden zahlreiche Akten beschlagnahmt. Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft Stuttgart lautete Insiderhandel.
Im Air-Berlin Magazin 03/2008 schrieb Hunold ein Editorial aufgrund eines Briefes der balearischen Landesregierung, in dem die Fluggesellschaft zur Nutzung der katalanischen Sprache aufgefordert wird. Umgehend führte die Form dieses Artikels zu Reaktionen in der gesamten spanisch-katalanischen Öffentlichkeit, die bis zu Boykott-Aufrufen des Unternehmens reichten.
[…]
Es ist nur konsequent, dass ein Manager, der seinen Angestellten gewerkschaftliche Betätigung untersagt, auch eine Minderheitensprache regelrecht aburteilt, weil sie angeblich nicht wie die »Sprache eines Weltreichs« [sic] klingt.
Übrigens haben die Regierungen der Balearen und Kataloniens umgehend reagiert und den Spanien-Chef von Air Berlin zu einem ernsthaften Gespräch beordert. Gleichzeitig stellten sie richtig, dass Kastilisch in beiden Ländern nicht den Status einer Fremdsprache genießt, wie Herr Hunold unterstellt.
Der Ärger der Bürgerinnen über Air Berlin wird nun wohl respektvollere Airlines (wie Ryanair) noch mehr begünstigen.
Nachtrag. Interessant: Im Zusammenhang mit diesem Fall hat die Regierung der Balearen den Brief veröffentlicht, den sie ursprünglich an Air Berlin gerichtet hatte.
So freundlich, aber bestimmt kann man auch im Umgang mit Privatfirmen Lobbying für die Sprachenvielfalt betreiben!
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