Es ist eine ganz spezielle Form der Gentrifizierung, welche inzwischen auch große Teile der Alpen erfasst hat. Wozu sie führt, können wir mittlerweile schon in zahlreichen Tourismushochburgen in Südtirol beobachten. Ein Paradebeispiel befindet sich jedoch vor den Toren unseres Landes, im Venetien zugeschlagenen Tiroler Ort Cortina (Anpezo): Zahlungskräftige »Auswärtige« haben dort, besonders seit den Olympischen Spielen von 1956, nach und nach große Teile des Immobilienbestands erworben, um sich den Wunsch nach einer Zweitwohnung zu erfüllen. In der Regel sind die dann nur noch wenige Wochen im Jahr bewohnt. Die daraus resultierende Wohnungsknappheit ließ — gepaart mit dem großen »Appeal« des Standorts — die Wohnungspreise in die Höhe schnellen, sodass besonders junge Einheimische keine Chance mehr hatten, vor Ort an erschwinglichen Wohnraum zu gelangen. Viele wanderten ins nahegelegene Cadore aus und kehren seitdem oft täglich in ihren ursprünglichen Heimatort zurück, wo sie ihr Brot damit verdienen, dass sie für diejenigen arbeiten, von denen sie vertrieben wurden. Das hat nicht nur zur Entvölkerung des Ortes geführt, der zur Nebensaison einer Geisterstadt ähnelt, sondern auch zur Marginalisierung des einheimischen dolomitenladinischen Idioms, das vom Aussterben bedroht ist.
Besonders in den ladinischen Tälern Südtirols und in einigen Gemeinden des Hochpustertales hat diese Entwicklung inzwischen ebenfalls ein besorgniserregendes Ausmaß angenommen. Während mehrere Schweizer Kantone, aber auch das Bundesland Tirol, dieses Problem durch gezielte Gesetzesmaßnahmen weitgehend in den Griff bekommen haben, ist Südtirol mit dem Modell der sogenannten Konventionierung — die zudem häufig umgangen wird — noch eher schlecht aufgestellt.
Im Jahr 2009 hatten die Abstimmenden beim Landesreferendum einem einschlägigen Gesetzesvorschlag der Union für Südtirol (UfS) breite Zustimmung erteilt. Seitdem ist leider — auch aufgrund des verfehlten Quorums — wenig geschehen.
Seit einigen Wochen machen der Heimatpflegeverband, die Gewerkschaft ASGB und der Schützenbund in einer gemeinsamen Initiative auf dieses Problem aufmerksam. Die BürgerUnion, Nachfolgerin der UfS, will einen Gesetzesentwurf in den Landtag bringen. Es ist höchste Zeit, dass die Südtiroler Politik auf diesem Gebiet tätig wird.
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