Am Arbeitsplatz werden in Südtirol — genauso wie im Alltag — in der Regel mehrere Sprachen gesprochen; viele Südtirolerinnen kommen erst durch den Beruf in direkten und regelmäßigen Kontakt mit Menschen, deren Muttersprache eine andere ist, als die eigene. Interessant ist diesbezüglich eine Studie1Sprachkompetenzen am Arbeitsmarkt, Bozen 2009, die von der Landesabteilung Arbeit veröffentlicht wurde. Unter anderem wurde erhoben, wer am Südtiroler Arbeitsmarkt welche Sprachen erlernt bzw. seine Sprachkenntnisse verbessert.
Rund 45% der Arbeitnehmerinnen italienischer Muttersprache geben an, ihre Deutschkenntnisse verbessert zu haben. Dagegen haben aber 72% der deutschsprachigen Arbeitnehmerinnen ihre Italienischkenntnisse am Arbeitsplatz verbessert. Die Ladinerinnen vertiefen zu 49% ihre Italienisch- und zu 52% ihre Deutschkenntnisse.
Arbeitnehmerinnen, die keine der drei Landessprachen zur Muttersprache haben (im weitesten Sinne Zugewanderte oder »neue Südtirolerinnen«) lernen nur zu 39% Deutsch am Arbeitsplatz. Mehr als doppelt so viele (86%) lernen Italienisch. Das ist, gemeinsam mit den gesetzlichen Vorschriften, welche allein die Staatssprache fördern, und den Zahlen zur Schulsprache von Zugewanderten, ein ernüchterndes Ergebnis für ein Land, wo die deutsche Sprache — wie man immer hört — angeblich eine erdrückende Position einnimmt. Vielmehr scheint an der öffentlichen Wahrnehmung vorbei genau das Gegenteil der Fall zu sein: Die nationalstaatliche Logik erfreut sich bester Gesundheit und hat massive Auswirkungen auf das Verhältnis der Sprachen in unserem Land.
- 1Sprachkompetenzen am Arbeitsmarkt, Bozen 2009
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