»Zurückziehen oder unabhängig werden« — das ist die für Südtiroler Ohren reichlich merkwürdige Drohung des dänischen Premierministers Rasmussen an die Regierung der Färöer-Inseln. Sie zeugt von einem Demokratieverständnis, das sich deutlich von dem unterscheidet, was wir in unseren Breiten gewohnt sind.
Doch der Reihe nach: Grund für Rasmussens Äußerungen ist der neue Verfassungsvorschlag, den die Mittelinksregierung aus Sozialdemokratinnen, Republikanerinnen und Christdemokratinnen dem Inselparlament der Färöer Inseln (Løgting) vorlegen will. Der Text widerspricht in zentralen Punkten der dänischen Verfassung, erwähnt Dänemark und die Monarchie an keiner Stelle und schreibt fest, dass »die gesamte Staatsgewalt vom färingischen Volk ausgeht«.
Anstatt die Muskeln spielen zu lassen und zum Beispiel einen direkten Eingriff anzudrohen, beschränkt sich die Zentralregierung in Kopenhagen darauf, die Färöer-Inseln vor die Wahl zu stellen: Entweder sie passen ihr Grundgesetz dem Rahmen der dänischen Verfassung an oder sie sollen so konsequent sein, sich für unabhängig zu erklären. Welchem Weg sie folgen wollen, haben die färingischen Regierungsparteien indes noch nicht entschieden: Zwar wollen alle am vorgeschlagenen Text festhalten, aber nur die Republikanerinnen sprechen sich ausdrücklich für die Unabhängigkeit aus.
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