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Konfuse Selbstbestimmung.

Autor:a

ai

Im heutigen Mittagsmagazin des Rai Senders Bozen diskutierten Philipp Achammer (SVP), Eva Klotz (STF) und Sigmar Stocker (F) über die Selbstbestimmung:

Es war leider eine enttäuschende und sehr konfuse Debatte, bei der viele Halb- und Unwahrheiten verbreitet und einmal mehr mit schwammigen Begriffen (Freistaat, Vollautonomie…) um sich geworfen wurde, unter denen sich jeder etwas anderes vorstellen kann.
Die Diskussion zeugt von mangelnder Sachkenntnis und wenig Respekt vor dem Bürger, der als Steuerzahler Politiker dafür entlohnt, dass sie sich mit komplexen Themen befassen und sie für jeden einzelnen verständlich machen.

Danke an succus für die Aufnahme.


Einige Bemerkungen:

Die Süd-Tiroler Freiheit behauptet: Was in Katalonien und Schottland möglich ist, das gilt auch für Südtirol.

Hier legt die Moderatorin nahe, dass in Katalonien und Schottland derselbe Prozess im Gange ist, es also in beiden Gebieten zu Abstimmungen über ihre Zukunft geben wird. Dies ist falsch: In Katalonien wurden »nur« selbstverwaltete, nicht bindende Abstimmungen durchgeführt, während in Schottland ein offizielles Referendum geplant ist, welches London anerkennen will.

Ein Ziel ist sicherlich eine Vollautonomie, aber wir haben ein Modell, das erprobt ist und das realistisch ist.

Der schwammige Begriff der Vollautonomie, den Herr Achammer hier benutzt, besitzt keine eindeutige Definition. Die SVP hat noch nie erklärt, was sie damit meint. Wenn man den Begriff analysiert, muss man zum Schluss kommen, dass damit die Unabhängigkeit gemeint ist — dann jedoch könnte ihn Achammer nicht verwenden, um eine Alternative zur Loslösung von Italien zu bezeichnen.

[…] und wir sind überzeugt und sicher, dass das Freistaatmodell, wo sich alle auf Augenhöhe begegnen können, das Realistischste ist […]

Auch der von Sigmar Stocker gebrauchte Begriff des »Freistaats« ist unpräzise und kann zu Fehldeutungen führen, wenn wir uns vor Augen halten, dass auch Bayern und Sachsen »Freistaaten« sind, was sie aber weder zu unabhängigen Staaten, noch zu Bundesländern mit einem größeren Handlungsspielraum macht, als alle übrigen.

Wir berufen uns immer wieder auf […] den Gesetzentwurf, den der italienische Ex-Präsident Francesco Cossiga im Parlament eingebracht hat […]

Mir ist unverständlich, warum sich einige in Südtirol noch immer auf einen Gesetzentwurf berufen, der keine Chance hat, vom Parlament verabschiedet zu werden, der die Provokation eines Egozentrikers war und der äußerst schlampig konzipiert ist. Allein die Tatsache, dass eine Angliederung an Deutschland als eine Möglichkeit erwähnt wird, sollte allen zu denken geben. Wir Südtiroler müssen ein eigenes Projekt vorantreiben und dürfen uns nicht von Außenstehenden zu verantwortungslosen Abkürzungen verleiten lassen.

Ich finde es schon bemerkenswert, dass die Freiheitlichen sagen, sie vertreten den Freistaat, und erst dann überlegen sie sich, was der Freistaat überhaupt ist.

Mal von der Schwammigkeit des Begriffes abgesehen, finde ich es interessant, was Achammer da sagt. Man soll also nicht ein Projekt haben dürfen, und es nach und nach konkreter formulieren — denn das ist es, was die Freiheitlichen laut Auskunft von Herrn Stocker machen.

Die Staaten haben sich mit den verschiedensten Verträgen die Integrität des Staates und die Unantastbarkeit der Staatsgrenzen versprochen.

Mir sind diese Verträge nicht bekannt. Wenn sie jedoch gültig sind, dann werden sie von Großbritannien verletzt, wenn es beabsichtigt, Schottland über seine Zukunft frei abstimmen zu lassen. Zudem finde ich es bezeichnend, dass sich die SVP stets mit dem status quo als unveränderliche Tatsache abfindet und nicht — wie etwa die Katalanen — gegen solche nur angeblich gottgewollten Wahrheiten ankämpft.

Sie vergleichen uns mit Schottland. Wenn der Zentralstaat Italien sagen würde »wir geben Südtirol freiwillig auf«, dann wäre es eine andere Situation.

Achammer wartet also darauf, dass Südtirol zur Unabhängigkeit kommt, wie die Jungfrau zum Kind. Das ist ein schlechter Scherz: Nicht einmal Großbritannien geht so weit, Schottland freiwillig aufzugeben — die dortige Zentralregierung hat ja angekündigt, im Falle einer Abstimmung für ein »Nein« zur Loslösung zu werben.
Jeder ist seines Glückes Schmied: Wohl jeder weiß, was geschehen wäre, wenn wir Südtiroler darauf gewartet hätten, dass uns die Autonomie in den Schoß fällt.

Nehmen wir zum Beispiel Katalonien: In Katalonien gab’s ja diese Abstimmung bereits, die Volksabstimmung die auch Sie sich wünschen würden. Allerdings, die Konsequenz war welche? Katalonien ist noch immer bei Spanien.

In Katalonien hat — anders als die Moderatorin zu behaupten scheint — keine offizielle Abstimmung stattgefunden. Es wäre also ein Wunder, wenn Katalonien nicht mehr bei Spanien wäre.

[…] das geht nur wenn alle drei Sprachgruppen, besonders die italienische, in dieses Konzept eingebunden wird

Diese Aussage Stockers kann man nur unterstreichen.

[…] und ich kann dir sagen, damals, als wir [das Konzept für die Unabhängigkeit] in einer Klausurtagung in Pfalzen beschlossen haben, dann es öffentlich gemacht haben, haben wir eigentlich von der linken bis zu der rechten Seite bei den italienischen Parteien keine Gegensprache empfunden, auch nicht vonseiten der Bevölkerung, auch nicht vonseiten der italienischen Medien, das heißt, sie könnten sich dieses Modell vorstellen, ganz einfach […]

Eine sehr gewagte Schlussfolgerung.

Die Autonomie, das können Sie noch so oft sagen, ist nicht tot.

Wie Eva Klotz und Sigmar Stocker richtigerweise feststellen, ist das eine Aussage des SVP-Abgeordneten Karl Zeller.

[…] unsere Vision ist auch […] grenzüberschreitend Möglichkeiten zu suchen, die wir innerhalb der Europaregion Tirol zum Beispiel schon haben

Nicht nur gibt es keine Europaregion Tirol, sie verfügt auch über so gut wie keinen politischen Handlungsspielraum.

Und wenn Sie sagen: Stimmen wir im Ahrntal mal ab, Auswirkung hat es keine. Genau deshalb möchte ich nicht, dass wir morgen […] in Südtirol abstimmen, wenn es keine Auswirkungen hat. Das ist Augenauswischerei, wenn wir den Leuten versprechen: Heute stimmen wir ab und morgen setzen wir um. Das ist nicht möglich, sondern wir streben das an, was möglich ist. Das ist Realpolitik.

Es gibt einen großen Unterschied zwischen rechtlichen und gesellschaftlich-politischen Auswirkungen. Man verkauft die Bürger für dumm, wenn man unterstellt, sie würden glauben, die selbstverwaltete Abstimmung wäre rechtlich bindend — denn nur dann wäre es auch Augenauswischerei. In Katalonien werden diese Befragungen nicht durchgeführt, um sofort die Unabhängigkeit zu erreichen, sondern um den Bürgerwillen zu kanalisieren, sichtbar zu machen und Druck auf die Politik auszuüben. Genauso könnte/sollte es in Südtirol sein (vgl. meine Kritik an der Vorgehensweise der Süd-Tiroler Freiheit in diesem Zusammenhang).
Wenn eine Partei — wie die VP — nur das anstrebt, was heute schon möglich ist, ist das nicht Realpolitik, sondern Appeasement und vorauseilende Untertänigkeit. Mit einer derartigen Einstellung gäbe es heute wohl keine Autonomie.

Auch Verfassungsexperten in ganz Europa können Sie fragen: Heute ist — und das ist realistisch — eine äußere Selbstbestimmung, also eine Veränderung von Staatsgrenzen nur dann möglich, wenn in einem Gebiet gravierende Diskriminierung[en] oder schwere Menschenrechtsverletzungen oder was auch immer gegeben sind.

Das ist falsch, und Schottland beweist es. Eine äußere Selbstbestimmung in Berufung auf das Völkerrecht ist nur unter diesen extremen Umständen möglich, das ist die Meinung einer großen Anzahl (und nicht aller) Verfassungsexperten. Es ist aber sehr wohl möglich, die Unabhängigkeit anzustreben, ohne sich auf das Völkerrecht zu berufen. Das ist ebenso realistisch.

Die Tschechoslowakei hat sich geteilt […] — Entschuldigung, war nicht Mitglied der Europäischen Union, die Tschechoslowakei

Eva Klotz bringt mit der Tschechoslowakei ein denkbar schlechtes Beispiel, da sich ein gesamter Staat im Einvernehmen in zwei Staaten geteilt hat. Trotzdem wäre dieser Prozess auch innerhalb der Europäischen Union möglich gewesen — anders als Achammer behauptet. a) Die Anwendbarkeit des Völkerrechts hat mit der Mitgliedschaft in der Europäischen Union nichts zu tun; b) Die Trennung von Tschechien und Slowakei hat ohnehin nicht in Berufung auf das Selbstbestimmungsrecht der Völker stattgefunden; c) die EU verbietet keine einvernehmlichen Loslösungsprozesse.

Ist es wirklich notwendig, dass wir jetzt eine Selbstbestimmungsaktion durchführen, jetzt wo die Grenzen eigentlich alle fallen?

Diese Formulierung der Moderatorin zeugt von mangelnder Kenntnis der Realität. Trotzdem: Wenn die Grenzen wirklich fallen, dürfte es kein Problem sein, eine neue administrative Einheit zu schaffen, so wie innerhalb Italiens die ladinischen Gemeinden der Provinz Belluno eine Loslösung von Venetien anstreben, obwohl die regionalen Grenzen weit weniger spürbar sind, als die staatlichen.

Tatsache ist, dass diese Europaregion Tirol nicht einmal das ausfüllen kann, was das Madrider Abkommen vorsieht.

Frau Klotz hat Recht: Italien hat das wichtige Zusatzprotokoll zum Madrider Abkommen, das eine wirksamere politische Zusammenarbeit ermöglichen würde, nie ratifiziert. Genauso wie es die Charta der Regional- und Minderheitensprachen nie ratifiziert hat.

Ich nehme zur Kenntnis, dass die Perspektive viel klarer gemacht werden muss, und die Perspektive ist unsererseits […] eine Vollautonomie anzustreben […]

Auch Herr Achammer hat Recht — diese Perspektive muss viel klarer gemacht werden, um nicht zu sagen: Die VP muss sie erstmals definieren und erklären. Im Grunde könnte man der Sammelpartei den gleichen Vorwurf machen, den Achammer den Freiheitlichen macht: Zuerst schmeißt sie mit einem wertlosen Begriff herum und erst dann füllt sie ihn mit einem Inhalt.



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Comentârs

26 responses to “Konfuse Selbstbestimmung.”

  1. Karasu avatar
    Karasu

    Achammer hat wieder einmal gezeigt, dass keine Argument auch Argumente sind.

  2. gorgias avatar
    gorgias

    Achamer behauptet dass eine Selbstbestimmung mit Verschiebung von Staatsgrenzen nur im Falle gravierender Diskriminierungen oder Menschenrechtsverletzungen möglich ist. Das ist richtig sofern man diese gegen den Willen der Staatsmehrheit machen will.

    Im Fall Slowakei war es möglich, weil sowohl die Slowaken als auch die Tschechen einen eigenen Staat wollten, was somit die Mehrheit ist.

    Im Falle von Kosovo waren schwere Menschenrechtsverletzungen vorhanden.

    Im Falle von Montenegro sah die Verfassung von Serbien-Montenegro die Möglichkeit für jeden Bundesstaat vor ein Abspaltungsreferndum zu halten.

    Für Südtirol treffen diese drei Fälle nicht zu.

    Kann jemand sagen auf welcher rechtlichen Grundlage für Südtirol eine Selbstbestimmung mit Verschiebung der Grenzen möglich ist, wenn dies nicht von der italienischen Regierung gewollt ist?

    Würde man jetzt ein in Südtirol ein Abspaltungsreferendum abhalten hätte dies keine Gültigkeit und könnte in der augenblicklichen Situation Völkerrechtlich nicht durchgesetzt werden.

  3. laios avatar
    laios

    Achammer sagt auch, dass England eine Selbstbestimmung Schottlands nie zulassen würde, obwohl das nicht den Tatsachen entspricht. Das sagt doch schon alles, wie mut- und visionslos die SVP zur Selbstbestimmung steht.
    Wenn die Selbstbestimmung von der Mehrheit eines Volkes gewollt wird, so steht das völkerrechtlich vor einem staatlichen Recht auf nationale Einheit. Dieser völkerrechtlichen Auffassung kam man nicht unlängst auf einer internationalen Tagung in Innsbruck zum Thema Kosovo.

  4. anonym avatar
    anonym

    @gorgias
    wie wärs mit der Menschenrechts-Charta? Ich möchte den Staat sehen, der eine korrekte, friedliche, demokratische Abstimmung als null und nichtig erklären wird. Ausser China, Nordkorea und Russland natürlich.
    Übrigens finde ich schon dass der Fall der Tschechoslowakei auf uns zutrifft, genauso wie auf Schottland usw. Es ist keinesfalls die Zustimmung der anderen Landesteile nötig, wenn sich im abspaltenden Teil eine Mehrheit findet. Das wäre so als könnte sich Schottland nur dann abspalten, wenn das Wales, Nordirland und England ebenfalls mehrheitlich gutheissen.
    Wieso glaubst du eigentlich heisst es SELBSTbestimmung?

    @laios
    das traurige an der Geschichte ist aber, dass Achammer und Konsorten diese Unwahrheiten bewußt als Wahrheiten verbreiten und die Systemmedien diese brav und kritiklos abdrucken und dem Volk tagtäglich als gottgegebene Fakten präsentieren.
    Wenn das dann auch nichts mehr helfen sollte, kann man immer noch mit Kriegsdrohungen genügend Angst und Schrecken vor der Selbstbestimmung verbreiten.
    Hier ist die Opposition gefragt die einfach besser kontern, besser aufklären (und zwar alle Sprachgruppen) und geschickter argumentieren muss.

  5. m.gruber avatar
    m.gruber

    Ich war live am Radiogerät und hab mir Ähnliches gedacht. Vielleicht sind auch 20min (hab immer geglaubt es wären 30min) zu wenig um über dieses Thema vernünftig zu reden. So war die Diskussion voll von Floskeln.

    Ähnlich ist es mit den Diskussionen bei “Pro und Contra”. Die Sendezeit reicht oft nicht aus um ein Thema wirklich aufzuarbeiten.

  6. So avatar
    So

    @Gorgias
    Nicht immer nur die halbe Wahrheit bzw. Geschichte erzählen. Das Unrecht fängt beim 1. Weltkrieg und noch früher bei Tolomei an. Deine Behauptungen mögen gelten, wenn sich Völker, Regionen FREIWILLIG zusammengeschlossen haben. Für Südtirol trifft dieser Fall nicht zu.

    Süd-Tirol wurde gegen den Willen Österreichs und gegen den Willen der Bevölkerung von Italien besetzt und einverleibt. Österreich hat das Friedensdiktat nur unter Protest unterschrieben und damals sogar in Rom eine Protestnote abgegeben/verwahrt .

    Auf welcher völkerrechtlichen Grundlage hat also Italien gehandelt?
    Bei damals nur 3% Italiener und heute nur 26% Italiener in Süd-Tirol widerspricht es wohl jeder Vernunft Süd-Tirol an Italien zu klammern.

    Diskriminierung und Menschenrechtsverletzung
    Das Siegesdenkmal ist eine gravierende Diskriminierung der Südtiroler und verstößt gegen das europäische Diskriminierungsverbot. Die Annexion Südtirols selbst ist Menschenrechtsverletzung. Da braucht nicht erst was passieren. Und die Folterungen der Freiheitskämpfer, sind das keine Menschenrechtsverletzungen?

    Die rechtliche Grundlage für Südtirol

    http://quellen.geschichte-schweiz.ch/allgemeine-erklarung-menschenrechte-uno-1948.html

    von Italien unterschrieben, denke ich.

  7. otto avatar
    otto

    leider macht die gute Frau Klotz Ihr hehres Anliegen durch eine nicht sehr tolerante Diskussionsweise wieder unhehr! sie lässt den armen Achammer einfach nicht ausreden!
    Ob das der Sache hilft?

  8. otto avatar
    otto

    @anonym
    die slowakei und die tschechei haben sich sehr wohl im einvernehmen getrennt. ich denke auch, dass das entscheidend war. die wollten beide nicht mehr miteinander gehen. sozusagen eine scheidung im guten
    bei uns würde italien zunächst sicher nicht ein einvernehmen herzustellen bereit sein, dass muss jedem klar sein.
    ausser die mehrheit auch der italienischen bevölkerung in südtirol würde für die sezession stimmen, so 2/3 zum beispiel.
    würden aber auf deutscher seite, sagen wir 65% für die sezession stimmen, bei den italienischen südtirolern aber nur 9 oder 15 %, dann wirds zumindest nicht sehr leicht.

  9. anonym avatar
    anonym

    @otto
    das bestreite ich ja nicht und es hat der Trennung der beiden Länder nur extrem geholfen, dass sie in Einvernehmen erfolgte.
    Andereseits hätten die Slowaken doch das Recht auf einen eigenen Staat gehabt, selbst wenn die Tschechen die Trennung nicht gewollt hätten. Das ist der Punkt.
    Denn wenn man die Logik vertritt es müssten unbedingte alle Seiten zustimmen, dann würde das in unserem Fall bedeuten dass eine Mehrheit innerhalb Südtirol dafür sein muss und eine Mehrheit im restlichen italienischen Staatsgebiet. Das ist natürlich Schwachsinn.

    Zu diesen Diskussionen im Radio und TV: ich finde leider auch die Zeit nicht ausreichend um solche komplexe Themen sachlich zu diskutieren und oft mangelt es auch schlicht an der Moderation.
    Ich finde aber auch, dass gerade die knapp bemessene Zeit Anlaß dazu sein müsste, dass Politiker wie Frau Klotz diese wichtigen Anliegen kurz, knapp und doch 100% treffsicher vermitteln müssten, gerade weil im Land der Opposition so wenig Mittel zur Verfügung stehen während die Volkspartei eine ganze Zeitung für sich hat (bzw. umgekehrt die Zeitung sich eine Partei hält).

  10. niwo avatar
    niwo

    @gorgias

    Kann jemand sagen auf welcher rechtlichen Grundlage für Südtirol eine Selbstbestimmung mit Verschiebung der Grenzen möglich ist, wenn dies nicht von der italienischen Regierung gewollt ist?

    Rein auf der Basis des klassischen Völkerrechts sieht die Sache wohl sehr schwierig aus – und es ist die Frage, ob dies gesellschaftlich überhaupt wünschenswert ist.
    Vor allem darin unterscheidet sich das BBD Modell von den, ich heiße sie hier “traditionellen” Selbstbestimmungsbefürwortern.
    Das BBD Konzept ist ein Territorialkonzept. Es basiert nicht auf ethnischen Grundlagen und geht davon aus, dass wenn eine Mehrheit der in Südtirol lebenden deutsch-, italienisch-, ladinisch-, und andersprachigen BürgerInnen eine Loslösung von Italien will und sich entsprechend artikuliert und dabei einen Gesellschaftsvertrag (Verfassung) vorlegt, der allen in Südtirol lebenden Menschen gleiche Rechte gewährt, die Unabhängigkeit erreichen wird.
    Auch wenn Italien einer derartigen Forderung anfangs nicht zustimmen würde, wäre dieser Prozess nicht mehr zu stoppen und irgendwann würde die Zustimmung auch von Italien und den EU Gremien kommen. Mit dem klassischen Völkerrecht hätte dieser Fall nichts zu tun, da es rechtlich hierfür keine Grundlage gibt. Aber rein rechtlich sind ja mindestens 50% der neuen Staaten Neuland. Schottland beschreitet genau diesen Weg.
    Es ist der für Südtirol EINZIGE erfolgversprechende und gesellschaftlich vertretbare Weg zur staatlichen Unabhängigkeit. Eine win win Situation für alle SüdtirolerInnen, unabhängig von Sprache, Geschlecht, Religion und Hautfarbe.

  11. pérvasion avatar

    Das Völkerrecht bietet keine ausreichende Grundlage für die Loslösung von Italien und kann damit zwar als ideeller Grundsatz, aber nicht als rechtliches Fundament dienen. Würde Südtirol in Berufung auf das Völkerrecht einseitig die Unabhängigkeit erklären, wäre es von der Anerkennung durch Drittstaaten abhängig, welche sie dadurch erst sanktionieren würden. Es ist jedoch unwahrscheinlich, dass uns eine kritische Anzahl von Ländern gegen den Willen Italiens jemals anerkennen würde, weil sie es sich sicher nicht mit einer der großen Industrienationen verscherzen möchten und weil etablierte Staaten ja am Fortbestand des Grundsatzes der territorialen Integrität interessiert sind. Der m.E. einzige gangbare Weg wäre der, den wir hier auf dieser Plattform vorschlagen und den niwo beschrieben hat.

  12. Moderation avatar

    Ich bitte alle, zur korrekten Einbettung von Zitaten die neu verfügbare «Quote»-Schaltfläche oberhalb des Texteingabefelds zu benutzen. Danke!

  13. m.gruber avatar
    m.gruber

    @pérvasion:
    Ich möchte nicht vom Thema abschweifen, aber bzgl. des neuen Bewertungssystems auf diesem Blog möchte ich sagen, dass ich gegen das “Hidden due to low comment rating” – Feature bin.

    Ich bin dagegen, dass Beiträge aufgrund eines schlechten Ratings auf den ersten Blick unsichtbar gemacht werden. Diese Form der automatisierten Selektion ist zwar Typisch fürs Internet, aber das Meinungsspektrum wird somit stark reduziert. Letztenendes muss sich dann der Blog vorwerfen lassen nur eine Art Query-Realität widerzuspiegeln. Man findet nur das, was der Merheit in den Kram passt. Vgl. hier: http://www.ctrl-verlust.net/queryology-ii-das-filtersubjekt/

    Zum Anderen ist diese Form der Selektion recht leicht zu manipulieren.

  14. hunter avatar
    hunter

    ich stimme m.gruber zu

  15. gadilu avatar
    gadilu

    Anch’io trovo il sistema della valutazione dei commenti inquietante.

  16. laios avatar
    laios

    Ich bin nicht dieser Meinung, dass sich andere Staaten unbedingt gegen eine Loslösung Südtirols von Italien querstellen würden. Natürlich geht es nicht von heute auf morgen. Jedoch wäre es vor allem die Aufgabe der SVP das Terrain demendsprechend vorzubereiten. Es geht vor allem um die Anerkennung von Schlüsselländern. Deutschland ist sicherlich ein Schlüsselland, zu dessen Politikern die SVP ja bekanntlich gute Kontakte pflegt. Frankreich und Großbritannien waren seinerzeit nach 1945 sogar sehr entschiedene Befürworter der Landeseinheit. London hat sich da sogar besonders positiv hervorgetan und zeigt seine demokratische Haltung in Sachen Selbstbestimmung ja gerade wieder im Falle Schottlands. Die USA waren damals aus strategischen Gründen dagegen. Schwer vorzustellen jedoch, dass sich Amerika als selbsternannte Vorzeigedemokratie und Wächter der Menschenrechte heute querstellen würde. Was die Russen betrifft, so gibt es hier eine interessante Meldung dazu.
    http://listetirol.wordpress.com/2011/05/20/moskau-steht-doppelstaatsburgerschaft-fur-sudtiroler-positiv-gegenuber/
    Diese Überlegungen sind reine Spekulationen, genauso wie es Spekulationen sind, wenn man behaupten möchte, dass uns nie eine kritische Anzahl von Ländern gegen den Willen Italiens jemals anerkennen würde.

  17. gadilu avatar
    gadilu

    Sarebbe poi anche sentire il parere di paesi come l’Indocina, la Nuova Zelanda, il Pakistan… così… tanto per fare due chiacchiere.

  18. otto avatar
    otto

    wobei auch hier wieder gilt: je höher der konsens zum abtrennungsprozess mit italien ist, umso schneller und umso mehr werden andere länder das neue gebilde anerkennen.
    umgekehrt gilt aber: je größer der konflikt mit italien sein wird, umso weniger länder werden das projekt unterstützen und das neue gebilde anerkennen. da müssen sich die stf-ler noch bissl anstrengen.
    ganz einfach!

  19. fabivS avatar
    fabivS

    Credo che sia sempre più chiaro sia da questa che da altre discussioni, che l’indipendenza è un lungo ed articolato processo più che un timbro su un foglio di carta o l’esito di un referendum.
    Non credo che la situazione internazionale possa completamente ignorare un referendum democratico (specie guardando lo scarsissimo prestigio che ha l’Italia), ma credo che questo potrebbe essere di per sè insufficiente, se sussistessero dei fondati motivi per impedire l’indipendenza. Il rischio che le azioni di alcune frange di estremisti facciano deteriorare i rapporti tra gruppi linguistici, è in effetti ancora presente…
    Bisogna perciò raccogliere oltre ad una maggioranza qualificata (ideale sarebbe la maggioranza relativa di ogni gruppo) anche dei documenti che dimostrino la maturità  e la determinazione della nostra causa.
    In più emerge chiaramente che se si vuol puntare all’indipendenza, non basta fare informazione in qualche comune, ma occorre farla in tutto il mondo o quantomeno in Europa…

  20. fabivS avatar
    fabivS

    @Gadilu:

    Ci credo che a te il rating dei commenti non piace: i tuoi vengono quasi tutti nascosti! :-D

  21. gadilu avatar
    gadilu

    Fabius, mi stupirei del contrario. ;) E comunque mi sorprenderei molto se i miei ragionamenti piacessero a una qualsiasi maggioranza di persone.

  22. m.gruber avatar
    m.gruber

    @fabivS: Hoppla ;) Per dimostrarti l’assurdita del systema.

  23. hunter avatar
    hunter

    @ m.gruber
    jaja, solch ein system erfordert halt eine gewisse reife :-)

  24. m.gruber avatar
    m.gruber

    @hunter : :) stimmt wohl.

  25. laios avatar
    laios

    Eva Klotz hat den Begriff “Freistaat” mit der Präzisierung “souverän unabhängiger Staat” in der Diskussion ja gut definiert im Gegensatz zu den Freiheitlichen, welche sich diesen Begriff ja gross auf die Fahne geschrieben haben.

  26. hunter avatar
    hunter

    @ laios
    wo sie das wohl her hat, dass “freistaat” ein unpräziser begriff ist :doubt:

    @ pervasion
    hervorragend beobachtet und analysiert. und es ist unverschämt, wie ahnungslos oder bewusst irreführend die teilnehmer der diskussion (inkl. moderatorin) agieren. so unvorbereitet geht nicht einmal ein grundschüler in ein referat. eigentlich eine schweinerei.

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