Vor etwa einem Monat, am 6. Mai 2007, bin ich in Sachen »call for team« aktiv geworden, um endlich eine kleine Diskussion loszutreten, die mit den direkten Betroffenen geführt werden sollte. Hierzu habe ich rund einem Dutzend Südtiroler Spitzensportler (v.a. Wintersportler, auch i. R.) eine möglichst neutral gehaltene Mail nach folgendem Muster zukommen lassen:
Sehr geehrte/r Frau/Herr […],
die »Brennerbasisdemokratie«, eine neuartige (weil offene, politisch völlig unabhängige und sprachübergreifende!) Plattform für mehr Eigenständigkeit hat unter dem Titel »call for team« ein Vorkonzept für eine inklusivistische Südtiroler Sportmannschaft erarbeitet, welche die Jahrzehnte währenden (ethnischen, politischen…) Spannungen im Südtiroler Sport, die u.a. den Athleten selbst schaden, möglicherweise entschärfen könnte. Es handelt sich dabei bewusst nicht um ein fertig verpacktes Modell, sondern um eine erste Diskussionsbasis, die eine öffentliche Debatte zu diesem Thema anregen soll.
Jetzt wo der Medienrummel um den Wintersport etwas abgeebbt ist, möchte ich Sie aus diesem Grund um eine (auch kurze) Stellungnahme zu unserem ersten Papier bitten, dessen Inhalt Sie unter folgender Internetadresse finden:
http://www.brennerbasisdemokratie.eu/?p=587
Über einen unvoreingenommenen – gerne kritischen – Beitrag würden wir uns sehr freuen. Was halten Sie von unserer Grundsatzidee? Könnten Sie sich vorstellen, selbst am Aufbau einer solchen Mannschaft mitzuwirken bzw. in sie einzutreten, und unter welchen Voraussetzungen? Wo sehen Sie Probleme, was wären die Vorzüge? Was würden Sie anders machen als von uns vorgeschlagen?
Wir bitten Sie, sich vorab unseren Vorschlag genau durchzulesen, da er sich in wesentlichen Punkten von bisherigen Projekten unterscheidet .
Eine anonyme Behandlung Ihrer Stellungnahme ist möglich, falls Sie dies wünschen, da uns vor allem die Meinung der Betroffenen interessiert, und nicht so sehr eine namentliche Zuordnung.
Besten Dank im Voraus und auch weiterhin viel sportlichen Erfolg!
Mit freundlichen Grüßen
[…]
Brennerbasisdemokratie
Zwänge und Abhängigkeiten
Trotz milden Tons habe ich auf all meine Mails nur eine Antwort erhalten, die noch dazu eine profunde Angst und Einschüchterung offenbart, die unseren Athleten innewohnt:
Sehr geehrter […],
Ich bedanke mich für Ihre Einladung zu einer Stellungnahme zu diesem heiklem Thema, aber leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass wir keinerlei Stellungnahme zur politischen Debatte nehmen dürfen und können. Einerseits sind Manfred und Manuela Mölgg durch zahlreiche nationale Verträge gebunden und andererseits gehören sie seit mehreren Jahren der Sportgruppe der Finanzwache an.
Ich hoffe auf Ihr Verständnis und verbleibe
Mit freundlichen Grüßen
L.C.*
Neun Sportler (Lucia Recchia, Denise Karbon, Andreas Seppi, Patrick Staudacher, Kurt Sulzenbacher, Armin Zöggeler, Isolde Kostner, Gustav Thöni, Peter Fill) haben nach beinahe einem Monat noch gar nicht geantwortet, was ebenfalls ein Zeichen dafür sein dürfte, dass offene Diskussionen nicht erwünscht oder gestattet sind.
Was ist das für ein Rechtsstaat, wenn seine Sportler (anders als etwa in Spanien, Deutschland…) keine politische Meinung haben dürfen und demnach praktisch völlig von ihm vereinnahmt werden? Was sagen die politischen Verantwortlichen in Südtirol zu dieser indirekten, aber dennoch klaren, erschreckenden Offenbarung?
*) Name ist mir bekannt.
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