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Christo · Durnwalder/Fitto.

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ai

Die nicht immer kunstfreundliche Süd-Tiroler Freiheit (STF) möchte das Bozner Siegesdenkmal von Christo verpacken lassen — und hat angeblich bereits Kontakt zu Mitarbeitern des bulgarischen Künstlers aufgenommen. Dessen ungeachtet, dass den Patrioten womöglich gar nicht klar ist, wie wenig Christos Verpackungen ihren Inhalt »verstecken« und wie sehr sie seine Anwesenheit noch betonen, halte ich dies für eine ausgezeichnete Idee.

Es wäre eine hervorragende Gelegenheit, sich auf konzeptionelle Weise mit dem Bauwerk bzw. dem Verhältnis von Präsenz und Nicht-Präsenz auseinanderzusetzen und gleichzeitig seine sperrige Symbolik ihrer unmittelbaren Bedeutung zu entziehen. In jedem Fall sind Christos Werke stets ephemer; dies heißt, die Verhüllung wäre selbstverständlich keine Dauerlösung (im Sinne des von der STF wohl beabsichtigten Verbergens), sondern ein vorübergehender, einen Nachdenkprozess fördernder Zustand.

Ich mache mir aber keine großen Illusionen, dass das Kunstwerk zustande kommt.

Fitto und Durnwalder haben sich einmal mehr auf ein Abkommen zwischen Staat und Land verständigt — diesmal zum Thema Wegweiser. Ich finde diese Vorgangsweise ungeachtet des Inhalts regelrecht skandalös, zumal die Ergebnisse der Aussprache vor der Bevölkerung und dem Landesparlament bis zur Vertragsunterzeichnung verheimlicht werden. Das ist genauso eine proprietäre, feudale Auffassung der Res Publica wie im Falle der jüngst vergebenen Abschussgenehmigungen in den Wäldern der Landesdomäne nach Gutdünken des Landeshauptmanns. Wieviel so ein Abkommen zwischen Staat und Land wert ist, verdeutlicht übrigens die Tatsache, dass das Land den Staat jetzt verklagt — weil er den Inhalt des Mailänder Abkommens angeblich nicht respektiert hat und Südtirol doppelt zur Kasse beten will.

Cëla enghe: 01



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Comentârs

7 responses to “Christo · Durnwalder/Fitto.”

  1. succus avatar
    succus

    Ich finde zwar Christo ein bisschen Mainstream (um nicht zu sagen abgedroschen), für Aufmerksamkeit wäre sicherlich gesorgt. Vielleicht würde es damit auch im Ausland stärker wahrgenommen.
    Mein Vorschlag: Lassen wir mal ein paar junge Künstler ran!

  2. gadilu avatar
    gadilu

    Mi trovo a condividere questo contributo parola per parola.

  3. anonym avatar
    anonym

    Der Gedanke zu sehen, wie der Platz ohne oder mit einem anderen Denkmal aussehen würde ist in der Tat sehr reizvoll! Zudem könnte durch einen namhaften Künstler wie Christo auch im In- und Ausland Aufmerksamkeit für dieses skandalöse Denkmal erzeugt werden.
    Doch andererseits wird eben nur verhüllt, und danach folgt zwangsläufig wieder die Enthüllung… vielleicht sogar feierlich? Da graust es mir jetzt schon!

    Ich bin ja schon gespannt wie diese Vereinbarung Durnwalder-Fitto im Detail aussieht, man darf schon mal das Schlimmste befürchten! Daß der Landtag und somit auch die gesamte Opposition ausgeschlossen wurde ist symptomatisch für dieses System. Mir ist allerdings noch nicht ganz klar, ob selbst die SVP nichts zu melden hatte und Durnwalder hier wieder einen Alleingang gemacht hat?

  4. Simon avatar

    Du unterliegst ebenfalls dem Missverständnis, dass etwas Verhülltes auch »verborgen« ist. Christo bewegt sich gerade auf der Grenzlinie jener Ambivalenz von An- und Abwesenheit, die auch du spätestens erkennst, wenn du von Enthüllung sprichst. Er würde nicht kommen, um das Denkmal zu entfernen, sondern um es uns noch bewusster zu machen, und zwar mit einer nie dagewesenen Vehemenz. Das müssten wir, aber vor allem die Befürworter seiner unkommentierten Erhaltung erst aushalten… kein Vergleich mit einem harmlosen Frosch — aber ein durchaus reizvoller Gedanke.

  5. SoSigIs avatar
    SoSigIs

    Ganz simpel gesagt, wenn etwas versteckt ist, dann sieht man es nicht – das ist ein ganz klares Statement! Nämlich, dass die Vergangenheit zwar existiert, man sie aber überwinden und ausblenden kann um ihre die Wichtigkeit zu nehmen.

  6. jonny avatar
    jonny

    @sosigis
    Und wenn man etwas sieht und es nicht versteckt ist, versteht man nicht, dass die Vergangenheit zwar existiert, man sie aber überwinden und ausblenden kann?
    Die Frage ist doch nicht, ob man dieses “Denkmal” sieht oder nicht, die Frage müsste lauten: “Was bedeutet dieses Denkmal für die Südtiroler, für die altoatesini und für die Ladiner? Hat es überhaupt noch eine Bedeutung, und wenn ja, welche? ”
    Kann mir jemand sagen, ob es z.B. eine neutrale Umfrage gibt, die sich mit diesen Fragen beschäftigt?

  7. SoSigIs avatar
    SoSigIs

    Dieses Denkmal steht für Unterdrückung, Faschismus, Imperialismus und Geschichtsverfälschung. Es bedeutet nichts anderes, wenn einige Südtiroler diese Bedeutung nicht verstehen, ändert das herzlich wenig daran. Die Altoatesini haben diese Bedeutung ganz genau vestanden, deshalb verteidigen Sie das Denkmal als Zeichen ihrer Vorherrschaft in diesem Land.

    Jede andere Interpretation ist zweifelsohne eine Verharmlosung und Realtivierung faschistischer und nazistischer Terrorregimes.

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