Das Projekt Brennerbasisdemokratie ist von Anfang an sehr eng mit diesem Blog verstrickt, um nicht zu sagen: ist dieser Blog. Das hat von vorn herein die Frage aufgeworfen, wie man eine Verbindung zwischen Zivilgesellschaft und Plattform herstellen könne, um breitere Schichten anzusprechen und allmählich in die Fortentwicklung unserer Ideen miteinzubeziehen.
Spätestens seit der Zusammenkunft der Plattform Ende November stand dieses Problem konkret im Raum. Vorgeschlagen wurde unter anderem die Zusammenarbeit mit einer Tageszeitung, was jedoch sehr schnell wieder ausgeschlagen wurde, als uns klar wurde, welche Gefahren dies bergen könnte. Wir beschlossen also, quasi den umgekehrten Weg zu beschreiten – einen wesentlich beschwerlicheren: Mit einem offenen Brief, der hier in seiner ersten brauchbaren Version vorliegt, wird sich die Plattform an wichtige Persönlichkeiten aus möglichst vielen gesellschaftlichen Bereichen wenden und sie darum bitten, einen kurzen Beitrag zu unserem Projekt zu verfassen, und sich zum ersten Mal – kritisch – mit der »Idee« auseinanderzusetzen.
Falls uns dies gelingt, und es gibt bereits die ersten informellen Zusagen, so wird sich dies auf die Plattform gleich mehrfach positiv auswirken: Wir werden unsere Ansichten im Positiven wie im Negativen mit jenen angesehener Köpfe messen dürfen. Wir werden vermutlich einiges neu überdenken müssen. Die Plattform wird damit einen qualitativen Schub erfahren und vermutlich auch über die Grenzen ihrer Webpräsenz hinausgetragen. Und hoffentlich werden auch zahlreiche Normalbürger dazu angeregt, hier mitzudiskutieren.
Mit dem call for paper versuchen wir also, die Wände gleichzeitig von innen nach außen und von außen nach innen zu durchstoßen – nach langer Diskussion fühlen wir uns dazu bereit. Hier nun der Text, wie er in wochenlangem Zusammenspiel zwischen Étranger und mir entstanden ist:
Ausweg Selbstbestimmung
Bei einer abstrakten Betrachtung der territorialen Selbstverwaltung als Instrument der Konfliktbewältigung und des Minderheitenschutzes können im Falle Südtirols drei Phasen eines nunmehr abgeschlossenen Prozesses beschrieben werden:
• Konfliktbeendigung und Kompromissfindung;
• Umsetzung der Lösungen und Stabilisierung;
• Normalisierung und Neuausrichtung.
Ist dies das abstrakte Bild, so erschließen sich bei näherer Untersuchung Schattenseiten, die ihrerseits neue Fragen aufwerfen: Zur Qualität der Normalisierung etwa, und zu den Prinzipien, die die Neuausrichtung des institutionellen Aufbaus der Südtiroler Autonomie regeln.
Diese grundlegenden Fragen lassen sich auf folgende Punkte zurückführen:
1) Die Parteienlandschaft ist nach wie vor ethnisch bestimmt. Auf der einen Seite eine Sammelpartei, die für die Minderheit eine gute Lösung herausgeholt hat und nun von einer Kampfhaltung in eine Erhaltungs- und Verwaltungsposition übergegangen ist, ohne aber eine Lösung für jene Probleme bereit zu haben, die aus der Autonomie hervorgegangen sind. Auf der anderen Seite die zersplitterten so genannten »italienischen Parteien« – in ihrer inneren Organisation meist zentralistisch ausgerichtet – von denen bis dato ebenfalls keine Alternative im Sinne der Integration und der Mitverwaltung gekommen ist, die zur Schaffung einer territorialen Selbstregierung jedoch unentbehrlich wäre.
2) Das Zusammenleben der Sprachgruppen bleibt nach wie vor ein »Nebeneinander« und kein echtes »Miteinander«. Dies offenbart sich in einer fortwährenden Zersplitterung der Öffentlichkeit und in einem Bildungssystem, das auch weiterhin die monolingualen Parallelgesellschaften fördert und reproduziert – was Mehrsprachigkeit eher benachteiligt als unterstützt.
3) Die Autonomie scheint außerstande, Auswege und Zukunftsvisionen zu bieten. Vielmehr beinhaltet sie die abgedroschene und trennende Berufung auf das »Vaterland Österreich« einerseits und auf den italienischen Staat andererseits als ihre ureigenste Triebkraft. Ihre Aufgabe, eine Minderheit in einem fremdnationalen Staat zu schützen, macht sie für die Überwindung der Gegenüberstellung zwischen (ethnischer) Mehrheit und Minderheit ungeeignet – dabei wäre diese Überwindung wohl die einzige Möglichkeit, die Gleichheit aller Südtiroler unabhängig von Herkunft und Sprache zu gewährleisten.
Im Lichte dieser Erwägungen regt die Plattform eine breite gesellschaftliche Diskussion an, die hilfreich wäre, die Probleme in einem neuen Licht erscheinen zu lassen und die systeminterne Analyse zu transzendieren. Außerdem könnte sie einen konzeptionellen Fluchtpunkt aufzeigen, der dazu beiträgt, eine neue Sichtweise zu erschaffen.
Die Frage, die diese Diskussion leiten sollte, betrifft die Chancen eines Souveränitätsprojektes, so es zum Vorteil sämtlicher hier lebender Sprachgruppen eingefordert und umgesetzt würde: Bereits der Weg, also die Herbeiführung des dazu nötigen Grundkonsenses (»nation building«) könnte eine positive Dynamik auslösen (auch als Surrogat eines gemeinsamen Gründungsmythos). Das Ziel wäre dabei weder die Rückgliederung an Österreich, noch unbedingt die Schaffung eines Kleinstaates im herkömmlichen Sinne, sondern etwa ein im Laufe des Prozesses zu definierendes geopolitisches Subjekt, das programmatisch Grenzen auflöst und mehrsprachig wäre, eine eigene Sichtbarkeit, ein besonderes Selbstverständnis und eine starke Verantwortlichkeit hätte, und uns dabei den nötigen Handlungsspielraum einräumte, um Lösungen vor Ort zu finden, ohne sie nach außen zu delegieren.
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Punto di fuga autodeterminazione
Applicando una descrizione astratta dei modelli di soluzione dei conflitti e di tutela delle minoranze attraverso l’autogoverno territoriale, per il Sudtirolo è possibile distinguere tre fasi di un processo che sembra giunto a compimento:
• cessazione del conflitto e raggiungimento di un compromesso;
• applicazione della soluzione negoziata e stabilizzazione;
• normalizzazione e ridefinizione.
Se questo dunque è il quadro astratto, un’analisi più dettagliata della situazione attuale ci spinge però a giudicare con minore entusiasmo i risultati di questo processo e a porre nuovi quesiti sia sulla qualità della “normalizzazione” raggiunta che sui principi da adottare nella “ridefinizione” dell’architettura istituzionale dell’autonomia sudtirolese.
In particolare sono tre gli aspetti che riservano le maggiori perplessità:
1) il paesaggio politico è ancora dominato dalla logica etnica. Da un lato mediante un partito di raccolta che, una volta adempiuto il suo compito di garante della minoranza che rappresenta, non è riuscito ad elaborare una strategia in grado di risolvere i problemi scaturiti dallo sviluppo dell’autonomia. Specularmente, la frammentazione dei cosiddetti “partiti italiani” (organizzati ancora in chiave “centralistica”) non ha sin qui offerto nessuna valida alternativa d’integrazione e cogestione dei principali dispositivi di potere che sarebbero necessari per dare corpo ad un effettivo autogoverno territoriale.
2) la convivenza tra i gruppi linguistici continua a configurarsi più come un “Nebeneinander” che come un “Miteinander”. Ciò è testimoniato anzitutto da una persistente frammentazione del discorso pubblico e da un sistema formativo che, prevedendo una struttura ancora troppo rigidamente subordinata al modello monolinguistico, non consente l’evoluzione di un autentico plurilinguismo della popolazione locale.
3) l’autonomia non sembra neppure in grado di suggerire una comune visione futura per tutti i gruppi linguistici. In modo contraddittorio continuano ad essere infatti operanti i richiami veteronazionalistici nei confronti della “madrepatria” austriaca e dello Stato italiano. Inoltre, conservando l’impianto di un’Autonomia essenzialmente pensata per tutelare una minoranza nazionale all’interno di uno Stato sentito da essa come “straniero”, non si vede come possa risultare un giorno possibile quella dismissione della contrapposizione tra maggioranza e minoranza (pensate etnicamente) che pure rappresenterebbe l’unico modo per poter sospendere la logica bloccata della “dominanza” (di un gruppo sull’altro) e sancire finalmente una piena uguaglianza tra tutti i cittadini che risiedono sul territorio.
Alla luce di queste considerazioni, la nostra piattaforma vorrebbe aprire un’ampia discussione su un’ipotesi, una sorta di esperimento mentale, che forse potrebbe aiutarci, se non a risolvere, almeno a proiettare su questi problemi una luce nuova, indicando così un punto di fuga concettuale alternativo a quello che si esprime mediante la mera messa a punto dell’autonomia così come noi oggi la conosciamo.
La domanda che dovrebbe guidare questa discussione riguarda la plausibilità di un progetto di sovranità da avanzare a nome di tutti i gruppi linguistici e in virtù del loro irriducibile contributo alla definizione identitaria del Sudtirolo futuro. In questo caso il processo necessario all’elaborazione del consenso (“nation-building”) potrebbe già innescare quella dinamica positiva che fungerebbe da surrogato per un comune “mito di fondazione”. È utile ripetere che la finalità non è qui il ricongiungimento con l’Austria o la creazione di una piccola entità statale rigidamente definita e chiusa da nuovi, anacronistici confini, quanto piuttosto la creazione di un’unità geopolitica programmaticamente di frontiera (e di cerniera) ancorché dotata di una visibilità, di un’autocoscienza e di una responsabilità più marcate rispetto a quelle attuali.
Wir freuen uns auf Stellungnahmen und erste Reaktionen. Und vielleicht fühlt sich ja schon jemand als Normalsterblicher danach, hier seinen eigenen Beitrag zu veröffentlichen.
Cëla enghe: 01
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