Ich weiß, dass ich hiermit die Schadenfreude derer nähre, die sich nichts sehnlicher wünschen, als dass ein notorischer Nörgler wie ich endlich mal richtig eins auf die Papp’m kriegt — aber andererseits soll man doch erfahren, wie es einem in Südtirol ergeht, wenn man sich nicht (wie die meisten) alles gefallen lässt, und womöglich auch noch auf seine Rechte besteht.
Heute Abend um ca. 22.55 im Zug Bozen-Brenner, geplante Abfahrt um 22.58. Der Schaffner geht am Bhf. Bozen durch die Waggons.
Schaffner: Wir werden mit ca. einer halben Stunde Verspätung abfahren.
anderer Fahrgast: Wenn ich das gewusst hätte, wäre ich noch etwas länger in der Stadt geblieben.
Schaffner: Sie können ja noch eine Runde gehen.
23.05: Der Zug fährt ab. Der Schaffner kommt zurück.
Ich: Zum Glück sind wir jetzt doch keine Runde gegangen.
Schaffner: Warum?
Ich: Das wäre schlecht gewesen…
Schaffner (höhnisch): Für wen?
Ich: Für uns natürlich. Für den Herrn von vorhin. War wohl eine Fehlinformation.
Schaffner: Warum? Glauben Sie alles was ich Ihnen sage?
Ich: Naja, Sie sind der Schaffner.
Schaffner (grimmig): Haben Sie auch einen Fahrschein?
Ich: Ja (gebe ihm mein Abo), aber Sie könnten sich für die Fehlinformation entschuldigen.
Schaffner: Geben Sie mir Ihren Ausweis.
Ich (hole den Geldbeutel raus): Ist das jetzt die Strafe für meine Beschwerde? Sie könnten sich ja wirklich entschuldigen…
Schaffner: Ok, Sie wollen mir den Ausweis nicht geben, dann kriegen Sie eben eine Anzeige.
Der Schaffner verlässt mit meinem Abo den Waggon, ich bleibe sitzen. In Waidbruck kommt er zurück und hält mir einen Zettel vor.
Ich: Wenn Sie jetzt wirklich eine Anzeige geschrieben haben, zeige ich Sie wegen Amtsmissbrauch an.
Schaffner: Wollen Sie das unterschreiben?
Ich sehe, dass es keine Anzeige, sondern ein Fahrschein zzgl. Strafe in Gesamthöhe von € 56,66 ist.
Ich: Nein, danke. Außerdem verstehe ich es nicht, das ist nur auf Italienisch.
Schaffner (schreibt “non firmo” auf die Strafe und legt sie — zusammen mit meinem Abo — auf den Sitz neben mir): Auf Wiedersehen!
In Klausen steige ich aus und lasse den Zettel liegen — nicht ohne ihn fotografiert zu haben.
(Der gesamte Dialog hat auf Deutsch stattgefunden.)
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