Am 3. Juni war bei Sternstunde Philosophie des Schweizer Fernsehens SRF der us-amerikanische Philosoph John Searle* zu Gast, der sich dabei unter anderem zum Thema »Menschenrechte« äußerte. Thema der Folge war »Der Sinn des Bewusstseins«.
Die Menschenrechte sind real, aber nicht so real wie unsere Daumen. Menschenrechte muss man rechtfertigen, damit sie als solche anerkannt werden. Menschenrechte gehören zur Klasse der institutionellen Tatsachen wie Geld, Eigentum, Regierungen und Heirat. Sie funktionieren nur, weil Menschen an ihre Existenz glauben, was aber nicht heißt, dass dieser Glaube unbegründet wäre oder nicht von anderen geteilt würde. Es gibt Gründe, warum Menschenrechte geschaffen werden und es ist die Aufgabe des Philosophen, diese Gründe zu spezifizieren. Dafür braucht es meiner Meinung nach zwei Dinge: Man braucht eine Vorstellung davon, was den Menschen ausmacht und was es braucht, damit er sich entwickeln kann. Menschen können sich nur entwickeln, wenn sie sprechen, sich mitteilen können. Daher der Anspruch auf Redefreiheit. Desweiteren braucht es das, was die Philosophen »Axiologie« nennen: eine Wertelehre, die unterscheidet, was wichtig und was unwichtig ist, was unbedeutend und was ernstzunehmend ist. […] Man braucht also zwei Dinge, um die Menschenrechte zu begründen, die beide altmodisch sind: eine Theorie der menschlichen Natur und eine Theorie der menschlichen Werte, damit können Sie die Menschenrechte rechtfertigen.
von transkribierte Originalübersetzung
Menschenrechte sind fragil und bedürfen zu ihrer Aufrechterhaltung stetigen Engagements. Sie sind eine Konvention, die nicht immer existiert hat und nicht notwendigerweise fortbesteht — uns dessen bewusst zu sein, versetzt uns erst in die Lage, sie zu verteidigen.
*) an dieser Stelle sei nicht verschwiegen, dass Searle seit 2017 sexuelle Belästigung in mehreren Fällen vorgeworfen wird
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