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Südtirols Städte huldigen dem Militär.

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ai

Alpini-Wassermauer.

Im November wurde ein Teil der Bozner Wassermauer in Alpini-Wassermauer umbenannt. Die Mittelinksregierung bekennt sich damit zum Militarismus und ehrt eine Division, die in Südtirol von Anfrang an vor allem eine Rolle innehatte — die des Besatzers. Die Alpini haben nach Ende des ersten Weltkriegs materiell die Besetzung unseres Landes vollzogen — eine Besetzung, die heute (wie schon damals) auch viele italienische Politiker als »Unrecht« bezeichnen. Während des Faschismus waren die Gebirgsjäger willfährige Befehlsnehmer eines totalitären Regimes, welches sich die Assimilierung und Italianisierung der hier lebenden Bevölkerung zum Ziel gesetzt hatte. Zahlreiche Südtiroler wurden zwangsrekrutiert und zu unmenschlichen, verbrecherischen Einsätzen nach Afrika geschickt.
Nach 1945 waren die Alpini Hauptwerkzeug der fortgesetzten Majorisierungspolitik der jungen italienischen Republik. Bis in die 1990er Jahre feierten sie den »Sieg« im ersten Weltkrieg durch martialische Paraden an einem faschistischen Denkmal. Aufgrund ihrer nach wie vor fehlenden territorialen (geschichtlichen, sprachlichen…) Sensibilität haben sie außerdem Generationen von männlichen Südtirolern durch Treueschwüre und Fahnenhissereien zu »echten Italienern« erzogen — so jedenfalls die Absicht. Noch heute muss jeder Südtiroler, der in den zivilen Polizeidienst aufgenommen werden will, zwangsläufig den Militärdienst absolvieren.

Eine offizielle Entschuldigung für auch nur eine dieser Taten ist bis heute nicht bekannt. Auch keine Distanzierung. Dafür werden die Alpini jetzt in Bozen offiziell geehrt, weil sie bei der Errichtung der Wassermauer mitgeholfen haben.


In Brixen, wo den Gebirgsjägern bereits ein eigenes Museum versprochen wurde, soll jetzt der nächste Streich folgen. Die Stadtregierung beabsichtigt die Umbenennung einer Straße zu Ehren der Brigata Alpina Tridentina. Allein schon die Bezeichnung dieser Brigade leugnet die Existenz Südtirols, indem es in die faschistische »Venezia Tridentina« eingeordnet wird. Die Straßenbenennung wäre nichts anderes als ein freudiger Schuss ins eigene Knie. Ich schlage deshalb vor, noch rechtzeitig auf eine friedlichere Alternative umzuschwenken. Anstatt Militär und Militarismus zu huldigen, sollte Brixen eine Mantuastraße-Via Mantova einführen. Wie die Stadt Regensburg, der kürzlich ein Abschnitt der Bahnhofsstraße gewidmet wurde, ist Mantua mit der Bischofsstadt verschwistert.

Cëla enghe: 01 02 03



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Comentârs

15 responses to “Südtirols Städte huldigen dem Militär.”

  1. niwo avatar
    niwo

    Was würde in diesem Militärmuseum dokumentiert? Der Völkermord in Abessinien?
    Ich glaube Italien hat mehr zu bieten als Militarismus und Faschismus. Auch ein Vorschlag für einen Straßennamen in Brixen: Maria-Montessori-Straße

  2. laios avatar
    laios

    Wann nimmt hier dieses leidige nationalistische Italianita´- Gehabe endlich ein Ende?

  3. susanne avatar
    susanne

    Tja, in Mailand soll ja bald schon Herr Craxi zu Ehren kommen. Nach dem Tode Andreottis kommt dann die nächste Flut. Mein Vorschlag: eine Mafia-Straße/Gasse/Platz/Allee, so kann man sich weitere Namensgebungen sparen.

  4. susanne avatar
    susanne

    Übrigens: Die Alpini-Wassermauer ist der Teil des Talfergrüns vor dem Gefängnis, wo die Hunde ihren Auslauf haben und sich erleichtern.

  5. anonym avatar
    anonym

    @niwo

    Was würde in diesem Militärmuseum dokumentiert? Der Völkermord in Abessinien?

    Welcher Völkermord?? Meinst du etwa den heldenhaften Feldzug der Alpini für Ruhm und Gloria Italiens in Afrika? Wir mussten uns beim Militärdienst Propaganda Filme aus jener Zeit ansehen wo diese Verbrechen genau so glorifiziert wurden (kommentarlos natürlich).

    In Bozen gibts übrigens eine Amba-Alagi Strasse. An was die wohl erinnern soll?

    @laios

    Wann nimmt hier dieses leidige nationalistische Italianita´- Gehabe endlich ein Ende?

    Die Antwort kennst du glaub ich eh schon: Gar nie. Italien hat sich eine bequeme Lügen-Vergangenheit geschaffen und ist an einer richtigen Aufarbeitung (wie in D) in keiner Weise interessiert. Der Faschismus war nicht so schlimm, und ab 43 (spätestens!!!) war man eh dagegen und die braven Partisanen und das Volk haben die bösen Nazis bekämpft. Am Ende war man ja faktisch wieder Sieger. Und muss ein “Sieger” irgendwas an sich ändern?

  6. hansi avatar
    hansi

    Einer dieser “braven” Partisanen ist ja der aktuelle Staatspräsident Italiens, der wie gesagt posthum den von Mussolini zur Italianisierung von Dalmatien und Istrien eingesetzten Polizeichef von Zadar einen Orden verlieh.
    Bei dieser Verleihung 2007 in Triest wurde richtigerweise auf die Opfer auf italienischer Seite (Foibe-Massaker in Ex-Jugoslawien) hingewiesen.
    Jedoch wurden mit keinem Wort die Gräueltaten der ital. Faschisten in Ex-Jugoslawien erwähnt, weder die Konzentrationslager noch die Versuche, Kroatien ethnisch zu säubern und zu italianisieren. Im Gegenteil, Napolitano sprach von “slawischen annexionistischen Tendenzen” im Friedensvertrag von 1947…ganz so als wäre nicht Italien der Besatzer gewesen…na so was!

  7. Lex avatar
    Lex

    In der Hauptstadt gibt es traurig aber wahr einen Konsens für Militarismus, aber ein Friedensplatz und die Umbenennung der Amba-Alagi-Straße finden keine Mehrheiten. Mich würde interessieren wie die PACE-Bewegten von Frieden & Gerechtigkeit, Kommunisten und Grünen im Gemeinderat abgestimmt haben. Wie kann man das in Erfahrung bringen?

  8. tuscan avatar
    tuscan

    @susanne

    In questa orgia di interventi sull’Abissinia, Jugoslavia, Venezia Tridentina, Dalmazia ecc., il tuo accenno a una vicenda tipicamente italo-italiota-italiana come quella di Craxi fa quasi tenerezza, anzi commuove. Complimenti per la competenza! Chissà  se spingerà  gli altri postanti a interessarsi di Hammamet oltre che dell’Amba Lagi?

  9. Pito avatar
    Pito

    Ich habe gerade ein bisschen gestöbert und herausgefunden, dass die Umbenennung nicht vom Gemeinderat sondern von der Stadtregierung beschlossen wurde, also ohne Hilfe der Rechtsparteien: http://www.gemeinde.bozen.it/print_context.jsp?ID_LINK=426&area=19&page=1&id_context=13320

    Es handelt sich also um einen autonomen Beschluss der Friedensbewegten (PD, Grüne, Kommunisten) und der Autonomisten (SVP, UDC). Als kleines Zuckerl wurde die Umbenennung auch noch genau auf den 4. November gelegt.

  10. anonym avatar
    anonym

    @tuscan
    erzähl du uns doch von Hammemet, würde mich interessieren.

  11. tuscan avatar
    tuscan

    Hammamet, in Tunisia, è il luogo dove si è rifugiato Craxi dopo essere andato via dall’Italia e dove poi è morto. Se sai chi è Craxi non ho bisogno di darti ulteriori spiegazioni, altrimenti ci sono moltissime pubblicazioni, libri, giornali (di sicuro in italiano, in tedesco non so), o anche solo cliccando su google, tutti certamente più bravi di me a raccontare la faccenda.

    Ammesso che tu sia realmente interessato a un pezzo di storia italiana recente, cosa di cui permettimi di dubitare.

  12. anonym avatar
    anonym

    @tuscan
    aha, danke. Mein Fehler, für einen Moment dachte ich es hätte was mit dem Thema hier zu tun.

  13. tuscan avatar
    tuscan

    @anonym

    Hai fatto tutto da te. Io mi ero limitato a commentare un intervento di Susanne, al che tu mi hai fatto una domanda e io ho risposto. Ma evidentemente tutto questo non è alla tua portata.

  14. Simon avatar

    In dieser Angelegenheit hatte ich am 5. Jänner Klaus Ladinser, Luigi Spagnolli, Luigi Gallo, Primo Schoensberg, Patrizia Trincanato und Rudi Benedikter angeschrieben und um eine Erklärung gebeten.

    Geantwortet hat bis heute nur Klaus Ladinser, und zwar bereits am selben Tag. Hier ist seine »überzeugende« Antwort:

    Sehr geehrter Herr Constantini,

    wir haben dem Vorschlag des Herrn Bürgermeister zugestimmt, da die Alpini es ermöglichten, das Flußbett der Talfer an die Bürger von Bozen zugänglich zu machen

    freundlichst

    Klaus Ladinser

    Ob ein bezahlter Volksvertreter nicht die Pflicht hätte, sich über die Tragweite seiner Beschlüsse ein bisschen mehr Gedanken zu machen? Übrigens bezweifle ich, dass die Alpini das Flussbett zugänglich gemacht haben.

    An alle anderen: Ein Kompliment für die Bürgernähe.

  15. sion avatar
    sion

    Ein sehr “interessantes” Denkmuster hat dieser Herr. Wenn der Fluss von den Deutschen zugänglich gemacht worden wäre, würde das entsprechende Stück dann “Wehrmacht-Wassermauer” heißen?

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