Rund 83% der Katalanen glauben, dass Katalonien frei über seine Zukunft entscheiden dürfen sollte — 50,3% würden bei einem Referendum für die Unabhängigkeit stimmen und nur 17,8% dagegen. Das sind die wichtigsten Ergebnisse einer repräsentativen Umfrage der Universitat Oberta de Catalunya (UOC), die für das DYM-Institut an 2.614 Personen durchgeführt wurde. Der Erhebungszeitraum wurde unmittelbar nach dem 13. September angesetzt, als in der Gemeinde Arenys de Munt eine selbstverwaltete Volksabstimmung zu diesem Thema abgehalten wurde. Und die im Vergleich zu früheren Umfragen sehr positiven Ergebnisse beweisen unzweideutig, dass diese Abstimmung ein positiver Impuls für die Unabhängigkeitsbefürworter war. Dies bestätigt auch die Thesen des Cercle d’Estudis Sobiranistes, wie ich sie [hier] beschrieben habe.
Die Zahlen bestätigen, dass die Selbstbestimmung in den Mittelpunkt des katalanischen Interesses gerückt ist und nicht vor Parteigrenzen Halt macht. Abgesehen von den Wahlabsichten ist es eine wichtige Nachricht, dass sich eine erdrückende Bevölkerungsmehrheit für die Abhaltung eines Referendums ausspricht.
Die Daten
Die Umfrage, die vom Centre d’Estudis de Temes Contemporanis der katalanischen Regierung technisch begleitet wurde, ergibt dass mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten der Loslösung von Spanien zustimmen würde, 17,8% dagegen stimmen und 24,6% nicht zur Wahl gehen würden. Die Region um Girona ist mit 64,5% die unabhängigkeitsfreundlichste, während Barcelona (46,3%) den geringsten Befürworteranteil hat.
Doch es gibt nicht nur Positives zu berichten: Die Untersuchung reflektiert auch die Unsicherheit eines Teils der katalanischen Gesellschaft — denn 58,1% der Befragten glauben nicht, dass die Unabhängigkeit jemals erreicht wird, während nur 31,1% optimistisch sind.
Die Tendenz
Häufig zeichnen Umfragen die Realität nicht unverfälscht nach, doch wenn sie repräsentativ sind, taugen sie zur Bezeichnung von Tendenzen. Die vorliegende Erhebung unterstreicht also eindeutig, dass die Emanzipierung Kataloniens nicht mehr ein utopischer Traum einer kleiner Bevölkerungsgruppe ist, sondern mit Wucht in’s politische Leben Kataloniens eingedrungen ist. Die gesellschaftliche Unterstützung hat im Vergleich zu früheren Jahren auf beeindruckende Weise zugenommen. Außerdem bestätigt die sehr detaillierte Studie, dass die Gründe für ein Ja längst die sentimentale und kulturelle Sphäre transzendieren. Wirtschaftliche und vor allem demokratische Gründe spielen bei den Befürwortern eine mindestens gleich wichtige Rolle. Im Gegensatz dazu geben nun vor allem die Gegner der Unabhängigkeit sentimentale Gründe für ihre Entscheidung an. In dieser Hinsicht liegt das Ja nicht nur zahlenmäßig, sondern längst auch argumentativ vor dem Nein — was nicht bedeutet, dass die Gefühle der einen und der anderen Seite nicht ebenfalls legitime Beweggründe sind.
Auffallend ist zuletzt, dass fast 25% der Befragten angeben, dem Referendum fernbleiben zu wollen, obwohl es um ein Schlüsselthema geht. Es wird noch genauer unter die Lupe zu nehmen sein, ob sich dahinter ein grundsätzliches Unwohlsein verbirgt.
Brennerbasisdemokratie auf Grundlage eines Berichts von Tribuna.cat
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