Die Süd-Tiroler Freiheit hat am Samstag ihre dritte ordentliche Vollversammlung ausgetragen, zu der neben anderen Gästen auch Johanna Plasinger-Scartezzini vom Landesamt für Statistik (Astat) eingeladen war. Sie hat für die Teilnehmerinnen ein Referat zum Thema Demografie gehalten, aus dem hervorgeht, dass die ausländische Bevölkerung in Südtirol bis 2020 auf rund 14% steigen wird. Für die Landeshauptstadt bedeutet dies, dass sie zu jenem Zeitpunkt mehr ausländische als deutschsprachige Einwohnerinnen zählen könnte.
Diese Prognose veranlasste Sven Knoll zur Aussage, dass die Ausländerinnen die Rolle der Italienerinnen übernehmen könnten, woraus er schließt, dass für die Selbstbestimmung nur noch 10-15 Jahre bleiben [weil wir dann nicht mehr die Mehrheit im eigenen Land wären].
Die statistische Vorhersage kann man jedoch nur dann negativ beurteilen, wenn man davon ausgeht, dass wir mit der Integration der Zuwandernden dieselben Fehler begehen, wie dazumal mit den Italienerinnen — obwohl uns heute völlig andere Mittel und Zuständigkeiten zur Verfügung stehen, dies zu verhindern. Es zeugt von Pessimismus und Desinteresse gegenüber den »neuen Südtirolerinnen«, wenn man glaubt, diese als Hindernis betrachten zu müssen, statt als Chance und Ressource für ein unabhängiges Südtirol.
Es wäre sinnvoller, wenn die Süd-Tiroler Freiheit ein Konzept entwickelte, wie man die Zuwandererinnen durch eine offene Aufnahme- und Integrationspolitik zu mehrsprachigen Südtirolerinnen macht, die den gesellschaftlichen Zusammenhalt zwischen den Sprachgruppen stärken — anstatt Ängste zu schüren, indem man sie a priori zu Feinden unserer künftigen freien Entwicklung stempelt.
Die heutige, nicht existente Integrationspolitik der SVP, die Ausländerkinder höchstens noch in italienische Schulen abschiebt, ist dagegen wirklich eine tickende Zeitbombe — weil sie Parallelgesellschaften und gesellschaftliche Marginalisierung erzeugt, und den Zuwandernden nicht das Bewusstsein vermittelt, sich in einem besonderen (weil mehrsprachigen und autonomen) Land zu befinden, in dem sie als Menschen willkommen sind.
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